Die Schwestern des Lichts - 3
weiß ich nicht. Vielleicht gelingt es. Aber ich weiß, daß die Schwestern des Lichts über die Macht verfügen, ihn zu retten. Wenn sie kommen und er sie zum dritten Mal zurückweist, hat er für immer die Gelegenheit verspielt, ihre Hilfe zu bekommen. Stellt sich heraus, daß dieser Zauberer Richard nicht helfen kann, dann wird er sterben. Ihm bleibt dann nicht mehr viel Zeit, höchstens noch ein paar Tage. Begreifst du, was das bedeutet, Kahlan? Er wird nicht einfach sterben. Der Hüter wird ihn bekommen und mit ihm alle anderen. Richard ist der einzige, der den Schleier schließen kann.«
»Aber wie? Weißt du, wie er ihn schließen kann?«
»Nein, tut mir leid. Ich weiß nur, daß er von dieser Seite aus ganz aufgerissen werden muß. Deswegen hat der Hüter auch Agenten auf dieser Seite. Deswegen ist Darken Rahl hergekommen. Irgendwie ist Richard der einzige, der sie aufhalten kann, und er ist auch der einzige, der die Kraft besitzt, um zu schließen, was zerrissen wurde.
Weist er die Schwestern zurück und sollte der Zauberer ihm nicht helfen können, dann stirbt er, und zwar schon bald – und es wird sein, als hätte das Zeichen selbst ihn zum Hüter gebracht. Kann er den Zauberer erreichen, bevor er die Schwestern zum dritten Mal zurückweist, wird er vielleicht in Erfahrung bringen, ob ihm ohne sie geholfen werden kann … und ohne den Halsring. Erscheinen sie aber, bevor er Zedd erreicht, dann mußt du mir versprechen, das Nötige zu tun, um ihn zu retten.«
»Wir haben noch Zeit. Die Schwestern kommen frühestens in ein paar Tagen zurück. Wir können Zedd vorher erreichen. Wir haben noch Zeit!«
»Hoffentlich hast du recht, ich hoffe es wirklich. Bestimmt glaubst du mir nicht. Aber ich möchte wirklich nicht, daß Richard jemals wieder einen Halsring anlegen und sich diesem Wahnsinn stellen muß. Wenn ihr Zedd jedoch nicht erreicht, mußt du mir versprechen, daß er die Chance zu überleben ergreift, wenn die Schwestern sie ihm bieten.«
Die Tränen liefen Kahlan aus den brennenden Augen. Richard würde sie hassen, wenn sie ihn zwang, den Halsring anzulegen, das wußte sie. Er würde glauben, sie hätte ihn verraten.
»Und was ist mit dem Zeichen? Er hat immer noch das Zeichen auf dem Herzen.«
Denna musterte sie eine ganze Weile. Ihre Stimme war so leise, daß Kahlan sie kaum hörte. »Ich werde das Zeichen übernehmen. Ich werde statt seiner zum Hüter gehen.« Eine glitzernde Träne rann ihr die Wange hinab. »Aber ich werde es nur dann tun, ich werde nur dann meine Seele opfern, wenn ich weiß, daß er dadurch eine Chance bekommt.«
Kahlan starrte sie ungläubig an. »Das würdest du für ihn tun?« hauchte sie. »Warum?«
»Weil ihm nach allem, was ich ihm angetan habe, meine Schmerzen nicht gleichgültig waren. Er ist der einzige, der je etwas gegen meine Schmerzen unternommen hat. Er hat geweint, als Darken Rahl mich geschlagen hat, und er hat einen Trank gebraut, der mir die Schmerzen nehmen sollte – obwohl ich nicht ein einziges Mal aufgehört habe, ihn zu quälen, wie sehr er mich auch darum bat. Nicht ein einziges Mal.
Und nach allem, was ich ihm angetan habe, hat er mir vergeben. Er wußte, was ich durchgemacht hatte. Er nahm meinen Strafer, um ihn um den Hals zu tragen, und versprach mir, immer an mich zu denken, daran zu denken, daß ich mehr war als eine Mord-Sith, daß ich früher einmal Denna war.«
Eine weitere glitzernde Träne kullerte über ihre Wange. »Und weil ich ihn liebe. Selbst im Tod liebe ich ihn. Auch wenn ich weiß, daß meine Liebe niemals erwidert werden wird, so liebe ich ihn dennoch.«
Kahlan betrachtete Richard, der bewußtlos, hilflos auf dem Rücken lag, mit dem schwarzen, blutenden Zeichen des Hüters auf der Brust. Der weiße und schwarze Schlamm, mit dem er überall bemalt war, verlieh ihm ein wildes, ungezähmtes Aussehen, doch so war er in Wirklichkeit gar nicht. Er war der sanftmütigste Mensch, dem sie je begegnet war. In diesem Augenblick erkannte sie, daß sie alles tun würde, ihn zu retten. Alles.
»Ich werde es tun«, sagte sie leise. »Versprochen. Wenn wir Zedd nicht finden können, bevor die Schwestern zum dritten Mal wiederkommen, werde ich ihn dazu bringen, den Halsring anzulegen, ganz gleich, was es kostet. Selbst wenn er mich deswegen haßt. Oder mich tötet.« Denna hielt ihr die Hand hin. »Einen Eid darauf, zwischen den Lebenden und den Toten, daß wir tun, was getan werden muß, um ihn zu retten.«
Kahlan starrte auf die Hand
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