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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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möchte ich meinen, in stockdunkler Nacht. Wer sich auf einen solchen Weg begibt, der hat etwas zu verbergen. Thomas, was hast du angestellt?«
    »Ich habe gar nichts angestellt. Willst du uns in der Kälte sterben lassen?«
    »In Gottes Namen, weil du es bist, Thomas.« Sie drehte sich um und verschwand wieder in der Hütte, ließ aber die Tür hinter sich offen.
    Erst jetzt bemerkte Katharina, dass die Hütte auf einer Art Insel stand, die von einem grabenähnlichen Wasserlauf umflossen wurde. Eine wackelige Holzbrücke führte hinüber. Thomas ging voran und führte Katharina. Nacheinander betraten sie die Hütte. Katharina schloss die Tür hinter sich.
    Die Alte hatte das Licht auf den Tisch gestellt und drehte sich nun um. Katharina durchfuhr ein Schreck.
    Griseldis sah so aus, wie sie sich immer eine Hexe vorgestellt hatte: klein, bucklig und alt, mit einem verrunzelten Gesicht, einer großen Nase und einem zahnlosen Mund. Die alte Frau trug schlichte Kleidung aus grobem Stoff und um die Schultern ein aus derber Schafwolle geknüpftes Tuch. Aus ihren kleinen, wässrigen Augen betrachtete sie Katharina aufmerksam.
    »Wen bringst du da mit, Thomas? Mir scheint, es ist eine feine Dame aus gutem Hause, auch wenn sie im Augenblick nicht danach aussieht.« Sie ließ ein meckerndes Lachen ertönen.
    Dann ging sie zu dem steinernen Kamin, der sich mitten im Raum befand und legte einige Holzscheite auf die mit Asche bedeckte Glut. Sie wedelte mit einem Reisigbesen vor dem Ofenloch herum, und das Holz begann zu qualmen und zu zischen, es knackte und spuckte, dampfte und knarrte, und dann loderten kleine Flammen wie gierige Zungen daraus hervor.
    »Komm her und leg deinen Mantel ab«, forderte Griseldis Katharina auf.
    Katharina trat näher ans Feuer und zog sich den Mantel von den Schultern. Griseldis nahm ihn ihr ab und hängte ihn neben dem Kamin zum Trocknen auf. Dann betrachtete sie das Mädchen wieder. Auch Katharinas Kleid hatte gelitten. Der Saum war zerrissen, der Stoff beschmutzt und durchnässt. Ihre Schuhe lösten sich auf, das feine Material hatte die nächtliche Wanderung nicht durchgehalten. Griseldis schüttelte den Kopf. Wer sich so auf eine Waldwanderung begab, hatte sich wahrlich schlecht vorbereitet oder keine Zeit mehr dazu gehabt.
    Sie fragte nichts, setzte dafür einen Kessel mit Wasser aufs Feuer und warf aromatische Blätter in eine eiserne Kanne. Wenig später dampfte heißer Tee in den Bechern und gab den beiden jungen Leuten ein bisschen Lebenskraft zurück.
    Katharina und Thomas hatten sich vor das Feuer auf eine wackelige Bank gesetzt. Nun erst bemerkte das Mädchen eine Bewegung in einer dunklen Ecke des Raumes und erschrak. Es war eine Ziege, die mit Griseldis das Haus teilte. Sie lag zufrieden auf einer Schütte aus Schilf und blickte die Besucher aus gelblichen Augen misstrauisch an. Jetzt konnte sich Katharina auch den strengen Geruch erklären.
    »Kann Katharina eine Weile bei dir bleiben?«, fragte Thomas die alte Frau mit bangem Blick.
    »Du meinst, sie will sich bei mir verstecken?« Sie maß Katharina wieder mit einem durchdringendem Blick. »Was hat sie denn ausgefressen?«
    »Nichts. Sie soll einen Mann heiraten, den sie nicht mag.«
    Griseldis lachte quäkend wie ein Frosch.
    »Na und? Heiraten ist doch etwas ganz Normales. Sie soll froh sein, wenn sie einen Mann kriegt und nicht in ein schreckliches Kloster kommt, wo sie mit dem Herrn Jesus verheiratet wird. Der hat schon so viele Weiber.«
    »Ihre Schwester hat dieses Schicksal bereits ereilt. Nun soll Katharina an einen alten, hässlichen Mann verheiratet werden.«
    Griseldis fuhr heftig mit der Hand durch die Luft.
    »Hat die Dame keinen Mund, dass sie mir das nicht selbst erzählen kann?« Thomas verstummte, und Katharina errötete.
    »Verzeiht mir, gute Frau. Es ist sehr freundlich von Euch, dass Ihr mir Gastfreundschaft zu so später Stunde gewährt. Es sind ungewöhnliche Umstände, die mich zu der gefahrvollen Wanderung bewogen. Ich habe alles hinter mir gelassen, was mir im Leben lieb und teuer war. Erst wurde mir meine Zwillingsschwester entrissen, und nun soll ich einem Manne angetraut werden, den ich nie zuvor gesehen habe und weder lieben noch achten kann. Lieber möchte ich tot sein.«
    »So schnell stirbt es sich nicht«, erwiderte Griseldis. »Deine Eltern werden dich suchen lassen, und dann kommt die alte Griseldis in die Zwingburg und hat Ärger am Hals. Glaubst du, dass ich das will?«
    Katharina schüttelte

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