Die Schwestern des Lichts - 3
errichtet. Sie hätte weinen können über so viel Aufmerksamkeit.
Ihr Bündel war da, und ihre Kleider lagen säuberlich gefaltet auf einem Stapel. Kahlan nahm ihre Halskette ab, die, die Adie ihr geschenkt hatte, mit dem runden Knochen. Das war alles, was sie während der Schlacht getragen hatte. Sie drückte sie einen Augenblick lang an ihre Wange, bevor sie sie abwusch. Die Kette erinnerte sie an jene, die sie von ihrer Mutter geschenkt bekommen hatte.
Dann tauchte sie den Kopf ins Wasser ein, wusch sich die Haare und anschließend methodisch den übrigen Körper. Es war ein wundervolles Gefühl, das Blut herunterzuwaschen, wenngleich sie sich zwingen mußte, an etwas anderes zu denken, um sich nicht zu übergeben. Sie dachte an Richard, an sein jungenhaftes Lächeln, das sie stets zum Lächeln brachte, dachte an seine grauen Augen, die so tief in ihre Seele blicken konnten. Als sie mit Waschen fertig war, legte sie sich hin und ließ ihr Haar auf den Steinen trocknen.
Sie brauchte dringend Schlaf. Sie hatte ihre Konfessorenkraft noch immer nicht zurückgewonnen, seit sie sie bei dem Einäugigen – Orsk – eingesetzt hatte. Sie konnte die Leere in ihrer Magengrube spüren, den Hohlraum, wo ihre Kraft saß. Es würde noch eine Weile dauern, bis sie wiederhergestellt wäre. Erst nach etwas Schlaf würde sie die übelkeiterregende, schwindlig machende Erschöpfung überwunden haben.
Ihr war danach, sich in ihre Decke zu wickeln und einzuschlafen. Sie war so müde. Doch schlafen war ausgeschlossen. Vorerst.
Sie streifte die Halskette wieder über den Kopf und zog mühsam ihre Kleider an. Aus ihrem Bündel zog sie eine Salbe, die sie auf ihre aufgeplatzte Lippe strich. Während sie sie zurücklegte, fiel ihr das Knochenmesser in die Hände, das Chandalen ihr geschenkt hatte, und sie band es sich wieder um den Arm.
Sie war so erschöpft, daß sie sich kaum zwingen konnte aufzustehen, aber sie hatte noch etwas zu erledigen, bevor sie sich Ruhe gönnen dürfte. Sie mußte sich bei ihren Soldaten zeigen. Die sollten nicht denken, daß ihr deren Wohlergehen nicht mehr am Herzen lag als alles andere. Die jungen Männer hatten ihr Leben riskiert, und das mindeste, was sie tun konnte, war, ihnen im Namen der Midlands ihre Anerkennung auszusprechen.
Sauber, das lange Haar wieder voll und glänzend und endlich mit mehreren Schichten warmer Kleidung und ihrem Umhang bekleidet, bahnte sie sich ihren Weg zwischen den Lagerfeuern hindurch. Ernst und aufmerksam lauschte sie den geschwätzigen Geschichten der einen und den ruhigen, knappen Worten von anderen. Sie antwortete auf Fragen, lächelte beruhigend und zeigte allen, wie stolz sie auf ihre Leistung war. Sie kniete neben den Verwundeten, überprüfte, ob ihnen warm genug war, legte ihnen die Hand tröstend auf die Wange und wünschte ihnen gute Gesundheit und baldige Genesung.
An einem Feuer, um das zehn schweigende Soldaten hockten, saß ein junger Kerl und zitterte – vermutlich nicht der Kälte wegen.
»Wie geht es dir? Alles in Ordnung? Ist dir auch warm?«
Ihr Erscheinen überraschte ihn und munterte ihn auf. »Ja, Mutter Konfessor.« Ein Schüttelfrostanfall ließ ihm die Zähne klappern. »So hatte ich mir das nicht vorgestellt.« Er faßte sich und zeigte auf die anderen. »Das sind meine Freunde. Sechs sind nicht zurückgekommen.«
Sie hielt ihren Umhang mit einer Hand zu und strich ihm mit der anderen das Haar aus der Stirn. »Das tut mir leid. Auch ich trauere um sie. Ich möchte nur, daß ihr Männer wißt, wie stolz ich auf euch bin. Ihr seid die tapfersten Soldaten, die ich je gesehen habe.«
Er lachte nervös auf. »Ohne Euch wären wir alle tot. Wir wurden zurückgetrieben, in Stücke gehackt, und dann seid Ihr mitten unter die Feinde geritten, ganz allein. Sie haben sich alle auf Euch konzentriert, und dann, als sie verwirrt waren, haben wir einen Gegenangriff gestartet. Ihr habt uns gerettet.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich hätte heute nacht ebenso viele getötet wie ich Euch habe töten sehen.«
Die anderen nickten ernst, zum Zeichen, daß sie derselben Ansicht waren. Er strich sich mit zitternden Fingern übers Gesicht. »Ich danke Euch, Mutter Konfessor. Ohne Euer Zutun wären wir jetzt alle tot.« Er sah sie nervös lächelnd an. »Wenn ich die Wahl hätte, ich würde lieber mit Euch als mit Prinz Harold in den Kampf ziehen.«
»Sie kann ziemlich gut mit einem Schwert umgehen, was meint ihr?«
Sie blickte in die
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