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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Bäumen hervorgebrochen waren, blieben ihnen kaum sechs Meter, ihren ungestümen Vorwärtsdrang vor dem Abgrund abzubremsen, bevor Eis und Felsen endeten und nur noch dünne Luft dahinter lag. Zudem mußten sie dies auf kaskadenartig aufgetürmten Eishügeln bewerkstelligen. Wäre das Eis glatt wie ein See, hätten die Pferde ihre Hufe hineinstemmen und versuchen können, schliddernd zum Stehen zu kommen. Doch diese Fläche war nicht eben, und sie hatten keine Chance, als sie in vollem Schwung ausglitten und rutschten, abglitten und stolperten.
    Kahlan hörte das Knacken brechender Pferdebeine, als die in Spalten eingeklemmten Pferdehufe die Tausende von Pfunden Muskelfleisch, die in höchstem Tempo vorwärtsdrängten, nicht halten konnten. Die sattellosen Reiter waren hilflos.
    Die Männer feuerten ihre Pferde aufmunternd an, und wer hinten ritt, erkannte in dem Gebrüll nicht rasch genug den Wechsel von Wut zu Entsetzen. Die Hinteren brachen krachend in die Vorderen hinein, stürzten übereinander und schossen aneinander vorbei. Sattellos, ohne Halfter und Schlachtkandaren, konnten die Reiter ihre Tiere nicht beherrschen und wurden hilflos nach vorn geschleudert.
    Einige sprangen von ihren Pferden, als sie durch die Bäume brachen und erkannten, was vor ihnen lag, doch ihr Schwung war zu groß, die verbliebene Strecke zu kurz, ihr Schicksal unausweichlich. Die hinteren Pferde stürzten über die bereits gefallenen, die verzweifelt nach Halt suchten. Es gab keinen. Ein Wasserfall aus lebendigem Fleisch ergoß sich über den Rand des Abgrunds.
    Kahlan saß still, hatte ihre Konfessorenmiene aufgesetzt und lauschte auf die Schreie von Mensch und Pferd, die sich zu einem langgezogenen Klagelaut vermengten, während diese hinter dem Berg verschwanden. Nach wenigen Sekunden war es vorbei. Mehr als fünfzig Mann mitsamt ihren Pferden waren in den Tod gestürzt.
    Als die Nacht für eine Weile stillgeblieben war, stieg sie ab und ging zurück zum Rand der Eiskaskade, in weitem Bogen, um ihre falsche Fährte von allen abzweigenden Spuren frei zu halten. Im trüben Licht konnte sie die dunklen Blutflecken auf den Eiskuppen erkennen. Blut von gebrochenen Beinen, Blut aus aufgeplatzten Schädeln. Von den Feinden befand sich keiner mehr oberhalb des Abgrunds.
    Sie wollte gerade kehrtmachen und zurückgehen, als sie ein verzweifeltes, tiefes Stöhnen hörte. Kahlan zog ihr Messer und schob sich vorsichtig zentimeterweise an die Quelle des Geräuschs heran, zum Abgrund. Sie klammerte sich an einen stämmigen Ast und beugte sich über die abschüssige Eiskaskade. Der Bodensatz des Waldes war im Eis festgefroren, Äste und Blätter hatten einen kleinen Damm am Rand gebildet, der mit den Anwachsen des Eises überfroren war. Ein paar Äste ragten aus dem eisigen Wall heraus.
    Um einen dieser Äste hatten sich Finger gekrallt. Ein Mann klammerte sich mit letzter Kraft an den Ast, seine Beine baumelten über einem Abgrund von fast dreihundert Metern Tiefe. Ächzend vor Anstrengung versuchte er, seine Füße in das Eis zu stemmen, doch es war zu glatt, um ihm Halt zu bieten.
    Kahlan stand an der Kante, den Ast als Halt umklammert, und beobachtete ihn fröstelnd. Wasser rann tröpfelnd über das Eis, über sein Gesicht, klebte ihm die Haare an den Kopf und durchtränkte seine keltonische Uniform. Ihm klapperten die Zähne.
    Er hob den Kopf und sah sie über sich im Mondlicht. »Hilf mir! So hilf mir doch, bitte!« Er konnte kaum älter sein als sie.
    Sie musterte ihn ohne Mitgefühl. Er hatte große Augen, die Art von Augen, bei denen junge Frauen mit Sicherheit ins Schwärmen gerieten. Die jungen Frauen in Ebinissia waren beim Anblick dieser Augen allerdings mit Sicherheit nicht ins Schwärmen geraten.
    »Im Namen der Guten Seelen, so hilf mir doch!«
    Kahlan ging in die Hocke, rutschte näher an ihn heran. »Wie ist dein Name?«
    »Huon! Ich heiße Huon! Und jetzt hilf mir endlich!«
    Kahlan legte sich flach auf das Eis, hakte einen Fuß in einen Wurzelknoten und klammerte sich mit einer Hand fest an den stämmigen Kiefernast. Die andere Hand streckte sie ein Stück weit vor, doch nicht weit genug, daß Huon sie ergreifen konnte.
    »Ich werde dir helfen, Huon, unter einer Bedingung. Ich habe geschworen, keine Gnade walten zu lassen, und das werde ich auch nicht tun. Wenn du meine Hand ergreifst, werde ich meine Kraft auf dich entladen. Du wirst mir gehören, jetzt und für immer. Wenn du überlebst, dann als jemand, der von einem

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