Die Schwestern des Lichts - 3
Frau –, doch im Augenblick war es das letzte, an das er jetzt denken konnte.
»Lady Ordith, wie lautet der Name Eurer Leibdienerin?«
»Jebra Bevinvier. Ein vollkommen nutzloses Mädchen. Faul und unverschämt.«
»Nun, Ihr werdet Euch nicht mehr mit ihrer Unzulänglichkeit belasten müssen. Sie wird lange brauchen, bis sie sich wieder erholt hat, und Ihr werdet schon in Kürze den Palast verlassen.«
»Verlassen? Wovon redest du?« Sie reckte ihre Nase in die Luft. »Ich habe nicht die Absicht, von hier fortzugehen.«
»Der Palast ist für eine Lady von Eurer Wichtigkeit nicht mehr sicher. Ihr werdet zu Eurem eigenen Schutz abreisen müssen. Wie Ihr selbst gesagt habt, schlafen die Wachen die Hälfte der Zeit. Ihr müßt fort von hier.«
»Nun, ich habe ganz einfach nicht die Absicht…«
»Kelly« – er warf ihr einen strengen Blick zu – »bitte begleite Lady Ordith an einen Ort, wo du dich um sie kümmern kannst.«
Kelly schleppte Lady Ordith wie eine Ladung Wäsche von dannen, bevor diese Gelegenheit hatte, weiteren Ärger zu machen. Zedd wandte sich freundlich lächelnd an Jebra und strich ihr einige Strähnen ihres kurzen, sandfarbenen Haares aus dem Gesicht. Sie hielt einen Arm über ihre schwere Wunde. Es war Zedd gelungen, die Blutung größtenteils zum Stillstand zu bringen, doch das allein würde sie noch nicht retten. Was draußen lag, mußte wieder zurück an seinen Platz.
»Danke, Sir. Ich fühle mich schon viel besser. Wenn Ihr mir aufhelfen könntet, werde ich Euch nicht länger behelligen.«
»Lieg still, mein Kind«, sagte er leise. »Wir müssen uns unterhalten.«
Mit einem strengen Blick scheuchte er die Schaulustigen zurück. Den Soldaten der Ersten Rotte genügte dieser eine kurze Blick, und sofort drängten sie die Menschen auseinander.
Ihre Lippen bebten, als ihre Brust sich schneller hob und senkte. Sie nickte ihm kurz zu. Ihre Lider flatterten. »Ich werde sterben, nicht wahr?«
»Ich will dich nicht anlügen, Kind. Bereits im ausgeruhten Zustand würde die Behandlung der Wunde die Grenze meiner Fähigkeiten erreichen. Aber dir bleibt nicht mehr genug Zeit, daß ich mich ausruhen könnte. Wenn ich nichts unternehme, wirst du sterben. Und wenn ich es versuche, könnte dies dein Ende gar beschleunigen.«
»Wie lange noch?«
»Wenn ich nichts unternehme, vielleicht noch Stunden. Möglicherweise noch die Nacht. Ich könnte deine Schmerzen lindern, damit das Ende wenigstens erträglich wird.«
Sie schloß die Augen, als ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Ich hätte nie gedacht, daß ich so am Leben hänge.«
»Wegen des Steins der Seher, den du trägst?«
Sie riß die Augen auf. »Ihr wißt Bescheid? Ihr habt den Stein erkannt? Ihr wißt, was ich bin?«
»Ja, das tue ich. Die Zeiten sind längst vorbei, als die Menschen einen Seher noch am Stein erkannten, aber ich bin alt. Ich habe so etwas früher schon gesehen. Sollte ich dir deshalb nicht helfen? Hattest du Angst davor, was die Berührung mit mir machen könnte?«
Sie nickte schwach. »Aber plötzlich spüre ich, daß ich weiterleben möchte.«
Zedd tätschelte ihr die Schulter. »Genau das wollte ich hören, Kind. Mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin ein Zauberer Erster Ordnung, nicht irgendein Grünschnabel.«
»Erster Ordnung?« flüsterte sie mit großen Augen. »Ich wußte nicht, daß es noch einen davon gibt. Bitte, Sir, riskiert Euer Leben nicht für jemanden wie mich.«
Zedd lächelte. »Es ist kein großes Risiko, nur ein wenig schmerzhaft. Ich heiße übrigens Zedd.«
Sie dachte einen Augenblick lang nach, dann legte sie ihm die freie Hand auf den Arm. »Zedd … wenn ich die Wahl hätte … ich möchte weiterleben.«
Zedd lächelte ein wenig und strich ihr über die kalte, schweißbedeckte Stirn. »Dann verspreche ich dir, mir allergrößte Mühe zu geben.« Sie nickte. »Kannst du irgend etwas tun, Jebra, um die Schmerzen deiner Visionen zurückzuhalten?«
Sie biß sich auf die Unterlippe und schüttelte den Kopf, während sie erneut in Tränen ausbrach. »Tut mir leid«, sagte sie leise, kaum hörbar. »Vielleicht solltet Ihr nicht…«
»Still, Kind«, tröstete er sie.
Zedd schöpfte tief Luft und legte eine Hand auf den Arm, der ihre Gedärme zurückhielt. Die andere legte er mit der Handfläche nach unten sachte über ihre Augen. Diese Wunde war keine, die er von außen hätte richten können. Es mußte von innen geheilt werden, mit Hilfe ihres eigenen Willens. Es konnte sie töten.
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