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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Latein und Griechisch unterrichtet werden.«
    Siebenpfeiffer nickte, während er in die Hühnchenkeule biss. »Davon hörte ich ebenfalls. Allerdings glaube ich kaum, dass es so etwas in unserer Stadt geben wird. Unsere Mutter Kirche findet nicht, dass Frauen der Bildung bedürfen. Jedenfalls nicht so wie die Männer, weil das gar nicht möglich ist. Ihr Gehirn ist ja viel kleiner, deshalb können sie niemals den Bildungsstand eines Mannes erreichen.«
    »Das sollen sie auch nicht. Ich will nur, dass meine Töchter ihr Erbe einmal selbst verwalten. Vor allem sollen sie ein Auge darauf haben, dass es von ihren Männern nicht verprasst wird. Wofür habe ich sonst all den Reichtum angehäuft?«
    Der Magister lachte und wischte sich mit dem Ärmel den fettigen Mund ab.
    »Ihr denkt weit voraus, Preller. Eure Töchter sind gerade erst geboren.«
    »Warum nicht vorausdenken?«, entgegnete dieser. »Stellt Euch vor, wir gründen in Leipzig eine Schule für Töchter. Es gibt genug Nonnen in den Klöstern, die die Mädchen unterrichten würden. Unsere Töchter bräuchten dann nicht gleich ins Kloster einzu­treten, um eine gewisse Bildung zu erfahren, sondern könnten später heiraten. Eine kluge Frau ist eine wertvolle Unterstützung ihres Mannes.«
    »Was Ihr für Gedanken hegt«, schüttelte der Magister amüsiert den Kopf.
    »Meine Töchter könnten neben dem Betreiben des Handelshauses zum Beispiel als Schreiberinnen tätig sein oder als Schätzerinnen von Pfändungen und Hinterlassenschaften, das bringt einige Gulden zusätzlich ein. In Freiberg gibt es sogar schon Zöllnerinnen. Frauen beherrschen Geldgeschäfte mindestens genauso gut wie Männer.«
    »Ihr seid vermögend genug, Euren Töchtern ein angenehmes und sorgenfreies Leben zu bieten. Wieso sollen sie als Schreiberinnen oder Geldwechslerinnen arbeiten? Ihr seid doch ein Christenmensch, Preller, und kein Jude.«
    »Ach, Unsinn, Arbeit hat noch keinem geschadet, und ich werde meine Töchter in das Handelswesen einführen, koste es, was es wolle. Dazu müssen sie Schreiben und Rechnen lernen, aber auch sonst etwas von der Welt verstehen. Nur so mehrt sich das Geld.«
    »Ihr denkt offensichtlich immer nur an Geld«, stellte Siebenpfeiffer fest und nagte sorgfältig die Hühnerknochen ab.
    »Nein, ich denke an die Zukunft meiner Töchter«, widersprach Hieronymus.
    »Wie heißen sie überhaupt?«, wollte Siebenpfeiffer wissen.
    Hieronymus starrte ihn verblüfft an.
    »Keine Ahnung! Das habe ich den Weibern überlassen.«
    »Na, vielleicht werdet Ihr übers Jahr Vater eines Sohnes, dann hat sich sowieso alles erledigt«, gab der Magister zu bedenken und spülte den letzten Bissen des Hühnchens mit dem restlichen Wein herunter.
    Hieronymus wurde einer Antwort enthoben, als Walburga in die Schänke platzte und sich suchend umschaute.
    »Ach, hier seid Ihr, Herr«, rief sie, als sie Hieronymus entdeckte. »Kommt sofort nach Hause, der Herrin geht es schlecht. Wir haben nach dem Propst geschickt.«
    »Dem Propst?«, fuhr Hieronymus auf. »Warum denn das?«
    Walburga rollte ungeduldig mit den Augen.
    »Bitte, Herr, es steht nicht gut um die Herrin.«
    Hieronymus sprang auf und stieß dabei die Bank um.
    »Ich komme«, rief er. »Siebenpfeiffer, wollt Ihr mitkommen? Dann könnt Ihr gleich Eure Patenkinder sehen.«
    Der Magister schüttelte den Kopf.
    »Ich darf die Abendvorlesung nicht verpassen, aber ich wünsche Eurer Gattin gute Besserung.«
    Schon in der Tür, drehte Hieronymus sich um und kam zum Magister zurück. Er neigte sich herab, seine Lippen berührten beinahe dessen Ohr.
    »Sagt mir voraus, was das Schicksal für meine Töchter bereithält.«
    »Was?« Siebenpfeiffer starrte ihn mit offenem Mund an. Er wischte sich wieder mit dem Ärmel über den Mund. »Ich sagte Euch doch, ich bin kein Wahrsager. Wenn Ihr das unbedingt wissen wollt, dann geht zu einer Zigeunerin.«
    »Nein, ich will es wissenschaftlich wissen. Ihr könnt es, das weiß ich. So wie Ihr voraussagt, was die Zukunft für das Land bringt, so werdet Ihr mir auch sagen können, was die Zukunft meinen Kindern bringt.«
    »Geht zu Eurem Weib, Preller. Ich will meinen Kopf noch ein bisschen auf meinem Hals behalten.«
    »Herr, eilt Euch«, mahnte die Magd.
    »Ja doch, ich komme gleich.« Er beugte sich wieder zu dem Gelehrten hinab.
    »Bitte«, beschwor er ihn. »Was wisst Ihr?«
    »Nichts, Preller, nichts. Die Zukunft sollte ein Geheimnis bleiben, weil sie Euch nicht gefallen wird.«
    »Also wisst

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