Die Schwestern des Lichts - 3
Männer in Gelächter aus. Julie richtete sich auf und schlug dem Kerl mit ihrem Tablett auf den Kopf. Als sie stolz davonmarschieren wollte, kniff er sie. Sie schrie auf, eilte aber weiter.
Als sie an Zedds Tisch vorüberkam, beugte sie sich lächelnd über ihn. »Ich werde Ihnen den Tee jetzt sofort bringen, Meister Rybnik.«
»Mein Name ist Ruben.« Mit einer knappen Bewegung seines Fingers zeigte er auf den Tisch mit den lärmenden Kerlen. »Ich habe gesehen, was passiert ist. Mußt du das immer über dich ergehen lassen?«
»Ach, das ist bloß Oscar. Er ist harmlos, meistens. Manchmal, wenn er den Mund aufmacht, wünsche ich mir allerdings, daß er den Schluckauf kriegt, statt mich mit seinen schmutzigen Redensarten anzuspucken.« Sie strich sich verärgert eine Locke aus dem Gesicht.
»Und jetzt will er noch einen Krug. Entschuldigt. Ich rede zuviel. Ich werde Euren Tee holen, Meister Ryb –«
»Ruben.«
»Ruben.« Sie schenkte ihm ein Lächeln, bevor sie davoneilte.
Während er wartete, aß Zedd weiter und beobachtete den Tisch mit den lärmenden Männern. Ein bescheidener Wunsch. Was konnte es schaden? Julie kehrte mit dem Tee und einer Tasse zurück. Als sie dies auf dem Tisch abstellte, machte Zedd seinen Finger krumm und bat sie, sich weiter vorzubeugen.
Sie beugte sich herüber und schnürte dabei ihre Schürzenbänder. fester. »Ja, Ruben?«
Der Zauberer legte ihr sachte einen Finger unters Kinn. »Du bist eine sehr hübsche Frau, Julie. Oscar soll dich nicht mehr auf unflätige Weise ansprechen und dich auch nicht mehr betatschen.« Er senkte die Stimme zu einem langsamen, kräftigen Flüsterton, der fast die Luft zum Knistern brachte. »Wenn du ihm sein Bier bringst, sprich seinen Namen und sieh ihm dabei in die Augen, so wie ich dir jetzt in die Augen schaue, und dein Wunsch soll in Erfüllung gehen. Doch du wirst dich weder daran erinnern, darum gebeten zu haben, noch daß ich ihn dir gewährt habe.«
Julie richtete sich blinzelnd auf. »Entschuldigt, Ruben, was habt Ihr gesagt?«
Zedd schmunzelte. »Ich sagte, ›Danke für den Tee‹, und wollte außerdem wissen, ob jemand hier ein Pferdegespann und vielleicht eine Kutsche besitzt, die man mieten kann.«
Sie blinzelte erneut. »Ach so. Nun…« Sie sah sich um und biß sich dabei auf die Unterlippe. »Jeder zweite hier ist Kutscher, zumindest jeder zweite, der nicht so elegant wie Ihr gekleidet ist. Manche verdingen sich. Manche transportieren Frachtgut und kommen regelmäßig her, andere sind nur auf der Durchreise.« Sie zeigte auf mehrere Tische. »Die dort … und die, verdingen sich vielleicht. Vorausgesetzt, Ihr schafft es, sie nüchtern zu machen.«
Zedd bedankte sich bei ihr, und sie ging davon, das Bier zu holen. Er sah zu, wie sie es quer durch den Raum trug und vor Oscar abstellte. Er feixte sie mit einem lüsternen Grinsen an. Sie sah ihm fest in die Augen. Zedd sah, wie ihre Lippen seinen Namen formten. Oscar öffnete den Mund und wollte etwas sagen, verschluckte sich aber statt dessen. Eine Blase schwebte aus seinem Mund in die Luft. Und zerplatzte. Alles am Tisch brach in Gelächter aus. Beim Zusehen zogen sich Zedds Brauen stirnrunzelnd zusammen. Eigenartig, dachte er.
Jedesmal, wenn Oscar den Mund aufmachte, um etwas zu Julie zu sagen, verschluckte er sich und Blasen stiegen auf. Die Männer brüllten vor Lachen, beschuldigten sie, Seife ins Bier geschüttet zu haben. Sollte es stimmen, darin waren sich alle einig, dann geschähe ihm dies durchaus zu recht. Sie überließ die Männer ihrem Gegröle, als der einsame Mann in der Nische sie auf sich aufmerksam machte. Er bat sie um etwas, woraufhin sie nickte und zur Küche eilte.
An Zedds Tisch blieb sie kurz stehen und deutete mit einem Nicken auf den allein sitzenden Mann. »Vielleicht hat er ein Gespann. Er riecht mehr nach Pferd als nach Mann.« Sie mußte kichern. »Das war nicht nett. Verzeiht. Aber ich kann ihn einfach nicht dazu überreden, sein Geld für Bier auszugeben. Er möchte, daß ich ihm Tee bringe.«
»Ich habe mehr, als ich trinken kann. Ich werde meinen mit ihm teilen.« Er zwinkerte ihr zu. »Das spart dir einen Weg.«
»Danke, Ruben. Hier ist noch eine Tasse.«
Zedd schob sich den letzten großen Brocken Braten in den Mund, während er den Blick durch den Raum schweifen ließ. Die Männer hatten sich wieder beruhigt, und Oscar war seinen Schluckauf wieder los. Sie saßen alle da und lauschten dem Barden, der ein Lied über einen Mann zum
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