Die Schwestern des Lichts - 3
Dinger tragen können.« Er betastete den klaffenden Schlitz im Leder. »Aber ich war froh, sie zu haben.«
»Wie ist es gelaufen? Wie viele Männer habt Ihr verloren?«
»Wir haben fast alle Ziele erreicht, die wir uns gesetzt hatten. In diesen Uniformen brauchten wir kaum zu kämpfen. Nur wenige haben uns bemerkt, abgesehen von denen, die wir getötet haben. Verloren haben wir nur ein paar Mann.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Sieht aus, als hättet Ihr das meiste abgekriegt. Als Ihr kamt, habe ich eine grobe Zählung vorgenommen. Wir haben nahezu vierhundert der eintausend Schwertkämpfer verloren, die angegriffen haben.«
Sie starrte an ihm vorbei auf die Männer an den Feuern. »Wir hätten sie um ein Haar alle verloren.« Sie richtete ihr Augenmerk wieder auf den Hauptmann. »Aber sie haben sich selbst alle Ehre gemacht. Auch die Kettengespanne.«
Er umfaßte seine bandagierte Hand. »Von jenen, mit denen ich gesprochen habe, hat kaum jemand weniger als zehn Mann erledigt, und viele erheblich mehr. Wir haben der Imperialen Ordnung ein ziemliches Loch ins Fell gerissen.«
Kahlan schluckte. »Sie aber auch uns.«
»Haben die Männer meine Anordnungen befolgt?« fragte er. »Haben sie Euch alle Schwierigkeiten vom Leib gehalten?«
»Sie haben die Feinde so gründlich von mir ferngehalten, daß ich Euch nicht mal sagen könnte, wie die D’Haraner ausgesehen haben. Ich fürchte, ich habe Eurem Schwert nicht allzuviel Ehre hinzufügen können, wenn es auch ein Trost war, es bei sich zu haben. Hoffentlich ist es Euch wenigstens eine Ehre, daß ich es in der Schlacht getragen habe.«
Er runzelte die Stirn und lehnte sich zur Seite, um ihr Gesicht im Feuerschein besser betrachten zu können. »Eure Lippe scheint aufgeplatzt zu sein.« Er warf einen kurzen Blick auf ihr Schlachtroß, dem die Männer gerade das Zaumzeug abnahmen. »Das Pferd ist über und über mit Blut verschmiert. Ihr seid auch vollkommen mit Blut verschmiert, oder täusche ich mich?« Es war ein Vorwurf, keine Frage.
Kahlan starrte ins Feuer. »Irgendein Betrunkener hat mit etwas nach mir geworfen. Das hat mir die Lippe aufgeschlagen. Dieser verwundete Soldat, den ich hergetragen habe, ist auf meinem Pferd verblutet.« Ihr Blick wanderte zwischen den jungen Gesichtern an den Feuern hin und her. »Ich wünschte, ich hätte mich nur halb so gut geschlagen wie sie. Sie waren großartig.«
Er brummte mißtrauisch. »Ich bin nur sehr erleichtert, Euch unversehrt wiederzusehen.«
»Ist alles andere in Ordnung? Die Bogenschützen, die Kavallerie? Wir müssen die Gelegenheit ausnutzen, solange sie betrunken sind und ihnen vom Gift übel ist. Wir müssen auch die Wetterlage ausnutzen, so gut es geht. Wir dürfen keinen Augenblick nachlassen. Ein blitzartiger Überfall nach dem anderen. Kein Kampf. Überfallartige Angriffe, immer von einer anderen Stelle aus.«
»Jeder weiß, was er zu tun hat und brennt darauf, an die Reihe zu kommen. Die Bogenschützen müßten bald fertig sein, dann die Kavallerie, anschließend die Männer mit den Hellebarden. Unsere Leute werden abwechselnd schlafen, die Imperiale Ordnung dagegen wird von jetzt an überhaupt nicht mehr zum Schlafen kommen.«
»Gut. Diese Soldaten müssen sich erholen. Am Morgen sind sie wieder an der Reihe.« Sie hob einen Finger. »Und Vergeßt nicht das Wichtigste.« Sie zitierte ihren Vater: »›Terror und Entsetzen sind die Waffen, die am schnellsten die Vernunft besiegen.‹ Vergeßt das nicht. Es waren auch ihre einzigsten Waffen, und die müssen wir jetzt gegen sie richten.«
Prindin kam zurück und trat in den Schein des Feuers. »Mutter Konfessor. Mein Bruder und ich haben dir einen Verschlag gebaut, damit du dich waschen kannst, wenn du willst.«
Sie versuchte nicht zu zeigen, wie sehr sie sich danach sehnte, den Geruch des Krieges abzuwaschen. »Danke, Prindin.«
Er streckte den Arm aus und wies ihr den Weg zu einer kleinen Lichtung. Die Brüder hatten ihr einen geräumigen Unterschlupf aus mit Schnee bedeckten Balsamtannenzweigen errichtet. Sie krabbelte durch die niedrige Öffnung und fand drinnen Kerzen vor. Der Schneeboden war ebenfalls mit einer Schicht aus Zweigen belegt, wodurch es in der kleinen Hütte angenehm roch. Ein dampfender Eimer mit Wasser mußte unlängst neben heißen, in der Mitte plazierten Steinen abgestellt worden sein. Sie wärmte sich die Finger über den Steinen.
Die Brüder hatten ihr ein warmes und gemütliches Heim für die Nacht
Weitere Kostenlose Bücher