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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Weihers entlang, ohne eine Möglichkeit zu finden, ihn zu umgehen.
    »Wir müssen zurückgehen. Hier kommen wir nicht durch.« Katharina raffte ihren Rock.
    Thomas kannte diesen Weiher nicht. Er war sich fast sicher, dass sie sich verlaufen hatten. Wo befanden sie sich? Er konnte Katharina nichts von seiner Vermutung sagen, sie würde sich noch mehr ängstigen. Ein umgestürzter Baumstamm lag im Wasser und schaute zur Hälfte heraus.
    »Komm hier entlang. Der Baum ist wie eine Brücke.«
    Er führte Katharina auf den glitschigen, bemoosten Stamm. Er ging voran. Zähneklappernd tastete Katharina sich Schritt für Schritt vor. Ihre fein gearbeiteten Schuhe aus dünnem Leder waren längst ruiniert. Total durchnässt und lehmverschmiert ließen sie nur noch unsichere Schritte zu. Es knirschte, und das morsche Holz gab unter ihren Füßen nach. Ehe Thomas sie halten konnte, glitt Katharina aus. Ihre Füße fanden keinen Halt mehr, ihre Arme ruderten hilflos durch die Luft, dann fiel sie in das kalte, morastige Wasser. Sie schrie entsetzt auf, bevor es platschte.
    Thomas fuhr erschrocken herum, doch er konnte Katharina nicht festhalten. Er balancierte selbst zutiefst unsicher auf dem Stamm. Seine Hände fassten ins Leere.
    »Katharina, wo bist du?«
    »Hier«, kam es kläglich von unten.
    Sie krallte sich an das Geäst des Baumes. Die morschen Äste brachen unter ihren Händen weg. Verzweifelt paddelte sie mit den Armen und bekam endlich eine Astgabel zu packen. Mit aller Kraft zog sie sich hoch. Thomas bekam sie am Umhang zu fassen.
    »Ein Wassergeist hält mich fest«, schrie sie. »Er hält mich am Bein fest und will mich hinabziehen.«
    Die Todesangst verlieh ihr fast übermenschliche Kräfte. Auch Thomas geriet in Panik. Verzweifelt zerrte er an ihrem Umhang, der sich nun gänzlich mit Wasser voll gesogen hatte. Das half. Katharina schob sich bäuchlings auf den Stamm und blieb erschöpft liegen. Ihr Atem ging keuchend und die eben überstandene Gefahr ließ ihr Herz rasen. Auch Thomas war erleichtert.
    Auf allen vieren krochen sie zum Ende des Stammes. Das Ufer des Weihers war morastig und mit Röhricht bestanden. Trauerweiden ließen ihre langen Zweige wie seltsame Fühler in das Wasser hängen. Sie schlugen sich durch das raschelnde Dickicht. Zweige schlugen Katharina ins Gesicht. Sie schmeckte Blut auf den Lippen.
    Die Bäume rückten nun näher zusammen, zwischen ihnen schimmerte der Boden feucht. Es wurde noch dunkler, die Kronen der mächtigen Eichen griffen ineinander über, verzweigten sich miteinander, bildeten ein undurchdringliches Astgewirr. Das Mondlicht drang nicht mehr durch das Blätterdach. Sie stießen sich an den Stämmen, stolperten über Wurzeln, von oben tropfte es unablässig auf sie herab.
    »Thomas, ich kann nicht mehr«, wimmerte Katharina.
    Er blieb stehen und zog sie zu sich heran. Tröstend strich er über ihr feuchtes Haar.
    »Wir haben es gleich geschafft.«
    Doch das hatte er vor einer Weile auch schon gesagt. Wie viel Zeit war wohl inzwischen vergangen?
    Wieder versperrte ihnen ein Wasser den Weg, doch diesmal lag ein halb verrottetes Ruderboot darin. Im gleichen Augenblick wischte der Wind eine dunkle Wolke vom Mond und sein kaltes, weißes Licht fiel auf eine Hütte, die unter dichten Eichenbäumen kaum zu erkennen war.
    »Wir sind da«, rief Thomas außer sich vor Freude und hüpfte wie ein Floh herum. »Wir haben es gefunden.«
    »Hattest du daran gezweifelt?«
    Eine schwere Last fiel von Katharinas Herz. Bis auf die Haut durchnässt, schmutzig, durchfroren, am Ende ihrer Kräfte und dennoch glücklich liefen sie auf die Hütte zu.
    Es war ein uraltes, windschiefes Häuschen, eine Hütte, eingewachsen in den Wald. Aus Balken, Stroh und Lehm errichtet, duckten sich die buckligen Wände unter einem breiten Dach aus Röhrricht und Schilf. Viel mehr konnte Katharina in der Dunkelheit nicht erkennen. Hinter dem winzigen blinden Fensterchen neben der hölzernen Tür flammte ein Licht auf, dann öffnete sich die Tür knarrend.
    »Was ist denn das für ein Lärm hier?«, vernahmen sie eine dünne, etwas krächzende Stimme, die einer alten Frau gehörte. Diese trat aus der Hütte, ein Talglicht in der Hand und blinzelte in die Dunkelheit.
    »Ich bin es, Griseldis, der Thomas vom Kuhturm. Ich bringe dir einen Gast.«
    »Einen Gast? Um diese Zeit? Das kann nichts Gutes bedeuten.«
    »Bitte, lass uns ein. Wir sind müde und nass. Der Weg war sehr beschwerlich.«
    Die Alte kicherte.
    »Das

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