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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Ihr doch etwas.« Hieronymus schüttelte den Magister an seinem Mantel, den er nicht abgelegt hatte.
    »In Zukunft wird es eine Trennung geben.«
    »Das sagtet Ihr schon. Die beiden Herzöge werden sich entzweien und das Land teilen. Aber was wird mit meinen Kindern?«
    »Ich sagte doch, es wird eine Trennung geben. Und nun lasst mich in Ruhe!«
    Wütend ließ Hieronymus den Gelehrten los.
    »Dann eben nicht«, knurrte er.
    »Preller, Eure Zeche«, rief der Wirt hinter Hieronymus her.
    »Holt’s Euch vom Teufel oder den Pfaffen«, rief der zurück, während er mit langen Schritten der Magd folgte.
    »Mit dem nimmt’s kein gutes Ende«, brummte der Wirt kopfschüttelnd und ritzte die Schulden des Hieronymus Preller ins Kerbholz ein.
    »Wer ist denn das?« Verblüfft blieb Hieronymus stehen und betrachtete die seltsame Erscheinung, die ihm im Hausflur begegnete. Das Wesen reichte ihm nur bis zum Bauchnabel und besaß den Umfang eines Krautfasses. Es trug weibliche Kleider, eine weiße Haube und besaß zwei so gewaltige Brüste, dass er befürchtete, es kippte jeden Augenblick nach vorn um.
    »Das ist die Amme«, erklärte Walburga.
    Mit wichtiger Miene und ohne Hieronymus zu grüßen, kugelte die Amme an ihm vorbei in Richtung Küche, während er ihr mit offenem Mund hinterherstarrte.
    »Herr, bitte«, drängte Walburga und stapfte die hölzerne Stiege hinauf.
    Walburga öffnete die Tür zu Elisabeths Kammer. Sie war voller Menschen, samt und sonders Frauen. Tante Brigitte war auch wieder da.
    Ein Schreck durchfuhr Hieronymus, als er Elisabeth sah. Sie war noch blasser. Kalter Schweiß ließ ihr eingefallenes Gesicht glänzen, den ihr eine der Frauen mit einem Tuch abtupfte. Zu seinem Entsetzen sah er mehrere blutige Laken neben dem Bett auf dem Fußboden liegen. Die Frauen schauten zutiefst besorgt oder betroffen, einige weinten. Nur Tante Brigittes Gesicht wirkte wie aus Stein gemeißelt.
    »Ist sie tot?« Mit zwei Schritten durchmaß er die Gasse, die sich ihm öffnete, und trat an das Bett. Er zuckte zusammen, als Elisabeth die Augen öffnete.
    »Gott befiehlt mich zu sich«, flüsterte sie matt. »Es ist der Preis für das Leben der Kinder.«
    »Nein!« Er fiel vor ihr auf die Knie. »Du darfst mich nicht verlassen.«
    Sie konnte nicht antworten, schloss wieder die Augen. Ihm schnürte es die Kehle zusammen.
    Die Tür öffnete sich, und der Propst Benedictus, gefolgt von zwei Mönchen und zwei Nonnen, betrat das Zimmer. Das unterdrückte Schluchzen der Umstehenden verwandelte sich in ein ehrfürchtiges Murmeln.
    Benedictus, der in den letzten siebzehn Jahren beträchtlich an Leibesumfang zugenommen hatte, winkte kurz mit seiner Hand, als verscheuche er ein lästiges Insekt. Die Frauen, Mägde und Bediensteten huschten zur Tür hinaus. Nur Tante Brigitte blieb zurück. Sie erntete einen strafenden Blick des Propstes und fügte sich sichtlich widerwillig dieser Geste. Die beiden Nonnen des Georgenklosters blieben mit gesenkten Häuptern neben der Tür stehen, während die Mönche, beide aus St. Thomas, dicht hinter Benedictus traten.
    Benedictus warf einen fast verächtlichen Blick auf Elisabeth, dann auf Hieronymus.
    »Kniet in der Kirche, nicht vor einer Frau«, sagte er, und sein Doppelkinn zitterte beim Sprechen. »Sie ist keine Heilige.«
    Betroffen erhob sich Hieronymus, ohne über den Sinn der Worte nachzudenken. Seine geröteten Augen verrieten, dass er geweint hatte.
    »Sie stirbt«, flüsterten seine Lippen fast tonlos.
    Benedictus atmete tief durch und faltete dann die Hände.
    »So Gott es will, müssen wir uns seinem Willen fügen.« Er warf Hieronymus einen kurzen Blick aus seinen kleinen Schweins­äuglein zu, die fast im Fett seiner feisten Wangen verschwanden.
    »Es ist die Strafe des Herrn für Eure Sünden. Diese beiden Kinder sind Kinder der Sünde.«
    Während Elisabeth sich nicht rührte, rang Hieronymus nach Luft. »Aber wieso? Sie sind Früchte unserer ehelichen Vereinigung. Was ist daran Sünde?«
    »Nun, zwei Kinder, zwei Väter.«
    »Was?«
    »Zwei Kinder, zwei Väter. Eurem Weib muss noch ein anderer Mann beigelegen haben.«
    »Aber das ist nicht wahr«, begehrte Hieronymus auf. »Mein Weib ist rechtschaffen und treu. Sie hat sich nichts zu Schulden kommen lassen. Sie stand in all den Jahren dem Hausstand vor, war mildtätig und fromm. Das wisst Ihr nur zu gut, Pater Benedictus.«
    Etwas ungehalten schloss Benedictus die Augen.
    »Allein die Tatsache, dass sie eine Frau ist, macht sie

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