Die Schwestern des Lichts - 3
funktionierte, daß er seine Arbeit tat. Sein Kopf fühlte sich an, als wollte er in die Brüche gehen. Er erwartete, Blut herabtropfen zu sehen, doch er sah nur, wie das orangene Leuchten immer heller wurde.
Bitte, Liliana, beeilt Euch.
Schwärze hüllte ihn ein. Selbst die unerträglichen Schmerzen schienen plötzlich wie entrückt. Er spürte, wie ihm das Leben durch die Finger rann. Er spürte, wie ihn eine Leere überkam, die grauenhafter war, als alles, was er je für möglich gehalten hatte.
In den hintersten Winkeln seines schwindelnden Verstandes spürte er etwas.
Mriswiths.
Er fühlte, daß sie ganz nahe waren. Seine Beunruhigung wuchs. Sie waren überall ringsum und kamen näher.
Und dann hörte er wie aus großer Ferne Lilianas Stimme. »Wartet, meine Lieben. Ihr könnt haben, was übrig ist, wenn ich mit ihm fertig bin. Wartet.«
Im Geiste konnte er die Mriswiths undeutlich erkennen, so wie immer, wenn sie sich anschlichen. Auf Lilianas Worte hin zogen sie sich zurück.
Warum hatte sie das gesagt? Warum sollten die Mriswiths auf ihren Befehl hin zurückweichen? Was hatte sie damit gemeint? Vielleicht hatten ihn die Schmerzen wahnsinnig gemacht, und dies war nur eine krankhafte Täuschung.
Er spürte etwas hinter sich. Kein Mriswith. Schlimmer. Zehnmal grauenvoller. Er spürte fauligen Atem in seinem Nacken.
Lilianas Stimme ertönte als ein gefährliches Zischen. »Ich habe gesagt, warte.« Das Etwas zog sich ein Stück zurück, doch nicht so weit wie die Mriswiths.
Was hatte sie damit gemeint, sie könnten kriegen, was übrigbliebe? Er starb, das hatte sie gemeint. Er spürte es. Er war dabei zu sterben.
Unsinn. Liliana hatte gesagt, daß er genau das empfinden würde. Es geschah schlicht so, wie sie es vorhergesagt hatte, das war alles. Er mußte stark sein, für Kahlan. Dabei hatte er nur noch so wenig, was er geben konnte. Er war im Begriff zu sterben. Er wußte es einfach. Die Statuette in seinem Schoß leuchtete heller.
Dann saß ihm der heiße Atem wieder im Nacken. Er hörte, wie dieses abscheuliche Etwas leise knurrte. Er wünschte sich heftig, es würde von ihm ablassen.
Erneut war Lilianas drohende Stimme zu hören. »Warte. Noch einen Augenblick, dann bin ich fertig, dann kannst du seinen Körper haben. Warte.«
In diesem Augenblick verriet ihm etwas tief in seinem Innern, daß dies seine letzte Chance war. Jetzt sofort. Der Entschluß zu handeln erwuchs aus jäher Verzweiflung.
Tief aus dem Innern, aus dem Zentrum seines Geistes, aus dem Kern seines Seins, aus dem Innersten seiner Seele riß er seinen Willen los, und durch reine Willenskraft zerrte er in einer verzweifelten, ungeheuren Anstrengung seine Kraft, sein Leben – sein Selbst – zurück.
Ein donnerndes Krachen ertönte, ein Beben teilte die Luft und schleuderte die beiden auseinander. Richard landete an einem Rand der Lichtung auf dem Rücken, Liliana am gegenüberliegenden. Das Schwert der Wahrheit lag in der Mitte. Die Mriswiths und die andere Kreatur verschmolzen wieder mit den dunklen Schatten zwischen den Bäumen.
Richard rang keuchend nach Atem. Er setzte sich auf und schüttelte den Kopf. Die Statuette lag in der Mitte auf dem Boden, in der Nähe seines Schwertes. Das orangene Leuchten war erloschen.
Liliana kam mühelos, als würde sie schweben, auf die Beine. Es sah aus, als hätte eine unsichtbare Hand sie behutsam auf die Füße gestellt. Die Nackenhaare sträubten sich ihm, als er das sah.
Sie lächelte ihn voller Bosheit an. Richard hatte nie gedacht, daß Liliana zu einem derart widerlichen Grinsen fähig wäre. Die Zehen rollten sich in seinen Stiefeln ein.
»Ah, Richard, ich war ganz dicht davor. Ich habe noch nie etwas Vergleichbares erlebt. Du hast ja keine Vorstellung, wie herrlich das ist, was du besitzt. Aber ich werde es doch noch bekommen.«
Richard sah kurz nach beiden Seiten, um zu entscheiden, in welche Richtung er fliehen sollte. Er kam sich vor wie ein Narr, gleichzeitig aber überkam ihn das Gefühl eines schweren Verlustes. »Liliana, ich habe Euch vertraut. Ich dachte, Ihr mögt mich.«
Sie zog die Augenbrauen hoch. »Tatsächlich?« Das verhaltene Lächeln kehrte zurück. »Vielleicht hab’ ich das. Vielleicht habe ich es deshalb auf die angenehme Art versucht. Jetzt werden wir es auf die harte Tour machen.«
Richard sah sie ungläubig an. »Die harte Tour? Wie meint Ihr das?«
»Der Quillion, das war der leichte Weg. Ich habe vielen Männern ihre Gabe abgenommen. Doch du
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