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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Luft bei jedem Atemzug so an, als könnte sie die Innenwand ihrer Nase in Eis verwandeln.
    Auf halbem Weg nach unten trafen sie auf Prindin und Tossidin. Die beiden blieben vor ihr stehen und stützten sich schwer atmend auf ihre Speere, was für sie ungewöhnlich war, da nichts sie zu ermüden schien. Allerdings waren sie die Höhe nicht gewöhnt. Ihre Gesichter waren blaß, und das nette Zwillingslächeln war längst verschwunden.
    »Bitte, Mutter Konfessor«, sagte Prindin und hielt inne, um nach dem anstrengenden Aufstieg Luft zu schöpfen, »du darfst nicht dorthin. Die Ahnenseelen dieser Menschen haben diesen Ort verlassen.«
    Kahlan band einen Wasserschlauch von ihrer Hüfte los und zog ihn unter ihrem Umhang hervor, wo die Körperwärme das Gefrieren des Wassers verhinderte. Sie reichte ihn Prindin hin, drängte ihn, einen Schluck zu nehmen, bevor sie ihn befragte.
    »Was habt ihr gesehen? Ihr seid doch nicht in die Stadt hineingegangen, oder? Ich hatte euch doch gesagt, ihr sollt nicht hinter die Stadtmauer gehen.«
    Prindin reichte seinem keuchenden Bruder den Wasserschlauch. »Nein. Wir sind in Deckung geblieben, wie du uns befohlen hast. Wir sind nicht hineingegangen, das war auch nicht nötig.« Er leckte sich einen Wassertropfen von der Unterlippe. »Von draußen haben wir genug gesehen.«
    Kahlan nahm den Wasserschlauch wieder an sich, als auch Tossidin getrunken hatte, und verschloß ihn. »Habt ihr irgend jemanden gesehen?«
    Tossidin warf einen verstohlenen Blick über die Schulter, den Hügel hinab. »Wir haben viele gesehen.«
    Prindin wischte sich mit dem Handrücken über die Nase und blickte von seinem Bruder zu ihr. »Viele Tote.«
    »Wie viele? Woran sind sie gestorben?«
    Tossidin zog an dem Band, das seinen Fellumhang am Hals zusammenhielt. »Sie sind im Kampf gestorben. Die meisten sind Männer mit Waffen: mit Schwertern, Speeren und Bogen. Es sind mehr, als ich mit Worten zählen kann. Ich habe noch nie so viele Männer gesehen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Männer gesehen. Hier hat es Krieg gegeben. Einen Krieg, und die Besiegten wurden abgeschlachtet.«
    Kahlan starrte die Männer einen Augenblick lang an. Das Entsetzen drohte ihr die Luft zu nehmen. Sie hatte gehofft, daß einige Menschen aus Ebinissia entkommen waren und hatten fliehen können.
    Ein Krieg. Hatten die Truppen aus D’Hara dies getan? Oder steckte etwas anderes dahinter?
    Endlich löste sich die Anspannung in ihren Muskeln, und sie lief mit wehendem Umhang den Hang hinab, ließ die eisige Luft hinein. Sie hatte Herzklopfen vor Angst, was den Menschen von Ebinissia zugestoßen sein mochte. »Ich muß dort hinunter und nachsehen, was passiert ist.«
    »Bitte, Mutter Konfessor, geh nicht«, rief Prindin ihr hinterher. »Es ist ein schlimmer Anblick.«
    Die drei Männer eilten hinter ihr her, als sie den Hügel hinabmarschierte, wobei das Gefalle ihre Schritte noch beflügelte. »Ich weiß, wie Tote aussehen.«
    Ein gutes Stück vor der Stadtmauer stießen sie auf die ersten dahingestreckten Leichen – offenbar der Schauplatz kleinerer Scharmützel. Schnee war über sie hinweggeweht und verdeckte sie teilweise. An einer Stelle reckte sich eine Hand aus dem Schnee, als wäre der Mann darunter im Begriff zu ertrinken und greife nach der Luft. Die meisten waren weder von Vögeln noch von Tieren angerührt worden, da sich den Aasfressern ein Übermaß an Nahrung bot. Sie alle waren Soldaten der Armee Galeas, im Tode dort erstarrt, wo sie gefallen waren, ihre blutgetränkte Kleidung steinhart an ihren Leibern festgefroren, die gräßlichen offenen Wunden vereist.
    An der Südmauer, wo gewaltige, mit gekreuzten Eisenbändern bespannte Eichentore gestanden hatten, befand sich ein klaffendes Loch im Gemäuer, dessen Ränder verschmolzen und verkohlt waren. Kahlan stand da und starrte auf das Gemäuer, das wie das Wachs einer tropfenden Kerze zerschmolzen war. Sie kannte nur eine Kraft, die dazu imstande war. Zaubererfeuer.
    Ihr Verstand hatte Mühe, zu begreifen, was sie sah. Sie wußte, wie die Folgen eines Zaubererfeuers aussahen, aber es gab keine Zauberer mehr. Bis auf Zedd und vermutlich Richard. Aber Zedd zeichnete hierfür bestimmt nicht verantwortlich.
    Außerhalb der Mauern, ein Stück entfernt von beiden Seiten des Tores, lagen kopflose Leichen zu gewaltigen gefrorenen Hügeln aufgetürmt. Köpfe starrten aus weniger ordentlichen eigenen Stapeln heraus. Schwerter, Schilde und Speere hatte man auf

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