Die Schwerter von Zinjaban
fragte sie: »Ist sonst noch etwas?«
»Mein Herr hat mir befohlen, auf Eure Antwort zu warten.«
Alicia hielt den Brief mit spitzen Fingern, als könne er jeden Moment explodieren. »Fergus, leihst du mir mal dein Messer?«
Sie kratzte das Siegel ab und las den Brief. Gespannt fragte Reith: »Und? Was steht drin?«
»Er hat gehört, dass ich zurück auf Krishna bin, und bittet mich, ihn zu besuchen. Er legt mir praktisch alle drei Monde zu Füßen, damit ich komme. Er sagt, er habe sein Versprechen bezüglich der Sklaven gehalten.«
»Stimmt; das hat er«, bestätigte Reith. »Aber was wirst du ihm antworten?«
Alicia schaute drein wie ein Tier, das in der Falle sitzt. »Ich muss es mir durch den Kopf gehen lassen …« An den Boten gewandt, sagte sie: »Sprecht Ihr Englisch, guter Mann?«
»Nein, teure Dame; von den terranischen Zungen spreche ich nur ein wenig Portugiesisch.«
Sie wandte sich wieder Reith zu. »Wenigstens können wir die Sache unbefangen vor ihm besprechen. Ich möchte Vizman nicht schreiben, ohne mir den Inhalt zuvor genauestens überlegt zu haben. Und das kann ich ganz bestimmt nicht, während der Bursche hier steht und unruhig von einem Bein aufs andere tritt und auf meine Antwort wartet …« Sie wandte sich wieder dem Boten zu. »Richtet Eurem Herrn aus …«
»Einen Augenblick, meine Dame«, sagte der Kurier. Aus seiner Gürteltasche zog er ein Notizbuch hervor, das aus gewachsten, pappdeckeldünnen, von zwei Riemen zusammengehaltenen Holzplättchen gefertigt war. »Bitte sprecht langsam, damit ich es niederritzen kann.«
»Richtet Eurem Herrn aus, dass ich, so dankbar ich ihm auch für seine Einladung bin, in einem Vertrag stehe, der für mindestens die nächsten zwei Monde meine gesamte Zeit beanspruchen wird. Bittet ihn, danach erneut mit mir in Kontakt zu treten.« Der Kurier kritzelte die Botschaft mit einem Griffel auf seine Holzplättchen.
»Alicia!« sagte Reith. »Du wirst dich doch, wenn der Film fertiggedreht ist, nicht ernsthaft freiwillig in den Machtbereich dieses Typen begeben wollen?«
Sie reckte das Kinn hoch und schaute ihn herausfordernd an. »Das weiß ich noch nicht. Bis dahin bin ich entweder schon wieder auf der Rückreise nach Terra, oder vielleicht suche ich mir auch hier einen Job. Und falls sich nichts Besseres finden sollte, bin ich sicher, dass Vizman eine Arbeit für mich hätte. Ich könnte ja auch …«
»Aber … aber …«, stotterte Reith.
Der Bote verneigte sich erneut. »Ich danke Euch, edle Dame. Guten Tag, mein guter Herr.« Er steckte sein Notizbuch wieder ein, saß auf und trabte davon. Am Tor fiel er in einen leichten Galopp.
Reith kaute auf seiner Lippe. Sie setzt mir eine Galgenfrist, dachte er. Wenn ich nicht bald Nägel mit Köpfen mache, sucht sie nach anderen Möglichkeiten. Mit gespielter Gelassenheit sagte er: »Was ist denn nun mit unserem Picknick- und Schwimmausflug? Noch Lust?« Diesmal, nahm er sich fest vor, würden sie die Sache ein für allemal klären.
»Aber sicher. Lass uns …«
Ein dumpfes Grollen brachte den Boden unter ihren Füßen zum Erzittern. Reith schaute verwirrt nach oben. Alicia sagte: »Jetzt sag bloß nicht, es gibt ein Gewitter! An einem so schönen heißen Tag!«
»Gewitter? Von wegen Gewitter! Das ist die Sao Paolo, die ein paar Tage zu früh kommt! Und wir müssen da sein, wenn sie landet. He, Simkash! Hol den Einspänner, byant-hao!«
Sie fanden White und Ordway inmitten einer Menge von Krishnandern, die im Wartezimmer des Zoll- und Sicherheitsgebäudes herumstanden. Die Sao Paolo hatte ihre Passagiere bereits gelöscht, aber bis jetzt war noch keiner aus der Tür der Gepäck- und Ausweiskontrolle gekommen. Ordway sagte mit einem fetten Grinsen: »Dieser Kastanioso oder wie der Bursche heißt, du weißt schon, der Oberbulle, hat gesagt, er würde sie besonders scharf kontrollieren, weil jeder wisse, dass Kalifornier verrückt sind, und dass unter Filmleuten besonders viele Drogenschmuggler und andere Ganoven sind.«
In diesem Augenblick ging die Tür auf, und die Passagiere begannen herauszukommen. Die meisten waren Angehörige von Cosmic Productions, und Ordway begrüßte sie lauthals: »He, Attila! Hier sind wir, Kostis! Hi, Cassie!«
Ordway versammelte seine neunundzwanzig Kolleginnen und Kollegen um sich und stellte sie Reith streng nach Rang geordnet vor. Reith versuchte sich jeden Namen und das dazugehörige Gesicht einzuprägen. Als ersten stellte Ordway Kostis Stavrakos vor, den
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