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Die Schwester der Nonne

Titel: Die Schwester der Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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den Weibern. Man sollte das Übel mit der Wurzel ausrotten.
    Er schlurfte weiter zu seinem Haus. Die Sonne schien warm, und er kam auf dem kurzen Weg ins Schwitzen. So viele Prüfungen, die Gott ihm auferlegte. Und dann noch Bruder Tobias. Er war ein hervorragender Spitzel. Aber manchmal wurde er auch lästig. Er musste ihm wieder Futter geben, um ihn zu besänftigen.
    Schnaufend ließ er sich in seinen reich verzierten Lehnstuhl sinken und winkte einem der schweigenden Mönche, die bei ihm Dienst taten. Er selbst musste auch nicht sprechen. Der stumme Bruder verstand sein Zeichen.
    In spätestens einer halben Stunde würden vier kleine Chorknaben zu ihm kommen und ihm ein Privatkonzert geben. So sehr sie sich Mühe geben würden, den hohen Anforderungen des Propstes würden sie nicht entsprechen. Die Rute lag schon bereit.
    So sehr Klaus den Unterricht mit Katharina genoss, musste er dafür Sorge tragen, seine Studien nicht zu vernachlässigen. Auch durfte niemand merken, welcher Art die Lektionen waren, die er Katharina gab. Dass er von dem Mönch beobachtet worden war, beunruhigte ihn etwas. Nun gab es ja allerorten Mönche in der Aue, wo sie Gärten bearbeiteten, Felder bestellten, Holz sammelten und Fische fingen. Ein großer Teil des Auenlandes und des Waldes gehörte zu den vier Klöstern der Stadt. Warum aber schlich dieser schwarze Kerl hinter ihnen her? Katharina behauptete, dass er sie schon öfters verfolgt hätte. Ob er ihr etwas Böses wollte?
    Siebenpfeiffer schien recht froh zu sein, dass ihm die lästige Pflicht, die Zwillinge zu unterrichten, genommen war, zumal er weiterhin aus Hieronymus’ Küche seine Mahlzeit erhielt. Ganz wollte er es mit dem Prellerschen Hause nicht verderben, auch wenn der Überfluss, die Prunksucht und das affektierte kaufmännische Gehabe ihn eher abstießen. Hieronymus war kein Mann des Geistes, auch wenn er Bildung hoch schätzte. Er war kein ebenbürtiger Diskussionspartner, auch wenn er sich gern mit dem Magister unterhielt.
    Siebenpfeiffer kam langsam in die Jahre, wo ihn so manches Zipperlein plagte, die Gelenke auf die feuchte Kühle in den Hallen des Klosters unwillig reagierten, und er froh war, wenn er abends in seinem Zimmer auf seinem Strohsack hocken konnte, die Beine in eine wärmende Decke eingeschlagen.
    Häufig delegierte er die nachmittäglichen Diskussionen und Wiederholungen an einen älteren Studenten, einen Tutor. Die lectiones in vesperis nach dem Abendgottesdienst verlegte er in seine Wohnkammer, und alle Studenten mussten zu ihm kommen. Fanden sie in einer der vielen Schänken der Stadt statt, dann übernahm ein Tutor die Führung. Häufig endeten diese Veranstaltungen in einem wüsten Saufgelage.
    Seit Klaus mit Katharina zusammen war, hielt er sich bei solchen Entgleisungen sehr zurück. Allerdings zog er sich den Spott von Johann und Melchior zu, die ihm unterstellten, sein Umgang mit den reichen Töchtern des Hieronymus Preller hätte ihn hoch­mütig werden lassen.
    »Das ist doch Unsinn«, rechtfertigte er sich. »Es ist einfach eine Übung für ein späteres Lehramt.«
    »Mit Mädchen«, ulkte Johann. »Fürwahr eine echte Herausforderung.«
    »Warum gehst du nicht gleich in ein Nonnenkloster? Da kannst du Mädchen unterrichten«, spottete Melchior. »Willst du gar nichts mehr von Weibern wissen? Du gehst ja nicht einmal mehr in ein Badehaus, geschweige in ein Bordell.«
    Nein, das tat Klaus wirklich nicht. Katharina nahm ihn voll in Anspruch, so dass er keine Sehnsucht nach anderen Weibsbildern hatte. Und doch war ihm nicht ganz wohl dabei. In Magister Siebenpfeiffers Vorlesungen wurden in der letzten Zeit die Strafen im zivilen Recht behandelt. Auch wenn er schon eine Hinrichtung erlebt hatte und beinahe täglich Leute am Pranger stehen sah, so berührten ihn die Strafen doch eigenartig.
    »He, komm mit ins Wirtshaus. Wir wollen die Lektionen von heute wiederholen«, forderte ihn Melchior auf.
    Wohl oder übel musste er sich seinen Mitstudenten anschließen, um nicht aufzufallen.
    Im Wirtshaus ging es hoch her und zum Glück war Melchior spendabel. Sie hockten sich auf die hölzernen Bänke und tranken Bier aus hohen Krügen.
    »An deiner Stelle solltest du dir das noch einmal überlegen«, lallte Johann und fuchtelte Klaus mit dem Finger vor dem Gesicht herum.
    »Was soll ich mir überlegen?« Klaus war nicht mehr ganz nüchtern, und sein Geist reagierte nicht gerade rege.
    »Das mit dem Lehramt. Schau dir doch Siebenpfeiffer an. Was hat

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