Die Schwerter von Zinjaban
Möglichkeit haben wir nicht mehr«, sagte Reith. »Diese Qaathianer reiten wie die Teufel; jeder von ihnen hat einen Ersatzaya bei sich. Wenn Sie jetzt sofort mit Ihrem Tross aufbrächen und die Nomaden morgen einträfen, würden sie Sie auf dem Weg erwischen.«
»Erzählt mir was über Qaath«, sagte Fodor, die Gefahr ignorierend, »damit ich mir eine Vorstellung von der krishnanischen Geschichte machen kann.«
»Qaath ist ein großes Steppenland westlich von Jo’ol und Balhib«, erklärte Alicia. »Kulturell gesehen sind die Leute, die dort leben, mit den Mongolen und Tataren der Erde vergleichbar.«
»Echte Männer also!« dröhnte Fodor begeistert.
»Alles ganz prima«, sagte Reith, »solange bis einer von ihnen auf die Idee kommt, seinen Harnisch mit deinem Skalp zu schmücken. Gewöhnlich sind sie in einander sich bekriegende Stämme zersplittert, die sich fröhlich gegenseitig abschlachten. Aber immer mal wieder gelingt es einem tüchtigen Führer, sie zu einer einzigen Kampfmaschine zusammenzuschweißen. Dann zieht er los und guckt, welche seiner Nachbarn er am leichtesten ausplündern und niedermetzeln kann. Ghuur von Uriiq, der Kamoran von Qaath, ist ein solcher Führer.«
»Da die Varasto-Nationen viel zu sehr damit beschäftigt waren, sich untereinander zu beharken, um sich gegen die Bedrohung von außen zusammenzuschließen, hat Ghuur sie eine nach der anderen überfallen und geschluckt. Und jetzt hat er sein Auge auf Mikardand geworfen, das stärker ist als seine früheren Eroberungen. Er kommt allmählich in die Jahre und will wohl – nehm ich an – noch einmal, solange er dazu in der Lage ist, einen großen Eroberungsfeldzug führen.«
»Irgendeine Idee, wie diese Qaathianer vorgehen?« fragte Fodor jetzt schon viel nüchterner. Seine Euphorie bei dem Gedanken an eine richtige Schlacht war grimmiger Berechnung gewichen.
»Ja, die hab ich«, sagte Reith. »Als erstes werden sie mehrere tausend leichte Ayas vorschicken. Wenn sie nicht auf großen Widerstand stoßen, werden sie weiterreiten und mordend und sengend bis nach Mishe durchmarschieren. Wenn sie auf starke Gegenwehr stoßen, werden sie sich bis zu den nachrückenden Truppen zurückfallen lassen. Diese Hauptstreitmacht wird sich nur langsam vorwärtsbewegen, weil die Fußsoldaten aus den Tributstaaten nicht mehr als fünfundzwanzig oder dreißig Kilometer pro Tag schaffen.«
»Das heißt also, wenn wir – ich meine, unsere krishnanischen Komparsen – diesen Voraustrupp abschmettern, könnte die gesamte Invasion zum Stillstand kommen?«
Reith zuckte mit den Schultern. »Ich kenne Ghuurs genaue Absichten nicht; aber zumindest würde es Mikardand einen Zeitgewinn verschaffen.«
»Ich glaube, wir wären verrückt, wenn wir nicht abhauen würden …«, begann Stavrakos, aber Fodor schnitt ihm mit einem barschen Grunzen das Wort ab.
»Schnappt ihr zwei euch die beiden Obersten!« wandte er sich an Reith und Alicia. »Mir ist egal, was Kostis sagt. Ich werde diese Schlacht in meinen Film einbauen!«
»Du bist gefeuert!« schrie Stavrakos.
»Das glaubst auch nur du! Lies dir den Vertrag durch! Was die künstlerischen Details des Films anbelangt, gilt ausschließlich das, was ich sage; und ich sage, die Schlacht ist Bestandteil des Filmes! Los, sucht die Obersten!«
»Lies lieber du den Vertrag!« brüllte Stavrakos. »Klausel dreiundzwanzig besagt, dass ich das letzte Wort bei allen Ausgaben habe …«
Die beiden Streithähne und ihr Gekeife sich selbst überlassend, verließen Reith und Alicia den Gasthof und machten sich auf die Suche nach den beiden Kommandeuren. Während Alicia das gozashtandische Lager absuchte, fand Reith die beiden Krishnaner entspannt auf einer Bank zwischen den mikardandischen Zelten sitzend und sich friedlich eine Flasche Falat teilend. Als er ihnen aber von der drohenden Invasion berichtete, sprangen sie auf.
»Die Lichtspielleute diskutieren gerade, was zu tun ist«, sagte Reith. »Würdet ihr mich bitte zu ihnen begleiten, auf dass wir uns einen Plan ausdenken können?«
Bobir, der Ältere der beiden, flüsterte Padras etwas ins Ohr, worauf der Mikardandu sich im Laufschritt entfernte. Bobir sagte: »Er wird gleich wieder zurückkommen, Sir Fergus.«
Als Reith und Bobir in den Gasthof kamen, lagen sich die beiden Filmschaffenden noch immer in den Haaren. Aus Fodors mürrischem Gesichtsausdruck schloss Reith, dass der Produzent die besseren Karten hatte.
»Fergus!« empfing Stavrakos die beiden
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