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Die Schwestern des Lichts - 3

Die Schwestern des Lichts - 3

Titel: Die Schwestern des Lichts - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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wechselte das Thema. »Es ist viele Jahre her, daß ich zu Hause war, aber es sieht noch so aus wie immer.«
    Die beiden Baka-Ban-Mana-Männer, die sie während der letzten beiden Tage durch das sumpfige, weglose Waldgebiet geführt hatten, hatten sich am Morgen von ihnen getrennt, als Schwester Verna sich endlich auf vertrautem Gebiet befand. Er hatte zwar nie das Gefühl für die Richtung verloren, trotzdem verstand Richard, wieso Menschen hier leicht die Orientierung verlieren konnten. Er dagegen war an Orten derart endloser Verlassenheit zu Hause und verlief sich eher in einem Gebäude als im dichten Wald.
    Während dieser zwei Tage hatten die Männer nur wenig gesprochen. Zwar waren es Schwertkämpfer, die ebenso wild waren wie jene, gegen die Richard gekämpft hatte, doch hatten sie vor ihm eine ehrfürchtige Scheu gehabt. Richard mußte laut werden, bevor sie die ewigen Verbeugungen einstellten. Wie laut er auch wurde, nichts konnte sie davon abbringen, ihn Caharin zu nennen.
    Eines Abends, bevor er wie üblich seinen Wachposten bezog, hatte Schwester Verna ihm in ruhigem Ton erklärt, es tue ihr leid, daß er die dreißig Menschen hatte töten müssen. Ein wenig überrascht von ihrem Ernst und dem offenkundigen Fehlen jeder Bedeutung, die über das Gesagte hinausging, und weil ihn die Erinnerung noch verfolgte, hatte er sich für ihr Verständnis bedankt.
    Richard ließ den Blick über die fruchtbaren Hügel und Täler schweifen. »Wieso wird auf diesem Land nichts angebaut? Bei diesen vielen Menschen müssen sie doch Nahrungsmittel anpflanzen.«
    Schwester Verna hob die Hand, mit der sie die Zügel hielt, und deutete auf das Land jenseits der anderen Seite der Stadt. »Farmen überziehen das Land auf jener Seite des Flusses. Auf dieser Seite ist es für Mensch und Tier nicht sicher.« Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf das Land hinter ihnen. »Die Baka Ban Mana sind eine ständige Bedrohung.«
    »Hier wird also nichts angebaut, weil man Angst vor den Baka Ban Mana hat?«
    Sie warf einen Blick nach links. »Siehst du den dunklen Wald?« Sie beobachtete ihn, während er den Rand des verflochtenen Dickichts im nächsten Tal betrachtete. Riesige, alte, knorrige Bäume standen, überwuchert von Moos und Kletterpflanzen, eng beieinander, zwischen ihnen düstere Schatten. »Dieser Waldrand erstreckt sich meilenweit bis hin zur Stadt. Es ist der Hagenwald. Halte dich von ihm fern. Wer sich nach Sonnenuntergang im Hagenwald aufhält, der stirbt. Und viele, die dort einen Fuß hineinsetzen, sterben selbst dann, wenn die Sonne noch hoch am Himmel steht. Es ist ein Ort dunkelster Magie.«
    Im Weiterreiten sah er immer wieder hinüber zum Hagenwald. Irgend etwas zog ihn zu diesem unheimlichen Ort hin, so als ergänze er seine düstere Stimmung, als sei er ein Teil davon. Er hatte Mühe, die Augen von ihm abzuwenden.
    Aus der Nähe waren die Straßen Tanimuras nicht so wohlgeordnet, wie es aus der Ferne schien. In den äußeren Stadtbezirken herrschte ein Durcheinander voller Elend. Männer, die mit Reissäcken, Teppichen oder Feuerholz, Fellen oder sogar mit Müll beladene Karren zogen oder schoben, schlängelten sich im Zickzack aneinander vorbei und verstopften gelegentlich die Wege. Händler jeder Art säumten die Straßen, verkauften alles, angefangen von Obst und Gemüse und an kleinen Spießen über winzigen, qualmenden Feuern in behelfsmäßigen Steinöfen gebratenen Fleischstreifen, bis hin zu Kräutern und Weissagungen, Stiefeln und Perlen. Wenigstens überdeckte der Duft gebratenen Fleisches stellenweise den atemberaubenden Gestank der Gerbereien.
    Aus dichten Trauben von Männern in abgetragenen, schmutzigen Kleidern wurden aufgeregte Rufe laut, rings um Karten- oder Würfelspiele erhob sich Gelächter. In Seitenstraßen und engen Gassen zwischen baufälligen Hütten aus Blech und Planen drängten sich die Menschen. Nackte Kinder liefen zwischen diesen armseligen Behausungen umher, planschten in schlammig trüben Pfützen, jagten einander beim ›Fangt-den-Fuchs‹. Frauen schwatzen miteinander, während sie in Eimern Wäsche wuschen.
    Schwester Verna murmelte, sie könne sich nicht an das Elend und die unzähligen Obdachlosen erinnern. Richard fand, daß sie trotz ihrer Lage glücklicher aussahen, als ihnen zustand.
    Obwohl sie unter freiem Himmel gelebt hatten und ein wenig schmutzig und heruntergekommen waren, sah Schwester Verna im Vergleich mit diesen Menschen aus wie ein Mitglied des Königshauses.

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