Die Schwestern des Lichts - 3
Alten Worte uns vorschreiben, dann würde der Caharin nicht erfahren, was in ihm steckt und wäre gegen die Kräfte des Todes machtlos. Am Ende würde der Tod alle bekommen.
Die Majendie opfern uns, um uns immer an unsere Pflicht den Seelen gegenüber zu erinnern, und um uns daran zu erinnern, mit den Klingen zu üben. Die Hexen auf der anderen Seite unterstützen die Majendie, und so sind wir umzingelt, haben keine Fluchtmöglichkeit und keinen Ort, wohin wir können. Unter dieser ständigen Bedrohung lebend, können wir niemals unsere Pflicht vergessen.
Es wurde gesagt, der Caharin kündige seine Ankunft dadurch an, daß er mit den Seelen tanze und das Blut der Baka Ban Mana vergieße, ein Kunststück, das niemand anderes als der Erwählte mit Hilfe der Seelen vollbringen kann. Es heißt, wenn dies geschieht, dann fallen wir unter seine Herrschaft. Wir sind dann kein freies Volk mehr, sondern seinen Wünschen verpflichtet. Deinen Wünschen, Caharin .
In den Alten Worten heißt es, wenn die, die das Gebetskleid trägt, jedes Jahr in unser Land zurückkehrt, um unsere Gebete den Seelen zu übergeben, dann werden sie uns eines Jahres den Caharin schicken, und wenn wir dann unsere Pflicht erfüllen, wird er uns unser Land zurückgeben.«
Richard stand da wie in einem Traum und starrte die Frau wütend an. »Du hast mir heute nacht etwas sehr Wertvolles genommen, Du Chaillu.«
Sie erhob sich auf die Beine und richtete sich vor ihm auf. »Erzähl mir nichts von Opfern, Caharin . Meine fünf Ehemänner, die ich geliebt habe, die meine Kinder geliebt haben und die mich nicht mehr gesehen haben, seit ich gefangengenommen wurde, waren unter den dreißig, die du gerade getötet hast.«
Richard sank auf die Knie. Er hatte das Gefühl, als müßte er sich übergeben. »Du Chaillu, vergib mir für das, was ich heute nacht getan habe.«
Sie legte ihm sacht die Hand auf das geneigte Haupt. »Es war mir eine Ehre, die Seelenfrau unseres Volkes zu sein, als der Caharin kam, diejenige zu sein, die das Gebetskleid trägt und ihn zu seinem Volk führt. Jetzt mußt du deine Pflicht tun und uns das Land zurückgeben, wie es uns die Alten Worte erzählen.«
Richard hob den Kopf. »Und sagen die Alten Worte auch, wie ich das zustande bringen soll?«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Nur, daß wir dir helfen sollen und daß du es schaffen wirst. Wir stehen dir zur Verfügung – du kannst uns befehligen.«
Richard spürte, wie ihm eine Träne über die Wange lief. »Dann befehle ich, daß das Töten aufhört. Du wirst tun, was ich bereits befohlen habe. Du wirst die Vogelpfeife dazu benutzen, Frieden mit den Majendie zu schließen. Gleichzeitig wirst du dein Versprechen erfüllen und jemandem den Befehl geben, uns zum Palast der Propheten zu bringen.«
Du Chaillu schnippte, ohne aufzusehen, mit den Fingern. Erst jetzt erkannte Richard alle die Menschen, die in den Schatten rings um die blutgetränkte Lichtung standen. Sie lagen auf den Knien und verneigten sich vor ihm. Auf ein Fingerschnippen von ihr sprangen mehrere von ihnen vor.
»Führt sie zu dem großen Haus aus Stein.«
Richard sah ihr in die dunklen Augen. »Du Chaillu, es tut mir leid, daß ich deine Ehemänner getötet habe. Ich habe dich angefleht, dem ein Ende zu machen, trotzdem, es tut mir so leid.«
Sie hatte den gleichen, zeitlosen Blick in ihren Augen, den er bereits in den Augen anderer gesehen hatte: Schwester Verna, Shota, der Hexenfrau, und Kahlan. Jetzt wußte er, daß es die Gabe war, die er hier sah. Die Andeutung eines Lächelns spielte über ihre Lippen. Er verstand nicht, wie sie in einem solchen Augenblick lächeln konnte.
»Sie haben tapferer gekämpft als je Baka Ban Man zuvor. Sie hatten die Ehre, den Caharin auszubilden. Sie haben ihr Leben für ihr Volk gegeben. Sie haben sich selbst alle Ehre gemacht und werden als Legenden weiterleben.«
Sie streckte die Hand aus und legte sie ihm auf die nackte Brust. Auf den Handabdruck. »Nun bist du mein Ehemann.«
Richard riß die Augen auf. »Was?«
Sie runzelte seltsam berührt die Stirn. »Ich trage das Gebetskleid. Ich bin die Seelenfrau unseres Volkes. Du bist der Caharin . So lautet das Alte Gesetz. Du bist mein Ehemann.«
Richard schüttelte den Kopf. »Nein, das bin ich nicht. Ich habe bereits…«
Er wollte sagen, daß er seine Liebe bereits gefunden hatte. Doch die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Kahlan hatte ihn fortgeschickt.
Sie zuckte mit den Achseln. »Es hätte schlimmer
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