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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Wer immer in ihre Nähe kam, neigte vor der Schwester ehrfurchtsvoll den Kopf, und als Gegenleistung erbat sie den Segen des Schöpfers für die Menschen.
    Die vom Zahn der Zeit angenagten Gebäude waren ebenso voller Menschen wie die Straßen. Bunte Wäsche hing an den rostigen Geländern fast jedes winzigen Balkons. Auf einigen standen Töpfe mit Blumen oder Kräutern. Aus Kneipen und Gasthäusern drangen Gelächter und das Summen von Gesprächen. Im Fenster eines Metzgers hingen fliegenumschwärmte Tiere. In anderen Geschäften wurde getrockneter Fisch, Getreide oder Öl feilgeboten.
    Je weiter er und die Schwester kamen, desto sauberer wurde die Stadt. Die Straße öffnete sich, sogar die Seitenstraßen, in denen keine Hütten mehr an den Gebäuden lehnten, wurden breiter. Die Geschäfte hatten größere Fenster mit bemalten Jalousien, die Wagen auf der Straße sahen besser aus. In den Schaufenstern wurden oftmals die bunten Teppiche der Gegend ausgestellt. Als die breite Straße schließlich zum Boulevard wurde, konnte man die Häuser nur noch als prachtvoll bezeichnen. Die Gasthäuser wirkten elegant, die Türsteher davor trugen rote Uniformen.
    Auf der steinernen Brücke über den Kern wurden an Pfählen aufgehängte Lampen entzündet, die in der zunehmenden Dunkelheit den Weg erhellten. Unten auf dem Fluß ruderten Fischer in kleinen Booten mit Laternen durch das dunkle Wasser. Soldaten in schmuckvollen Uniformen mit goldbesetzten, weißen Hemden und rotem Wams patrouillierten zu beiden Seiten des Flusses. Als die Pferdehufe über das Pflaster klapperten, brach Schwester Verna endlich das Schweigen.
    »Im Palast ist es ein großer Tag, wenn ein Neuer mit der Gabe eintrifft.« Sie warf ihm einen kurzen Seitenblick zu. »Ein seltenes und freudiges Ereignis. Man wird froh sein, dich zu sehen, Richard, bitte vergiß das nicht. Für die Menschen dort ist dies ein Ereignis von höchstem Rang. Auch wenn du anders empfindest, ihnen wird bei deinem Anblick das Herz aufgehen. Sie werden wollen, daß du dich willkommen fühlst.«
    Richard dachte anders darüber. »Kommt zur Sache.«
    »Das habe ich gerade getan. Sie werden begeistert sein.«
    »Das heißt mit anderen Worten, ich soll sie nicht gleich am Anfang vor den Kopf stoßen.«
    »Das habe ich nicht gesagt.« Mit einem leichten Stirnrunzeln betrachtete sie die Posten, die die Brücke bewachten. Schließlich blickte sie ihn wieder an. »Ich bitte dich lediglich anzuerkennen, daß diese Frauen lange auf eben dieses Ereignis hingelebt haben.«
    Den Blick starr nach vorn gerichtet, ritt Richard an weiteren Posten in Paradeuniform vorbei. »Ein weiser Mensch, ein Mensch, den ich liebe, hat mir einmal erklärt, wir könnten immer nur derjenige sein, der wir sind, nicht mehr und nicht weniger.« Sein Blick schweifte über den oberen Rand der Mauer vor ihnen hinweg, registrierte die Soldaten dort und wie sie bewaffnet waren. »Ich bin der Bringer des Todes, und ich habe nichts, für das zu leben es sich lohnt.«
    »Das stimmt nicht, Richard«, widersprach sie ruhig. »Du bist noch jung, und dich erwartet noch so viel. Du hast ein langes Leben vor dir. Du hast dir vielleicht selbst den Namen ›Bringer des Todes‹ gegeben, ich aber habe dich nichts anderes tun sehen, als dich zu bemühen, dem Töten ein Ende zu machen.«
    »Da Ihr Lügen verabscheut, Schwester, werdet Ihr doch sicher nicht wollen, daß ich Euch etwas vorspiele.«
    Sie seufzte, derweil sie ein riesiges Tor in der äußeren Mauer durchquerten. Die Hufe der Pferde hallten in der langen, bogenförmigen Öffnung wider. Dahinter wand sich die Straße zwischen geduckten, ausladenden Bäumen dahin. Aus allen Fenstern der Gebäude ringsum strahlte ein sanftes, gelbes Licht. Viele der Gebäude waren durch überdachte Säulengänge oder geschlossene Korridore, deren Bogenfenster mit Gitterwerk überdeckt waren, miteinander verbunden. Auf der gegenüberliegenden Seite des Innenhofes stand eine Vielzahl Bänke vor einer Mauer mit einem Fries, das Reiter darstellte.
    Durch Bogengänge mit weiß gestrichenen Toren erreichten sie die Stallungen. Dahinter grasten Pferde auf einer Weide. Burschen in sauberer Livree, mit schwarzen Westen über braunen Hemden, kamen herbei, um die Pferde zu halten, während er und Schwester Verna abstiegen. Richard kraulte Bonnie am Hals und machte sich daran, seine Siebensachen abzuladen.
    Schwester Verna strich die Falten ihres Hosenrocks und ihren leichten Umhang glatt. Dann machte sie

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