Die Schwestern des Lichts - 3
bestanden!« Sie verdrehte Weber den Hals, bis ihm vor Qual die Luft wegblieb. »Sprecht ihr so etwa mit einer Schwester? Ist das die Art, wie ihr Respekt bekundet?«
Sie beendete den Energiestoß, und Weber sackte ächzend auf dem Boden zusammen. Er hatte Mühe, sich auf die Knie zu bringen.
»Vergebt mir, Schwester«, stieß er mit gequälter, heiserer Stimme hervor. »Ich flehe Euch an, vergebt uns die Respektlosigkeit.« Er hob vorsichtig den Kopf und begegnete ihrem wutentbrannten Blick. »Das war nur der Schnaps, der aus uns gesprochen hat. Vergebt Ihr uns? Bitte!«
Sie stand da, die Hände in die Hüften gestemmt, und sah ihn an. Mit dem Stab zeigte sie auf den sich am Boden wälzenden, stöhnenden Mann. »Heile ihn. Für diesen Unsinn fehlt mir die Zeit. Ich bin gekommen, um euch zu prüfen, und nicht, um mir sein Gejammer und Gegreine wegen dieses kleinen Klapses anzuhören.«
Weber beugte sich über seinen Freund und wälzte ihn vorsichtig auf den Rücken. »Alles in Ordnung, Neville. Ich helfe dir. Lieg still.«
Er nahm dem Mann die zitternden Hände vom Gesicht und ersetzte sie durch seine eigenen. Dann begann er zu sprechen, ihn zu heilen. Sie wartete ungeduldig mit verschränkten Armen. Es dauerte nicht lange. Weber war ein talentierter Heiler. Er half seinem Freund, sich aufzusetzen, dann wischte er ihm mit Stroh das Blut von der verheilten Wunde.
Ranson erhob sich auf die Füße. In seinen Augen blitzte Wut auf, aus seiner Stimme hielt er den geringsten Anflug davon fern. »Vergebt mir, Schwester. Was wollt Ihr?«
Weber rappelte sich neben ihm auf. »Bitte, Schwester, wir haben alles getan, was die Schwestern von uns verlangt haben. Wir sind fertig.«
»Fertig? Fertig? Wohl kaum. Habt ihr vergessen, was wir besprochen haben? Habt ihr vergessen, was ich euch gesagt habe? Habt ihr geglaubt, ich würde nicht mehr daran denken? Und euch einfach hier herausspazieren lassen? Frei wie Vögel? Hier kommt keiner so leicht raus. Der Eid steht noch aus.«
Die beiden sahen sich an und wichen einen halben Schritt zurück.
»Wenn Ihr uns nur gehen laßt«, bot Weber an, »werden wir Euch auch den Eid schwören.«
Sie sah beide einen Augenblick lang an, dann kam leise ihre Stimme. »Mir einen Eid schwören? Mir braucht ihr keinen Eid zu schwören, Jungs. Der Eid gilt dem Hüter. Das wißt ihr doch.« Die beiden erbleichten. »Und auch erst dann, wenn einer von euch die Prüfung bestanden hat. Nur einer von euch braucht diesen Eid zu leisten.«
»Nur einer?« fragte Ranson. Er mußte schlucken. »Nur einer von uns braucht den Eid zu schwören? Warum nur einer?«
»Weil der andere«, sagte sie leise, »keinen Eid zu leisten braucht. Denn er wird sterben.«
Den beiden stockte kurz der Atem, sie rückten enger aneinander.
»Was ist das für eine Prüfung?« erkundigte sich Weber.
»Zieht eure Gewänder aus, dann fangen wir an.«
Sie sahen sich kurz an. Ranson hob ein Stück weit seine Hand. »Unsere Gewänder, Schwester? Jetzt? Hier?«
Sie sah die beiden nacheinander an. »Nur keine Scheu, Jungs. Ich habe euch zwei schon nackt im See schwimmen sehen, als ihr noch so klein wart.« Sie hielt ihre Hand knapp unter ihre Hüfte.
»Aber damals waren wir noch Kinder«, beklagte sich Weber. »Seit wir erwachsen sind, nicht mehr.«
Sie warf ihnen einen finsteren Blick zu. »Zwingt mich nicht, es euch noch einmal zu sagen. Beim nächsten Mal brenne ich sie euch vom Leib.«
Die beiden zuckten zusammen und zogen sich die Gewänder über den Kopf. Sie sah sich die beiden von Kopf bis Fuß an, nur um ihnen zu zeigen, wie sehr ihr ihre Widerworte mißfielen. Die beiden Männer wurden im Schein der Fackeln rot.
Mit einer schnellen Bewegung des Handgelenks hielt sie ein Messer in der Hand. »Los, an die Wand. Beide.«
Als sie sich nicht rasch genug bewegten, benutzte sie die Halsringe, um sie krachend gegen die Wand zu schleudern. Mit einem Energiestoß in jeden Rada’Han heftete sie sie bewegungslos an das Gestein. Sie wurden an die Wand gepreßt und konnten nicht einmal den kleinen Finger bewegen.
»Bitte, Schwester«, meinte Ranson leise, »bitte bringt uns nicht um. Wir machen alles. Alles.«
Sie sah zu ihm hinüber. »Das werdet ihr, allerdings. Wenigstens einer von euch. Aber wir sind noch nicht beim Eid angelangt. Jetzt haltet eure Zunge still, sonst besorge ich das.«
Die beiden klebten hilflos an der Wand. Zuerst ging sie zu Weber. Sie drückte ihm die Spitze der Klinge oben in die Brust und zog sie
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