Die Schwerter von Zinjaban
den Jemadaris, Egbert besuchen. Wann entscheidet Ihr zwei Euch endlich? Die Ungewissheit macht mich ganz verrückt. Weißt Du, was ich mir zu Weihnachten wünsche? Eine Mutter!
Alister
Reith lächelte, während er den Zettel nachdenklich wieder zusammenfaltete und in seine Brieftasche steckte. Er fragte Kardir: »Wo ist Minyev?«
»Er sagte, Ihr schuldetet ihm noch ein paar freie Tage, Herr. Er ist bald nach Eurer Abreise ebenfalls aufgebrochen.«
»Das ist merkwürdig. Hat er auch eine schriftliche Botschaft hinterlassen?«
»Nein, Herr. Zwei Männer – von unserer Art – kamen eines Tages geritten und fragten nach Euch. Nachdem ich ihnen Eure Abwesenheit gemeldet hatte, wollten Sie mit Eurem Sekretär sprechen. Minyev kam hervor, und sie gingen zu dritt zum Aya-Corral, um sich, von meinen lauschenden Ohren ungestört, zu unterhalten. Nachdem sie dies eine Weile getan hatten, kam Minyev zurück und sagte, er würde alljetzt seine Freizeit antreten. Wenig später trug er seine Habe in einem großen Sack aus dem Hause und ritt zusammen mit den zwei andren auf seinem eigenen Aya von hinnen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gesehen.«
Verdacht begann sich in Reith zu regen, wie eine Schlange, die sich langsam entrollt. Nur mit halbem Ohr hörte er den Koch fragen: »Werdet Ihr zum Abendmahl Gesellschaft haben, Herr?«
»Hmm … morgen vielleicht. Was kannst du mir über die Personen erzählen, die Minyev abgeholt haben?«
Der Koch zuckte die Achseln. »Sie trugen gewöhnliche Shaihanhirtenkluft und sprachen Mikardandou.«
»Das könnte bedeuten, sie kamen aus Mikardand, Qirib, Suruskand oder der Stadt Majbur. Vielleicht war es aber auch gar nicht ihre Mutterzunge. Konntest du irgendeinen Akzent wahrnehmen?«
»Nein, Herr. Wie könnte ich – ich, der ich solcherlei Dinge nie studiert habe.«
Reith verbrachte den Abend in seinem Büro. Er machte seine Spesenabrechnung und ordnete Akten, die Minyev überraschenderweise in beträchtlicher Unordnung zurückgelassen hatte. Den folgenden Morgen verbrachte er mit verschiedenem Verwaltungskram für seine bescheidene Ranch; danach fuhr er mit seinem Einspänner nach Novorecife. Er holte seine Post ab, las die neueste Ausgabe der Novo News, schaute sich im Raumhafen den Flugplan an und besprach mit Castanhoso die Gerüchte über Kriege und Umwälzungen in den benachbarten krishnanischen Staaten. Schließlich fragte er den Sicherheitsoffizier, was er von Minyevs plötzlicher Abreise hielt.
»Mir fällt kein Grund ein, warum er so plötzlich abgehauen sein könnte«, sagte Reith nachdenklich.
»Fehlt irgendwas? Silber oder Gemälde oder dergleichen?«
»Nicht dass ich wüsste, außer dass meine persönlichen Papiere in ziemlicher Unordnung waren. Könnte es vielleicht irgend etwas mit diesen Gerüchten über eine qaathianische Invasion zu tun haben?«
Castanhoso zuckte die Achseln. »Nao sei. Fallon erzählt mir, der Kamoran hätte Spione ausgesandt; aber ich habe nichts gehört, was irgendwie mit deinem Sekretär in Verbindung stehen könnte.«
Reith suchte gleich danach das Zimmer auf, in dem White und Ordway wohnten, und sagte: »Die Sao Paolo mit eurem Drehteam trifft erst in ein paar Tagen ein. Was soll ich in der Zwischenzeit machen?«
Ordway blickte von seinem mit Papieren übersäten Schreibtisch auf. »Ehrlich gesagt, alter Knabe, Jack und ich werden so sehr damit beschäftigt sein, Zeiten, Kosten und Entfernungen zu berechnen, dass wir für dich eigentlich gar nichts zu tun haben.«
»Habt ihr irgendwas dagegen, wenn Alicia und ich draußen auf meiner Ranch bleiben, bis das Schiff kommt?«
»Von mir aus gerne. Vielleicht könntest du ja die Zeit dafür nutzen, dir endlich mal darüber klar zu werden, was du eigentlich willst. Du kommst mir vor wie einer von diesen Pröcks.«
»Häh? Was ist das denn?«
»Na, einer von diesen Kavalieren, von diesen mittelalterlichen Rittern, die in einer Rüstung, die aussieht, als hätte sie jemand aus einem Ofenrohr gebastelt, durch die Gegend galoppieren und schöne Jungfern aus den Klauen von Drachen und Zauberern befreien, so wie in der alten Kinoschmonzette Drei Herzen und drei Löwen.«
Reith lachte und vergaß die scharfe Erwiderung, die er Ordway auf seine nur allzu zutreffende Stichelei hatte geben wollen. »Ach, du meinst preux. Das ist Französisch für ›galant‹ oder ›tapfer‹.«
»Ach ja? Ich will damit sagen, dass du mich an eines dieser alten Stücke von diesem Russen – Checkout oder
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