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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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mußten sie doch sein.
    Da waren sie. Sie lagen ein Stück entfernt, dort, wo sie gestanden hatte.
    Aha. Deswegen konnte sie also nicht mehr atmen. Luft hätte nicht dazu imstande sein dürfen. Das war unmöglich. Wenigstens nicht die von einer Schwester bewegte Luft. Es war ein Wunder.
    Geliebter Schöpfer, warum hast Du mir nicht beigestanden? Ich war dabei, Dein Werk zu verrichten. Warum hast Du das zugelassen?
    Eigentlich müßte es doch weh tun, oder? Müßte es nicht weh tun, in zwei Hälften gerissen zu werden? Aber das tat es nicht. Es tat kein bißchen weh.
    Kalt. Nur kalt war ihr. Aber die warme Schnur ihrer Eingeweide an ihrem Gesicht fühlte sich gut an. Warm. Die Wärme hatte etwas Tröstliches.
    Vielleicht tat es deswegen nicht weh, weil der Schöpfer ihr half. Das mußte es sein. Der Schöpfer hatte ihr die Schmerzen abgenommen. Geliebter Schöpfer, ich danke Dir. Ich habe mein Bestes gegeben. Tut mir leid, daß ich Dich enttäuscht habe. Schicke eine andere.
    Ganz in der Nähe standen Stiefel: Jedidiah. Ihr Gatte Jedidiah, das Ungeheuer Jedidiah.
    »Ich habe versucht, dich zu warnen, Margaret. Ich habe versucht, dich von hier fernzuhalten. Du kannst nicht behaupten, ich hätte es nicht versucht.«
    Ihre Arme lagen ausgestreckt zu beiden Seiten. In der Rechten fühlte sie die kleine Goldblume. Sie hatte sie nicht losgelassen. Selbst als sie in Stücke gerissen wurde, hatte sie sie nicht losgelassen. Sie versuchte es jetzt, konnte aber ihre Hand nicht öffnen. Gern hätte sie die Kraft besessen, ihre Hand zu öffnen. Sie wollte nicht mit diesem Ding in ihrer Hand sterben. Aber sie brachte die Finger einfach nicht auseinander.
    Geliebter Schöpfer, auch darin habe ich versagt.
    Da sie es nicht loslassen konnte, tat sie das einzige, was ihr jetzt noch einfiel. Sie ließ den Rest ihrer Kraft hineinfließen. Vielleicht würde irgend jemand es sehen und die richtige Frage stellen.
    Müde. Sie war so fürchterlich müde.
    Sie versuchte, die Augen zu schließen, aber sie wollten sich nicht schließen lassen. Wie konnte man sterben, wenn man nicht die Augen schließen konnte?
    Es waren viele Sterne. Hübsche Sterne. Es schienen weniger zu sein, als sie in Erinnerung hatte. Kaum noch welche. Sie dachte, ihre Mutter hätte ihr einmal erzählt, wie viele es waren. Aber sie konnte sich nicht mehr erinnern.
    Nun, sie würde sie eben zählen müssen.
    Eins, zwei…

21. Kapitel
    »Wie lange?« fragte Chase.
    Die sieben grimmig dreinblickenden Männer, die im Halbkreis vor ihr und Chase hockten, starrten ihn bloß an und machten ein verständnisloses Gesicht. Keiner der sieben trug außer einem Messer im Gürtel irgendwelche Waffen, und einer hatte nicht einmal das. Doch hinter ihnen stand eine Menge weiterer Männer, und sie alle waren mit Speeren oder Bogen bewaffnet – oder beidem.
    Rachel zog den dicken braunen Wollumhang fester um sich, verlagerte im Hocken ihr Gewicht und bewegte ihre Zehen. Wenn nur ihre Zehen nicht so frieren würden. Sie fingen bereits an zu kribbeln. Mit den Fingern strich sie über den großen, bernsteinfarbenen Stein, der an der Kette um ihren Hals hing. Seine glatte Tropfenform hinterließ ein Gefühl der Wärme an ihren Fingern.
    Chase brummte etwas, das Rachel nicht verstand, während er seinen schweren, schwarzen Umhang wieder auf seine Schultern schob und dann mit einem Stock auf die beiden Menschen zeigte, die in die Erde gezeichnet waren. Sämtliche ledernen Waffengürtel knarzten, als er sich in Stiefeln, die groß genug waren, daß jeder der anderen Männer mit beiden Füßen in nur einen davon gepaßt hätte, nach vorn beugte. Er tippte mit dem Stock wieder auf den Boden, dann drehte er sich um und streckte seine Hand Richtung Grasland aus.
    »Wie lange?« Er deutete auf die Zeichnung und streckte seine Hand noch ein paarmal aus. »Wie lange ist es her, seit sie aufgebrochen sind?«
    Die Männer stimmten ein sowohl für Chase als auch für Rachel unverständliches Geschnatter an, dann zeichnete der Mann, dem das lange Silberhaar um das sonnengebräunte Gesicht fiel, der, der kein Kojotenfell um die Schultern trug, sondern nur schlichte Wildlederkleidung, ein weiteres Bild in den Staub. Diesmal konnte sie erkennen, was es war. Es war die Sonne. Darunter machte er Zeichen. Chase sah zu, wie der Mann drei Reihen mit Zeichen unter das Bild der Sonne malte. Dann hörte er auf.
    Chase starrte auf das Bild. »Drei Wochen.« Er hob den Kopf und sah den Mann mit den langen Haaren an.

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