Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
Vom Netzwerk:
zur Sünderin. Nicht Adam hat sich im Paradies verführen lassen, sondern Eva glaubte den Einflüsterungen der Schlange. Die Frau ist die Verführerin, die Kupplerin. Ist es nicht bedenkenswert, dass alle sieben Todsünden von einer Frau begangen wurden? In jeder Frau steckt das Böse, das Sündige. Die Frau ist der Sünde Anreiz und des Verderbens Anlass.«
    »Wie sprichst du über meine geliebte Frau, die hier im Sterben liegt?«, schrie Hieronymus auf. So behende, wie es Benedictus dem massigen Kaufmann niemals zugetraut hätte, sprang dieser auf und packte den Pfaffen an seiner Kutte. Er schüttelte ihn wie einen Sack. Benedictus war viel zu verblüfft, um sich wehren zu können. Er schnappte nach Luft, indem er seine dicken Lippen wie ein Karpfen aufriss.
    »Was fällt Euch ein, Preller?«, röchelte er.
    »Wollt Ihr meiner armen Frau unterstellen, andere Männer verführt zu haben?«
    »Wie – kommen – denn – sonst – zwei – Kinder – zustande?«, keuchte der Pfaffe.
    »Davon habt Ihr wohl am allerwenigsten Ahnung. Oder doch nicht? Frönt Ihr etwa unkeuschem Tun, weil Ihr Schwierigkeiten mit Euren Trieben habt? Was spielt sich unter Eurer Kutte ab, he? Ihr seid keineswegs frei von Gelüsten. Ich habe Euch im Badehaus bei den Huren gesehen!«
    Das Gesicht des Propstes lief dunkelrot an und das nicht nur, weil Hieronymus ihn würgte.
    »Ich habe nur die verirrten Schäfchen auf den rechten Weg gebracht.«
    »Ach ja, Eure Brüder, die sich ins Badehaus verirrt haben?«
    Die beiden Mönche hängten sich wie Affen an Hieronymus, um ihrem Propst beizustehen und den Kaufmann von weiteren Gewalttätigkeiten abzuhalten. Die Nonnen murmelten erschrockene Gebete und bekreuzigten sich ununterbrochen.
    Hieronymus war ein Hüne und ließ sich nicht so ohne weiteres vom Objekt seines Zorns abdrängen. Erst als er die dünne Stimme von Elisabeth hinter sich vernahm, ließ er den erleichtert aufatmenden Propst los.
    »Geliebter, du versündigst dich gegen einen braven Diener unserer Mutter Kirche. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Die Kinder müssen getauft werden.«
    »Die Kinder müssen getauft werden«, wiederholte Hieronymus. Er funkelte den Propst an. »Na los, worauf wartet Ihr? Die Kinder müssen getauft werden.«
    Benedictus blinkerte mit seinen kleinen Augen.
    »Wie? Eure Frau kann sich doch nicht erheben.«
    »Wenn sie nicht in die Kirche gehen kann, dann muss die Kirche eben zu ihr kommen«, donnerte Hieronymus. »Schließlich hat Elisabeth Euch genug gespendet. Hurtig, hurtig, los, bringt ge­weih­tes Wasser her, und die Amme soll mit den Kindern erscheinen.«
    »Hier?« Benedictus schluckte und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.
    Es war das Zimmer einer Frau, wie es viele in den gutbürgerlichen Häusern gab. Prunkstück und Mittelpunkt des Zimmers bildete die Bettstatt mit den Vorhängen an der Seite. Vor dem Bett stand eine Truhe und daneben ein reich verzierter Kastentisch. Das typisch weibliche Interieur verursachte dem Propst Unbe­hagen.
    »Hier!«, erwiderte Hieronymus bestimmt.
    Zögernd wandte sich Benedictus zu den wenig geistvoll dreinblickenden Mönchen um.
    »Holt Weihwasser aus der Kirche«, befahl er ihnen.
    Sie eilten davon, während der Propst näher an Elisabeths Bett trat.
    »Inzwischen solltest du deine Sünden beichten, meine Tochter. Dir bleibt nicht mehr viel Zeit auf Gottes Erde, die solltest du nutzen. Als Frau ist dein Sündenregister ohnehin lang, und was die Geschichte mit deinen zwei Kindern anbelangt, musst du dafür besondere Buße tun. Da dir nicht mehr viel Zeit bleibt, kannst du das auch mit einer Geldzahlung ablösen. Und ich müsste wissen, wie genau die Kinder zustande gekommen sind, auf welche Art und Weise …«
    »Du altes Schwein.« Die kräftige Faust von Hieronymus traf den Propst im Nacken. »Wovon redest du? Wir haben gemacht, was Gott gefällig ist, sonst wäre mein Weib doch gar nicht schwanger geworden. Wofür soll sie denn büßen?«
    »Weiche von dannen, du Unhold«, fuhr der Propst empört auf. »Du erhebst die Hand gegen einen Diener Gottes? Soll dir deine Hand verdorren wie der Ast an einem toten Baum. Ich nehme dieser armen Seele die Beichte ab, da bist du überflüssig, mein Sohn. Nur Gott allein darf Zeuge sein.«
    »Ich muss aufpassen, dass Ihr nicht unzüchtige Fragen stellt«, verteidigte sich Hieronymus.
    »Wenn Ihr die heilige Handlung stört, sehe ich mich außerstande, die Taufe Eurer Kinder durchzuführen.«
    Hieronymus bemerkte den

Weitere Kostenlose Bücher