Die Schwerter von Zinjaban
einem Mann allein gehören.«
»Ich neige nicht zur Vielmännerei, Randal«, sagte Alicia, »wenn’s du das damit andeuten willst.«
»Vielleicht probierst du’s einfach mal, meine Elfenprinzessin«, sagte Fairweather. »Nimm zum Beispiel meine Kollegin, Gina Petrovsky …«
Reith wurde klar, dass der Schleimbolzen darauf wartete, dass er, Reith, sich endlich auf den Heimweg zu seiner Ranch aufmachte, damit er freie Bahn bei Alicia hatte und sie ohne lästige Konkurrenz angraben konnte. Also hielt Reith stur die Stellung, konterte Anekdote mit Anekdote, setzte auf jeden Witz von Fairweather einen eigenen drauf, bis Alicia schließlich überdeutlich ein Gähnen unterdrückte und sagte: »Also, gute Nacht dann, Jungs!« Sie drückte ihre Tür fest ins Schloss, und Reith hörte, wie sie den Riegel vorschob.
»Hast du nicht Lust, mit zur Ranch rauszukommen, Randal?« fragte Reith. »Ich habe guten Kvad, und ich habe Platz genug, um dich unterzubringen.«
»Vielen Dank«, sagte Fairweather, »aber ich glaube, ich hau mich jetzt besser in die Falle. Wir müssen morgen früh mit den Aqebats aufstehen.«
Als Reith immer noch keine Anstalten machte, das Feld zu räumen, warf Fairweather einen Blick auf die verriegelte Tür und lachte. »Okay, ich komm mit! Wir würden ziemlich blöd aussehen, wenn wir die ganze Nacht hier vor der Tür stehen würden und jeder darauf wartet, dass der andere endlich abhaut. Ich geh schnell meine Sachen holen.«
Im Hof des Gästehauses herrschte ein lautstarkes Tohuwabohu, als die Cosmic-Leute in die Omnibusse stiegen. Einige kabbelten sich um bessere Plätze, andere machten sich Sorgen darüber, ob ihre Sachen auch nur ja richtig verstaut wurden und nichts vergessen worden war. Krishnanische Kutscher und Arbeiter riefen durcheinander; ungeduldige Ayas schüttelten ihre Hörner, scharrten mit den Hufen auf dem Pflaster und blökten. Valdez und Ordway brüllten mit den schwer bepackten Trägern herum.
Reith stand übelgelaunt dabei und überwachte das Treiben. Er ärgerte sich schwarz darüber, dass er schon wieder eine günstige Gelegenheit verpasst hatte. Er riss sich aus seiner griesgrämigen Lethargie, als er Ordways Organ hörte, der unter dem Stress wieder in breitestes Cockney verfallen war.
»Nein, nein, du machst das alles falsch, du Pappnase! He, Strachan, kannst du diesem blöden Kanaken mal erklären, dass er den ganzen Krempel abladen und noch einmal von vorn anfangen soll?«
»Und sag ihm«, schrie Valdez, »wenn er eine Kamera fallen lässt, explodiert sie und reißt uns allesamt in Stücke!«
Dies war zwar maßlos übertrieben, aber völlig aus der Luft gegriffen war es nicht. Die Vorschriften des Interplanetarischen Rates waren zwar ein wenig gelockert worden seit den Zeiten, da es strikt verboten gewesen war, mechanische Geräte, die komplizierter waren als ein Abakus, aus Novorecife herauszuschaffen. Aber Kameras und andere technische Instrumente mussten mit einem Selbstzerstörungsmechanismus versehen werden, bevor sie das Gelände verlassen durften. Sollte nun irgendein wissbegieriger Krishnaner versuchen, ein solches Gerät auseinander zunehmen, sei es, um die Geheimnisse terranischer Technologie zu ergründen oder sei es einfach bloß aus Neugier, würde das Gerät sich selbst in hunderte Einzelteile zerlegen, die kein Krishnaner je wieder würde zusammenbasteln können.
»Sachte, sachte«, kam Strachans tiefe Stimme. »Wenn du ihn ständig anbrüllst, verunsicherst du ihn so, dass er unter Garantie was fallen lässt.« Strachan sprach mit dem Mann auf gozashtandou, woraufhin dieser die Sachen wieder ablud und neu auflud.
Reith sah, dass Ordway sich von seinen Exzessen wieder so weit erholt hatte, dass außer einem Hörnchen auf der Stirn und geröteten Augen nichts mehr zu sehen war. Er musste zugeben, dass der Londoner ein Händchen dafür hatte, Ordnung ins Chaos zu bringen.
Roqir stand schon recht hoch am grünlichen Himmel, als das letzte Stück Fracht sicher an Bord verstaut war und der letzte Fahrgast, der sich das Warten mit Herumspazieren vertrieben hatte, auf seinem Platz im Omnibus saß. Ordway schwang sich auf den vordersten Waggon und ließ den Blick über die Fahrgäste schweifen. Er rief: »Also wirklich, Alicia! Würdest du bitte um des lieben Herzjesuleins willen endlich einsteigen? Du wirst für solche Übungen in Zinjaban noch genügend Zeit haben!«
Mit ›solche Übungen‹ meinte er die Abschiedsumarmung zwischen Alicia und Reith.
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