Die Schwestern des Lichts - 3
Schwester Maren erzählte mir, sie habe für Unterweisung gebetet und sei zu dem Entschluß gekommen, ich könne dem Schöpfer angesichts meiner Erfahrung am besten als Schwester dienen.« Sie zog die Augenbrauen hoch. »Arme Schwester Maren. Seit deiner Ankunft scheint das Lügen zu einer ansteckenden Krankheit geworden zu sein.«
Er zuckte mit den Achseln. »Schwester Maren hat das Richtige getan. Ich glaube, Euer Schöpfer wäre mit dem Ergebnis zufrieden.«
»Wie ich gehört habe, hast du einen Mriswith getötet. Neuigkeiten breiten sich im Palast aus wie ein Feuersturm im trockenen Gras.«
Richard ging zum Kamin. Er lehnte sich an den dunklen, granitenen Sims und starrte in die Flammen. »Ich hatte keine Wahl.«
Schwester Verna strich ihm zärtlich übers Haar. »Ist alles in Ordnung mit dir, Richard? Wie geht es dir?«
»Gut.« Richard zog den Schwertgurt über seinen Kopf und legte ihn und das Schwert zur Seite. Die rote Jacke warf er über einen Stuhl. »Es ginge mir besser, wenn ich nicht diese albernen Kleider tragen müßte. Aber vermutlich ist das ein geringer Preis für den Frieden. Im Augenblick. Worüber wolltet Ihr mit mir sprechen, Schwester?«
»Ich weiß nicht, was du getan und wie du es angestellt hast, daß ich wieder als Schwester eingesetzt wurde, trotzdem danke, Richard. Ist das ein Freundschaftsangebot?«
»Nur, wenn Ihr diesen Halsring abnehmt.« Sie wich seinem Blick aus. »Eines fernen Tages, Schwester, werdet Ihr euch entscheiden müssen. Wenn es soweit ist, hoffe ich, Euch auf meiner Seite wissen zu dürfen. Nach allem, was wir zusammen durchgemacht haben, wäre es mir äußerst unangenehm, Euch töten zu müssen, aber Ihr wißt, wozu ich fähig bin. Ihr kanntet meine Antwort. Gewiß seid Ihr nicht allein deshalb hergekommen.«
»Ich habe dir einmal gesagt, du würdest dein Han benutzen, ohne zu wissen, was du tust, erinnerst du dich noch?«
»Ja. Aber ich glaube nicht, ich benutze mein Han gar nicht.«
Sie runzelte die Stirn. »Richard, du hast einen Mriswith getötet. Soweit ich weiß, hat das in den letzten dreitausend Jahren niemand geschafft. Um das zu schaffen, mußt du dein Han benutzt haben.«
»Nein, Schwester, ich habe die Magie des Schwertes benutzt, um ihn zu töten.«
»Richard, ich habe dich beobachtet und ein wenig herausgefunden über dich und dein Schwert. Der Grund, aus dem niemand je einen Mriswith töten konnte, ist der, weil niemand merkt, wenn er kommt. Selbst das Han der Schwestern und Zauberer spürt das nicht. Vielleicht hat dein Schwert den Mriswith getötet, aber dein Han hat dir gesagt, daß er sich nähert. Du greifst auf deine Gabe zurück, aber unkontrolliert.«
Richard war müde. Ihm war nicht nach Widersprechen zumute. Er ließ sich in einen gepolsterten Sessel fallen. Er mußte daran denken, wie er den Mriswith im Geiste kommen gesehen hatte. »Ich begreife nicht, was ich tue, Schwester. Der Mriswith kam, und ich habe mich eben verteidigt.«
Sie setzte sich in den Sessel ihm gegenüber. »Betrachte es einmal von dieser Seite, Richard. Du hast eine Bestie getötet, die so gefährlich ist wie kaum eine andere, die diesen Landstrich unsicher macht, doch dieses kleine Mädchen mit den großen, braunen Augen und vielleicht ebensoviel Kraft im Vergleich zu dir wie ein Spatz verglichen mit einem Habicht, hat dich gerade mit seinem Han durch den Flur geschleudert. Ich hoffe nur, daß du fleißig studierst, damit du lernst, dem Han zu kontrollieren. Du mußt lernen, es zu beherrschen.«
Sie sah ihn aufmerksam an. »Wieso bist du in den Hagenwald gegangen, obwohl ich dir erklärt habe, daß es dort gefährlich ist? Den wahren Grund. Nicht die Rechtfertigung. Bitte sag mir die Wahrheit, Richard.«
Richard lehnte sich weit zurück und starrte an die Decke. Schließlich gab er mit einem Nicken nach. »Es war, als hätte mich irgend etwas dorthingezogen. Es war ein Bedürfnis. Eine Art Hunger. Es war, als müßte ich mit der Faust gegen eine Wand schlagen, und dies wäre genau die Möglichkeit, es zu tun.«
Er befürchtete, sie könnte eine Strafpredigt vom Stapel lassen, doch das tat sie nicht. Ihr Ton verriet Mitgefühl.
»Richard, ich habe mit ein paar Freunden gesprochen. Keiner von uns weiß alles über die Magie des Palastes und ganz besonders nicht über den Hagenwald, trotzdem gibt es Grund zu der Annahme, daß man den Hagenwald speziell für ganz bestimmte Zauberer an dieser Stelle angelegt hat.«
Richard betrachtete ihren ruhigen
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