Die Schwestern des Lichts - 3
»Ahern, ich habe den Eindruck, du willst bloß den Preis in die Höhe treiben.«
»Und ich glaube, du willst ihn drücken.«
Zedd ließ den Anflug eines Lächelns auf seinen Lippen zu. »Ich glaube, so schwer, wie du behauptest, ist es nicht.«
Aherns mißbilligender Gesichtsausdruck kehrte zurück. »Denkst du, es sei einfach?«
Zedd zuckte mit den Achseln. »Du fährst doch ohnehin im Winter. Ich verlange nichts weiter, als daß du eine andere Richtung einschlägst, das ist alles.«
Ahern beugte sich vor, seine Kiefermuskeln wurden immer härter. »Das Problem ist die Richtung, in die du reisen willst! Erstens gibt es Gerüchte über einen Bürgerkrieg in Nicobarese. Schlimmer noch, der kürzeste Weg, wenn man nicht wochenlang über die Pässe weit unten im Süden fahren will, führt durch Galea.«
Er senkte die Stimme. »Zwischen Galea und Kelton gibt es Ärger. Ich habe gehört, daß entlang der Grenze gekämpft wird. Keltonische Städte wurden geplündert. Die Leute hier in Penverro sind schon nervös, weil sie so nahe an der Grenze nach Galea leben. Man spricht von nichts anderem mehr. Nach Galea zu fahren bedeutet Ärger.«
»Kämpfe? Nichts als Getratsche und Geschwätz. Der Krieg ist vorbei. Man hat die Truppen D’Haras zurückgerufen.«
Ahern schüttelte langsam den Kopf. »Ich sage ja nicht, daß die Truppen aus D’Hara sind. Sondern aus Galea.«
»Blödsinn!« fauchte Zedd ihn an. »Keltonier denken jedesmal, die Galeaner würden angreifen, wenn ein Farmer eine Laterne umstößt und die Scheune Feuer fängt, und jedesmal, wenn ein Lamm von einem Wolf gerissen wird, sehen Galeaner einen Keltonier vor sich. Ich hätte gern das Geld für all die Pfeile, die man auf Schatten abgeschossen hat.« Er drohte mit dem Finger. »Sollten Keltonier oder Galeaner einander angreifen, hätte der Zentralrat längst die Köpfe derer rollen lassen, die den Befehl dazu gegeben haben, egal, um wen es sich handelt!« Er stieß mit dem Stock auf. »Man würde es nicht zulassen!«
Ahern wich ein Stück zurück. »Von Politik verstehe ich nichts, und noch weniger von diesen gottlosen Konfessoren. Ich weiß nur, daß ein Mann bei einer Fahrt durch Galea leicht von Pfeilen dieser Schatten durchlöchert werden kann. Was du vorhast, ist nicht so einfach, wie du glaubst.«
Zedd war das Spielchen leid. Er hatte für dergleichen keine Zeit. Irgendeine Bemerkung von Adie ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Eine Bemerkung über Licht. Entschlossen, die Diskussion so oder so zu beenden, leerte er seine Tasse mit einem Schluck.
»Danke für die Unterhaltung, Ahern. Aber ich sehe, du bist nicht der Mann, der mich nach Nicobarese bringen kann.«
Er stand auf und griff nach seinem Hut. Ahern legte seine große Pranke auf Zedds Arm und drückte ihn zurück auf den Stuhl. Er rutschte auf seiner Bank nach vorn.
»Hör zu, Ruben, die Zeiten sind hart. Der Krieg mit D’Hara hat den Handel abreißen lassen. Kelton ist das Schlimmste erspart geblieben, vielen unserer Nachbarn aber nicht. Mit Toten läßt sich schwer Handel treiben. Es gibt nicht mehr so viel Fracht wie früher, aber wir haben immer noch mehr als genug Leute, die nur darauf warten, eine Fahrt zu machen. Du kannst niemandem einen Vorwurf daraus ziehen, wenn er den bestmöglichen Preis erzielen will.« Er runzelte die Stirn und beugte sich noch ein wenig weiter vor. »Den besten Preis für die besten Früchte sozusagen.«
»Die besten Früchte, allerdings.« Zedd machte eine ungeduldige Geste Richtung Saal. »Jeder von diesen Männern würde freudig seine Dienste anbieten. Jeder von ihnen könnte mir eine rühmliche Geschichte – die ebensogut wie deine wäre – erzählen, warum er der beste Kutscher ist. Dein Ziel ist es, den bestmöglichen Preis zu erzielen. Das kann ich durchaus verstehen, aber treib keine Spielchen mit mir, Ahern. Ich will wissen, warum ich einen hohen Preis bezahlen soll.«
Mit der Spitze eines seiner dicken Finger schob Ahern seine Tasse in die Mitte des Tisches und gab damit zu verstehen, daß er sie nachgefüllt haben wollte. Zedd strich sich die Ärmel glatt, bevor er ihm den Gefallen tat. Ahern zog seine Tasse hinter die schützende Ummantelung seiner mächtigen Arme und beugte sich vor. Er ließ den Blick durch den Raum wandern.
Alles ringsum sah dem Barden zu, der gerade einer der Kellnerinnen ein Liebeslied sang. Er hielt ihre Hand und sang dazu Worte ewigwährender Hingabe. Das Mädchen hatte einen roten Kopf. Mit ihrer freien Hand
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