Die Schwestern des Lichts - 3
Beleidigung Richard Cyphers zu sein, jenes Mannes, den er für seinen Vater hielt, der ihn aufgezogen hatte, der ihm vertraut und ihn unterrichtet, ihm seine Liebe geschenkt und dessen Liebe er erwidert hatte.
Das Mal erinnerte ihn auch ständig an das Ungeheuer, welches er war – das Ungeheuer, das Kahlan beringt und fortgeschickt sehen wollte.
Richard schlug nach einem Insekt, das sein Gesicht umsurrte. Er sah nach unten. Insekten umsurrten auch die Tote. Ein kalter Schrecken fuhr ihm in die Glieder, noch bevor er den Einstich an seinem Hals spürte.
Blutmücken.
Hastig zog er sein Schwert, als die gewaltige, schattengleiche Gestalt hinter einem Felsen vorgesprungen kam. Das Klirren des Stahls wurde von seinem Röhren übertönt. Der Gar stürzte sich mit ausgebreiteten Flügeln auf ihn. Für einen Augenblick glaubte er einen zweiten zu erkennen, der sich hinter dem ersten in dessen Schatten duckte, doch dann zog die Bestie seine ganze Aufmerksamkeit auf sich, als sie auf ihn niederging und ihn mit boshaft grünlich leuchtendem Blick fixierte.
Für einen langschwänzigen Gar war er zu groß und nach der Art zu urteilen, wie er Richards ersten Hieb ahnte und ihm auswich, auch zu gerissen. Also ein kurzschwänziger Gar, fluchte er leise. Er war dünner als die kurzschwänzigen Gars, die er zuvor gesehen hatte – wahrscheinlich als Folge magerer Beute in dieser öden Gegend, aber dünn oder nicht, er war noch immer riesengroß und überragte ihn um eine halbe Körperlänge.
Richard stolperte und fiel über die Tote, als er nach hinten taumelte, um dem Hieb einer mächtigen Kralle auszuweichen. Wütend mit dem Schwert um sich schlagend, kam er wieder auf die Beine und ließ sich von der Magie des Schwertes durchfluten. Mit der Schwertspitze riß er eine klaffende Wunde in den weichen, straffen, rosa Bauch. Der Gar heulte vor Wut auf, griff Richard erneut an und stieß ihn unerwartet mit einem ledrigen Flügel zu Boden.
Richard wälzte sich wieder auf die Beine, wirbelte im Hochkommen das Schwert herum. Die Klinge blitzte im Mondlicht auf und rasierte in einer Gischt aus Blut eine Flügelspitze ab. Das trieb den Gar nur zum nächsten wutentbrannten Angriff. Lange, triefende Reißzähne bissen durch die Nachtluft. Die Augen leuchteten noch grüner auf. Das grollende Geheul tat Richard in den Ohren weh. Krallen griffen von beiden Seiten nach ihm.
Die Magie jagte durch seinen Körper, wollte Blut. Statt dem Angriff auszuweichen, duckte sich Richard darunter durch. Dann sprang er wieder auf und rammte der riesenhaften, pelzbewachsenen Bestie das Schwert in die Brust. Unter dem lauten Todesgeschrei des Gars drehte Richard die Klinge und riß sie zurück.
Er hob das Schwert nach hinten, bereit, den widerwärtigen Kopf mit mächtigem Schlag abzutrennen, doch der Gar griff gar nicht an. Mit den Krallen griff er nach der Wunde in seiner Brust, aus der das Blut sprudelte, schwankte einen Augenblick, bevor er schwer auf seinen Rücken stürzte. Die Flügelknochen zerbrachen krachend, als er darauf fiel.
Aus den Schatten war ein durchdringender Klagelaut zu hören. Richard trat ein paar Schritte zurück. Eine kleine, dunkle Gestalt huschte über den Boden zu der besiegten Bestie und warf sich über sie. Und schlang die kleinen Flügel um die sich hebende Brust.
Richard machte ein ungläubiges Gesicht. Ein ganz junger Gar.
Die angeschlagene Bestie hob zitternd eine Kralle und griff kraftlos nach dem winselnden Körper. Ein gurgelnder Atemzug hob den kleinen Gar in die Höhe. Der Arm sank schlaff zur Seite. Das Garweibchen schien den Kleinen mit ihren schwach grünlich leuchtenden Augen aufzusaugen, dann hob es den Kopf und sah Richard flehend an. Blutiger Schaum blubberte aus dem Maul, als es seinen letzten, rasselnden Atemzug aushauchte. Die Glut in seinen Augen erlosch, dann lag das Garweibchen still. Das Jungtier krallte sich unter jämmerlichem Geschrei mit seinen kleinen Fäusten in sein Fell.
Klein oder nicht, überlegte Richard, es war trotzdem ein Gar. Er trat näher. Er mußte ihn töten. Der Zorn jagte durch seinen Körper. Er hob das Schwert über seinen Kopf.
Der kleine Gar hob zitternd einen Flügel über seinen Kopf und wich zurück. So verängstigt er auch war, seine Mutter wollte er nicht verlassen. Er winselte vor Angst und Pein.
Ein erschrockenes, kleines Gesicht linste über den zitternden Flügel. Weit aufgerissene, feuchte, grüne Augen blinzelten Richard an. Tränen rannen durch die tiefen
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