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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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die größten Ohren, die Zedd je gesehen hatte. Wie ein Mann mit solchen Ohren je eine Frau hatte finden können, war ein Wunder. Doch er hatte tatsächlich eine Frau und vier Kinder obendrein, und er sah aus, als hätte er das Zaumzeug nötiger als Zedd. Nicht zum Reiten natürlich, sondern um es zu verkaufen. Soldaten der Armee D’Haras hatten seine Ernte und seine Vorräte geplündert.
    Es war das mindeste, was Zedd hatte tun können. Schließlich war Rachel bis auf die Knochen durchnäßt gewesen, Haff hatte ihnen einen trockenen Platz zum Schlafen angeboten – auch wenn es in einer halb verfallenen Scheune war –, und seine Frau hatte ihnen Kohlsuppe gereicht, so dünn diese auch sein mochte, und hatte nichts dafür verlangt. Außerdem war es einen Sattel wert, Chase’ Gesichtsausdruck zu sehen, als Zedd erklärte, er habe keinen Hunger.
    Der große Mann allerdings aß genug für drei, und Zedd hätte gewarnt sein müssen. Diesen Winter würde es viel Hunger geben. Das Zaumzeug würde seinen Wert nicht einbringen, nicht, wenn der Hunger sich ausbreitete wie der unheilverkündende Wind vor einer Gewitterwolke, aber etwas würde es einbringen, vielleicht genug, um die allergrößten Härten zu überstehen.
    Zedd sah, wie Chase, als er sich unbeobachtet glaubte, jedem der vier Kinder eine Münze zusteckte und sie dabei in einem Ton anknurrte, der einen ausgewachsenen Mann hätte erbleichen lassen – Kindern jedoch aus irgendeinem seltsamen Grund bloß ein Lächeln entlockte –, und meinte, sie dürften erst in ihre Taschen gucken, wenn er fort wäre. Hoffentlich war es kein Gold. Der Grenzposten roch es förmlich, wenn ein Dieb im Nachbarort ein Fenster öffnete, und konnte einem wahrscheinlich sogar dessen Namen verraten, aber was Kinder betraf, war er einfach närrisch.
    Haff erkundigte sich voller Argwohn, was man als Gegenleistung für das Zaumzeug von ihm erwartete. Zedd meinte, er solle der Mutter Konfessor und dem neuen Lord Rahl seine ewige Ergebenheit schwören, da diese beiden solchen Plünderungen, wie Haff sie erfahren hätte, Einhalt geboten hätten. Der Mann hatte ihn angestarrt, seine großen Ohren hatten unter der lächerlichen Strickmütze hervorgelugt, mit den Troddeln auf beiden Seiten, die nichts weiter bewirkten, als unnötig die Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken, und hatte gesagt: »Gemacht.« Dazu hatte er entschlossen genickt.
    Ein bescheidener Anfang: ein erster ergebener Untertan für den Preis eines Sattels. Wäre doch alles nur so einfach. Doch das lag Wochen zurück. Jetzt war er auf sich gestellt.
    Der süßliche Duft eines Birkenfeuers wehte ihm durch den dichten Wald entgegen. Das Pferd hob die Nüstern und lief mit Bedacht den schmalen Pfad entlang. Die zunehmende Dunkelheit legte in der stehenden Luft immer tiefere Schatten über seinen Weg. Er hörte den Lärm, noch bevor das kleine Haus ins Blickfeld kam: das Geräusch von Möbeln, die umgestoßen wurden, das Scheppern von Töpfen und Pfannen, von Dämonen, die verflucht wurden. Das Pferd reckte die Ohren dem Tumult entgegen, während sie den verschlungenen Pfad hinabritten. Zedd gab ihm einen beruhigenden Klaps auf den Hals.
    Das kleine Haus, dessen Holzwände mit dem Alter dunkel geworden waren und dessen Dach von einer dicken Lage Farne und trockenen Fichtennadeln bedeckt war, schmiegte sich zwischen rauhe Stämme. Zedd stieg neben den welken abgestorbenen Farnen ab, die sich wie ein Garten vor dem Haus breitmachten. Das Pferd rollte ihm die Augen entgegen, als er um es herumging, um es unter dem Kinn zu kraulen.
    »Sei ein gutes Mädchen und such dir was zu fressen.« Er legte den Finger unter das Kinn der Stute und zwang sie, den Kopf zu heben. »Aber bleib in der Nähe.« Das Pferd wieherte. Mit einem Lächeln rieb Zedd ihm die graue Nase. »Gutes Mädchen.«
    Aus dem Innern des Hauses drang ein leises Knurren heraus, durchsetzt mit wütenden Klicklauten. Irgend etwas Schweres schlug dumpf zu Boden, begleitet von einem deftigen Fluch in einer fremden Sprache.
    »Komm da raus, du widerliches Biest!«
    Zedd schmunzelte, als er die vertraute, schnarrende Stimme hörte. Er beobachtete, wie das Pferd ein Stück weit davon schlenderte, büschelweise trockenes Gras aus dem Boden zupfte und kauend den Kopf hob, um sich bei jedem lauten Schlag zum Haus hin umzudrehen.
    Zedd schlenderte über den gewundenen Pfad zum Haus. Er hielt inne und machte zwei volle Umdrehungen, um die Schönheit der umliegenden Wälder zu würdigen. Sie

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