Die Schwerter von Zinjaban
so ähnlich – erinnerst. In seinen Drehbüchern kommt immer irgendein Kerl vor, der ganz wild darauf ist, seine Schnalle endlich ins Bett zu kriegen. Aber immer, wenn er kurz davor ist, kneift er den Schwanz ein.«
Reith grinste. »Da ist was dran. Aber keiner von Tschechows Helden war je in der gleichen Lage wie wir.«
»Und warum in aller Welt nennst du das Mädchen ›Warzenschwein‹? Wenn es irgend etwas gibt, das sie nicht ist, dann – hässlich.«
»Das ist nur ein ganz persönlicher Joke zwischen uns; so nennt sie mich zum Beispiel ›Furchtloser‹.«
Ordway seufzte. »Wenn ein Liebespaar damit anfängt, sich gegenseitig mit Tiernamen zu benennen, dann bedeutet das meistens, dass die Luft langsam rausgeht. Macht weiter mit eurem Paarungstanz und versucht, nicht so zu sein wie die Helden in den Stücken von diesem Checkout. Tschüs!«
»Bis dann! Wenn ihr uns braucht, schickt uns jemanden rüber.«
Über Ordways absonderliche Aufmunterungsworte grübelnd, überquerte Reith das Gelände und fand Alicia in ihrem Zimmer vor. »He, Warzenschwein! Ordway und White brauchen uns die nächsten Tage nicht; wir müssen erst wieder aufkreuzen, wenn die Sao Paolo mit ihrer Ladung namenloser Kriechtiere eintrifft.«
»Du meinst das Cosmic-Team? Ach, eigentlich sind einige von ihnen ganz menschlich. Und?«
»Wie wär’s, wenn du mit raus zu mir kämst?«
»Nun … ja … ich könnte hier gebraucht werden …«
»Ach, komm schon! Lass mich dein Gewissen sein. Wenn tatsächlich irgendwas passieren sollte, kannst du’s ja auf mich schieben. Wir können schwimmen, Tennis spielen und fechten; und du hast unseren Nachrichtendrachen Meilung nicht auf der Pelle, die versucht, dir eine Story über die von einem Unstern verfolgten Reiths aus der Nase zu ziehen.«
»Meilung wird sich alle Schlussfolgerungen, die sie braucht, aus meiner Abwesenheit ziehen«, erwiderte Alicia spröde.
»Na und? Die wird sie so oder so ziehen. Unter ihrer harten Schale schlummert in Wahrheit ein romantisches Seelchen. Außerdem bist du auf der Ranch für ein Weilchen von den ständigen Nachstellungen unseres eigenen namenlosen Kriechtiers befreit.«
Alicia schnaubte. »Dieser Pickel im Gesicht der Menschheit hat noch eine ganze Reihe subtilerer kleiner sexueller Anspielungen in petto …«
»Vielleicht sollte ich Unterricht bei ihm nehmen …«
»Den würdest du nicht brauchen … Okay, ich komm mit, aber nur, wenn die gleichen Abmachungen gelten wie bisher.«
»Ganz wie du willst.«
Am darauf folgenden Morgen, als Reith sich bückte, um Tennisbälle aufzuheben, sagte Alicia: »Dein Ballgefühl kommt schnell wieder. Du brauchst einfach noch ein bisschen Übung.«
»Hmm! Dass ich den einen Satz gewonnen hab, war mehr Glück als Können. Das Problem ist, wenn ich nur mit dir spiele, dann verbesserst du dich genauso schnell wie ich, und der Abstand zwischen uns bleibt immer der gleiche.«
Alicia lachte. »Heute Nachmittag beim Fechten kannst du dann ja wieder gleichziehen.« Sie blies einen Schwall Luft gegen den goldenen Pony, der ihr in die verschwitzte Stirn hing. »Bákh! So heiß und schwül hab ich’s noch nie erlebt. Ich ertrinke in Schweiß!«
»Meine liebe Lish«, sagte Reith, »Männer schwitzen, Damen glühen. Du glühst wie ein leuchtender krishnanischer Arthropode. Weißt du was? Ich sag Kardir, er soll uns was Leckeres zu essen einpacken, und dann reiten wir raus aufs Land.«
»Ausgezeichnete Idee! Vielleicht können wir zu dem Badesee reiten, von dem du …«
Der Klang von Hufen ließ sie verstummen. Ein Krishnaner kam auf seinem Aya die Zufahrt heraufgetrabt, zügelte sein Tier vor der Eingangstür und sprang aus dem Sattel. Er trug einen geschlitzten Kilt und um den Oberkörper ein schlichtes Tuch, das er über eine Schulter und unter dem anderen Arm hindurch geschlungen hatte. Beide Kleidungsstücke waren schachbrettartig in den Farben Smaragdgrün und Purpur gemustert. Reith sagte: »Das ist – beim Bákh! Das ist König Vizmans Livree! Was will er wohl …«
Der Krishnaner trat auf sie zu, verbeugte sich und sagte auf mikardandou im Qiribo-Dialekt: »Habe ich die Ehre, mit Doktor Alicia Dyckman zu sprechen?«
»Ja«, sagte Alicia.
»Ich überbringe eine Epistel von meinem Herrn, dem großen Dour von Balhib, an die edle Mistress Dyckman.« Er zog einen Brief hervor und überreichte ihn ihr.
Alicia drehte den Umschlag um. »Vielen Dank, guter Mann.« Als der Bote keine Anstalten machte, wegzureiten,
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