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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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besaß Magie.
    Ihre Gedanken schweiften zu Richard. Und dann weinte sie. Sie weinte und hoffte, daß er sie nicht haßte für das, was sie getan hatte. Sie betete, daß er verstand und ihr vergeben konnte. Sie hatte ihr Bestes für ihn gegeben um ihn zu retten, um die Lebenden zu retten. Ihr Tränenfluß verebbte und endete schließlich mit einem Schluchzer.
    Der Gedanke an Richard fegte die verworrenen Bilder aus ihrem Kopf. Zum ersten Mal seit Tagen, so schien es, beschäftigten sich ihre Gedanken mit etwas anderem als Kampf und Tod.
    Beschäftigten sich damit, wer sie, wer Richard war. Beschäftigten sich mit wichtigen Dingen, die im Nebel ihres Unterbewußtseins vorübertrieben.
    Der Gedanke an Richard brachte ihr andere Dinge, die wichtig waren, wieder zu Bewußtsein. Es gab noch andere Probleme als die Imperiale Ordnung, die der Aufmerksamkeit bedurften. Es schien, als hätte dieser Krieg sie von höheren Notwendigkeiten abgelenkt.
    Sie dachte an Darken Rahl. Darken Rahl hatte Richard gezeichnet. Die Schwestern des Lichts hatten ihn gefangengenommen. Sie war auf dem Weg nach Aydindril, um Richard zu helfen, um Zedd zu bewegen, Richard zu helfen…
    Richard mußte den Hüter aufhalten.
    In der Dunkelheit, unter ihrem Fellumhang, runzelte Kahlan die Stirn. Der Schleier zur Unterwelt war nach wie vor eingerissen. Hatte sie nichts Besseres zu tun, als in der Gegend herumzulaufen und mit dem Schwert in der Hand auf d’haranische Truppen loszugehen?
    Sie mußte an Darken Rahls Gelächter denken.
    Sie faßte sich an den Hals und befühlte die geschwollene, aufgeplatzte Haut. Das war keine Einbildung gewesen. Er hatte gelacht, weil sie so töricht war.
    Kahlan setzte sich auf. Was tat sie hier? Sie mußte helfen, den Hüter aufzuhalten. Shota hatte, genau wie Darken Rahl und Denna, gesagt, der Schleier sei eingerissen. Kahlan hatte einen Screeling gesehen, ein Wesen aus der Unterwelt. Sie hatte mit Denna gesprochen. Denna hatte Richards Platz beim Hüter eingenommen, damit er lebte und den Riß im Schleier schließen konnte.
    Kahlan sollte besser Zedd suchen. Sie sollte nicht herumlaufen und die Kriegerin spielen.
    Doch wenn die Imperiale Ordnung nicht aufgehalten wurde…
    Aber wenn der Schleier eingerissen war…
    Sie mußte nach Aydindril. Sie mußte zu Zedd. Diese Männer konnten ohne sie Krieg führen. Das war schließlich ihre Aufgabe. Sie war die Mutter Konfessor. Sie sollte nicht herumlaufen und töricht ihr Leben aufs Spiel setzen, während die Midlands – die Welt der Lebenden – in Gefahr waren.
    Das war es, worüber Darken Rahl sich amüsierte – ihre Torheit.
    Sie nahm die Tasse mit dem Tee, den Prindin für sie gekocht hatte, in die Hände und wärmte ihre Finger. Sie war die Führerin der Midlands, und sie mußte auch als Führerin auftreten und sich vor allem um die allerwichtigsten Dinge kümmern, jene Dinge, die sie und nur sie allein erledigen konnte. Sie kippte den Rest des Tees hinunter und verzog das Gesicht, weil er so bitter schmeckte.
    Kahlan legte sich wieder hin und hielt die Teetasse auf ihrem Bauch fest. Die Gesichter der toten Frauen zogen noch einmal an ihren Augen vorüber. Entsetzen und Gewalt, das waren die Waffen, die am ehesten die Vernunft besiegten: Genau das war es, was der Feind ihr angetan hatte – das Entsetzen darüber, was sie getan hatten, überwältigte ihre Vernunft.
    Am heutigen Tag hätten sie und ihre Männer den Tod gefunden, wenn alle Späher getötet worden wären. Ohne diese Führer wären sie verloren, für den Feind besiegbar gewesen.
    Genau das war auch sie: eine Führerin. Sie war die Führerin der Midlands. Sie gehörte nach Aydindril, wo sie den Rat führen und mit allen gegen die Bedrohung am selben Strang ziehen mußte. Ohne diese Führung wären sie unwissend und verlören sich im Nebel der Geschehnisse.
    Sie war auch Richards Führerin, was die Hilfe, die er brauchte, anbelangte. Es war an ihr, für Zedds Hilfe zu sorgen. Ohne diese Führung wäre Richard und mit ihm alle Lebenden verloren.
    Sie setzte sich auf und starrte in die Flamme der Kerze.
    Kein Wunder, daß Darken Rahl sie ausgelacht hatte. Sie hatte zugelassen, daß der Feind ihre Vernunft besiegte. Fast hätte sie ihre Pflichten vernachlässigt und dem Hüter Zeit gelassen, seine Ziele durchzusetzen.
    Jetzt wußte sie, was sie zu tun hatte. Sie hatte genug getan, um diese Männer auf den Weg zu bringen, hatte ihnen ihre Verantwortung deutlich gemacht und wie sie diese in die Tat umsetzen

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