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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wäre.«
    Jahrzehnte. Es würde nicht Jahre, sondern Jahrzehnte dauern. Eine Kernprophezeiung berührte fast alles. Sie begann innerlich zu flattern. Es war, als würde man blind. Bis die verdorbene Frucht ausgesondert werden konnte, durften sie nichts und niemandem trauen.
    Sie hob den Kopf und sah ihm in die Augen. »Und du weißt, welche sich gegabelt hat?«
    Er lächelte stolz. »Ich kenne sowohl die unechte als auch die echte Verzweigung. Ich weiß, was sich ereignet hat.«
    Nun, wenigstens das. Sie spürte ein aufgeregtes Kribbeln. Wenn Nathan ihr sagen konnte, welches der echte Zweig und welches der falsche war und wie die beiden beschaffen waren, dann wäre das tatsächlich ausgesprochen nützlich. Da die Prophezeiungen nicht in chronologischer Reihenfolge kamen, war es unmöglich, einem Ast einfach nachzugehen. Doch dies wäre ein guter Anfang: wenigstens wüßten sie, wo sie anfangen mußten. Besser wäre allerdings gewesen, sie hätten das von Anfang an gewußt und nicht erst Jahre später erfahren.
    »Gute Arbeit, Nathan.« Er grinste wie ein Kind, das seiner Mutter eine Freude gemacht hatte. »Hol einen Stuhl herbei und erzähl mir von der Gabelung.«
    Die Aufregung schien Nathan aufzurichten, als er einen Stuhl neben den Schreibtisch zog. Er fläzte sich hinein und zappelte herum wie ein junger Hund mit einem Stöckchen. Hoffentlich brauchte sie ihm nicht weh zu tun, wenn sie ihm das Stöckchen aus dem Mund riß.
    »Nathan, kannst du mir die Prophezeiung erzählen, die sich gegabelt hat?«
    Seine Augen blitzten schalkhaft auf. »Seid Ihr sicher, daß Ihr sie hören wollt, Schwester Margaret? Prophezeiungen sind gefährlich. Als ich das letzte Mal einer hübschen Dame eine erzählt habe, mußten Tausende sterben. Das habt Ihr selbst gesagt.«
    »Nathan, bitte. Es ist spät. Das hier ist sehr wichtig.«
    Die Vergnügtheit schwand aus seinem Gesicht. »An den genauen Wortlaut kann ich mich nicht erinnern.«
    Sie bezweifelte, daß das stimmte. Wenn es um Prophezeiungen ging, sah Nathans Verstand die Worte, als wären sie in eine Steintafel geritzt. Sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm. »Das kann ich verstehen. Ich weiß, wie schwer es ist, sich jedes Wort zu merken. Erzähle sie so, wie du dich erinnerst.«
    »Gut. Mal sehen.« Er blickte an die Decke und strich sich mit Daumen und Fingerspitzen übers Kinn. »Es ist die, die etwas über jenen Mann aus D’Hara verrät, der die Welt durch das Zählen von Schatten überschattet.«
    »Das ist sehr gut, Nathan. Fällt dir noch mehr dazu ein?« Wahrscheinlich hatte er sie Wort für Wort im Gedächtnis, aber er mochte es, wenn man ihn bat. »Es wäre mir eine außerordentliche Hilfe.«
    Er betrachtete sie einen Augenblick und nickte dann. »Mit dem ersten Anzeichen des Winters werden die Gezählten Schatten erblühen. Zählt der Erbe der Vergeltung D’Haras die Schatten richtig, so wird sein eigener Schatten die Welt verdunkeln. Zählt er sie falsch, büßt er sein Leben ein.«
    In der Tat, es handelte sich um eine gegabelte Prophezeiung. Dies war der erste volle Tag des Winters. Sie wußte nicht, was die Prophezeiung bedeutete, aber sie hatte schon von ihr gehört. In den Gewölben war sie Gegenstand so mancher Studien und Debatten gewesen, und besorgt hatte man sich gefragt, in welchem Jahr sie sich ereignen würde. »Und welchen Ast hat die Prophezeiung gewählt?«
    Sein Gesicht wurde hart. »Den denkbar schlimmsten.«
    Sie spielte mit einem der Knöpfe ihres Gewands herum. »Wir werden unter den Schatten dieses Mannes aus D’Hara fallen?«
    »Ihr solltet die Prophezeiungen sorgfältiger betrachten, Schwester. In der nächsten Prophezeiung geht es wie folgt weiter: Sollten die Kräfte des Verlustes freigesetzt werden, wird die Welt durch das, was zerrissen wurde, von noch viel düstrerer Lust verdunkelt werden. Die Hoffnung auf Errettung wird dann so dünn sein wie die weiße Klinge des wahrhaft Geborenen. « Er beugte sich weiter vor und flüsterte. »Die einzige noch viel düstrere Lust, Schwester Margaret, ist die des Herrn der Anarchie.«
    Sie sprach leise ein Gebet. »Möge der Schöpfer uns in seinem Licht Schutz gewähren.«
    Sein Lächeln hatte etwas Spöttisches. »In der Prophezeiung ist nicht davon die Rede, daß der Schöpfer uns zu Hilfe kommt, Schwester. Wenn es Schutz ist, den Ihr sucht, dann solltet Ihr dem richtigen Ast folgen. So gibt es einen Funken Hoffnung, Euch vor dem, was kommt, zu retten.«
    Sie strich die Falten im

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