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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sich auf. »Und jetzt ab mit dir zur Herrin der Novizinnen. Ich werde nicht zulassen, daß eine zukünftige Schwester nichts Besseres zu tun hat, als aus dem Fenster zu schauen.«
    »Ja, Schwester.« Pasha machte lächelnd einen Knicks und lief den Gang hinunter. Dann blieb sie stehen und drehte sich noch einmal um. »Schwester … ich fürchte, ich weiß gar nicht deinen Namen.«
    »Geh!«
    Pasha zuckte zusammen. »Ja, Schwester.«
    Sie sah den Schwung von Pashas runden Hüften, als diese schnellen Schritts den Gang hinunterlief und dabei die aufgerollten Teppichecken glatt trat. Das Mädchen hatte wunderschöne Fesseln.
    Ein erwachsener Mann.
    Sie nahm ihre Gedanken zusammen und setzte ihren Weg durch Gänge und Treppenhäuser fort. Als sie weiter nach unten kam, wurden aus Holztreppen steinerne. Die Hitze ließ nach, wenn auch nicht die Stickigkeit oder der Geruch der Watten. Der warme Schein der Lampen wich zunehmend dem flackernden Schatten weit voneinander entfernter Fackeln. Personal des Palastes war immer seltener zu sehen, bis ihr niemand mehr begegnete. Sie stieg weiter hinab in die untersten Stockwerke, unter die staubigen Lagerräume, unter die Quartiere der Dienerschaft und die Werkstätten. Die Fackeln hingen in immer größeren Abständen an den Wänden, und schließlich gab es gar keine mehr. Sie entzündete einen Feuerball in ihrer Handfläche und hielt ihn in die Höhe, um Licht zu haben.
    Als sie die richtige Tür erreicht hatte, schickte sie die Flamme in eine erkaltete Fackel in einer Halterung gleich neben dem Eingang. Der gemauerte Raum war klein. Es war irgendein aufgegebener Keller, leer bis auf das verfaulte Stroh auf dem Boden, eine brennende Fackel und die beiden Zauberer. Ein unangenehmer Geruch von brennendem Pech und feuchtem Moder erfüllte die Luft.
    Bei ihrem Eintreten erhoben sich die beiden leicht schwankend. Sie trugen die schlichten Gewänder, die ihrem hohen Rang geziemten. Beide hatten ein dümmliches Halbgrinsen im Gesicht stehen. Kein Zeichen der Aufsässigkeit, wie sie erkannte, sondern die beiden hatten getrunken. Wahrscheinlich, um ihre letzte Nacht im Palast der Propheten zu feiern. Ihre letzte Nacht bei den Schwestern des Lichts. Die letzte Nacht, in der sie den Rada’Han trugen.
    Die beiden Männer waren miteinander befreundet, seit man sie als kleine Jungen fast gleichzeitig in den Palast gebracht hatte. Sam Weber war ein einfacher Mann von durchschnittlichem Wuchs mit lockigem hellbraunem Haar und einem sauber rasierten Kinn, das zu groß schien für sein weichgeschnittenes Gesicht. Neville Ranson war etwas größer, hatte glattes schwarzes Haar, das kurzgeschnitten war und eng anlag. Er trug einen kurzen, gepflegten Bart, in dem sich die ersten grauen Stellen zeigten. Seine Augen waren fast so dunkel wie sein Haar. Neben seinem weichlichen Freund wirkten seine Gesichtszüge um so markanter.
    Immer schon war sie der Ansicht gewesen, daß er zu einem ansehnlichen Mann herangewachsen war. Sie kannte ihn, seit er als kleiner Junge in den Palast gekommen war. Damals war sie Novizin gewesen, und man hatte ihn ihr zugeteilt, in ihre Obhut übergeben – ihre endgültige Prüfung als Schwester des Lichts. Das war lange her.
    Zauberer Ranson schwenkte den Arm vor seiner Körpermitte und machte eine übertriebene, wenn auch wankende Verbeugung. Als er sich wieder aufrichtete, wurde sein Grinsen noch breiter. Immer wenn er grinste, bekam sein Gesicht etwas Jungenhaftes, trotz seiner Jahre und dem beginnenden Grau.
    »Einen guten Abend, Schwester…«
    Sie zog ihm den Stab mit einem Rückenhandschlag, so fest sie konnte, durchs Gesicht. Sie spürte, wie sein Wangenknochen brach. Er sackte mit einem Aufschrei zu Boden.
    »Ich habe es dir schon mal gesagt«, preßte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »sprich meinen Namen niemals aus, wenn wir allein sind. Betrunken zu sein ist keine Entschuldigung.«
    Zauberer Weber stand starr wie Stein, mit aufgerissenen Augen. Sein Gesicht war blaß, das Grinsen verschwunden. Ranson wälzte sich mit den Händen vorm Gesicht auf dem Boden und hinterließ eine blutige Spur im Stroh.
    Die Röte schoß Weber ins Gesicht. »Wie kannst du es wagen? Wir haben alle Prüfungen bestanden! Wir sind Zauberer!«
    Sie jagte einen Energiestoß in den Rada’Han. Der Aufprall schleuderte den Mann rücklings an die Mauer, wo der Halsring wie ein Nagel an einem Magnet haftenblieb. »Die Prüfungen bestanden! Meine Prüfungen habt ihr nicht

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