Die Schwestern des Lichts - 3
die Blitze geschickt. Dergleichen habe ich noch nie gesehen.
Zauberer Zorander hat mir erklärt, der Palast sei ein auf den Boden der Hochebene gezeichneter gewaltiger Machtzauber, der den Lord Rahl schützen und ihm Kraft verleihen soll. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, ich würde es nicht glauben. Im gesamten Palast hat es von Blitzen nur so gewimmelt. Sie haben jede Mauer des Palasts durchbrochen.
Jeder einzelne dieser verfluchten Generäle, die Darken Rahl ergeben waren, wurde von diesen Blitzen niedergestreckt. Ihre Truppen, die weiterkämpften, wurden ebenfalls davon in Stücke gerissen. Nur wer seine Waffen niederlegte und sich uns anschloß, blieb verschont.«
Richard wußte nicht, was er sagen sollte. »Das freut mich, General, aber ich kann mir das nicht als Verdienst anrechnen. Ich war die ganze Zeit dort drinnen. Ich weiß nicht einmal genau, was ich dort gemacht habe, und schon gar nicht, was hier draußen passiert ist.«
»Wir sind der Stahl gegen den Stahl. Ihr habt Euren Part gespielt. Ihr wart Lord Rahl, die Magie gegen die Magie. Wir sind alle stolz auf Euch.« General Trimack klopfte Richard auf die Schulter. »Was immer Ihr getan habt, Ihr habt Euch offenbar richtig entschieden.«
Richard legte seine Finger an die Stirn und versuchte nachzudenken. »Wie spät ist es?«
»Wie gesagt, Ihr wart fast den ganzen Tag dort drin, während wir hier draußen gekämpft haben. Es ist später Nachmittag.«
Richard faßte sich an die Brust. »Ich muß fort.«
Er begann zu rennen. Alles rannte ihm hinterher. Es dauerte nicht lange, und die riesigen, sich nach allen Seiten verzweigenden Gänge verwirrten ihn. Er kam auf den glatten Marmorboden rutschend zum Stehen und drehte sich zu Cara um, die dicht neben ihm stand.
»Wo geht es lang?«
»Wohin, Lord Rahl?«
»Dorthin, wo ich reingekommen bin! Und zwar auf dem schnellsten Weg!«
»Folgt uns, Lord Rahl.«
Richard rannte den fünf Mord-Sith hinterher. Offenbar folgte ihnen die komplette Armee des Palastes. Der Lärm all der Waffen und Stiefel hallte ohrenbetäubend von den Wänden und den hohen Decken wider. Säulen, Bögen, Treppenhäuser, Andachtsplätze und kreuzende Hallen flogen vorbei. Sie rannten durch Gänge, flogen Treppen hinunter.
Richard war völlig außer Atem, als er fast eine Stunde später durch die Türen zwischen den gewaltigen Säulen und hinaus in die kalte Luft rannte. Hinter ihm strömten Soldaten ins Freie. Er nahm vier Stufen auf einmal.
Scarlet lag auf der Seite im Schnee, die schimmernden roten Schuppen hoben und senkten sich unter ihrem schwerfälligen Atem.
»Scarlet! Du lebst!« Richard rieb ihr über die Schnauze. »Ich habe mir solche Sorgen gemacht.«
»Richard. Wie ich sehe, hast du es ebenfalls überlebt. Dann war es vermutlich nicht ganz so schwer, wie du befürchtet hast.« Sie rang sich ein Drachengrinsen ab. Es erlosch. »Tut mir leid, mein Freund, aber fliegen kann ich nicht. Ich habe mir den Flügel verletzt. Ich habe es versucht, aber bis er wieder ausgeheilt ist, sitze ich wohl am Boden fest.«
Richard vergoß eine Träne über ihrer Schnauze. »Ich verstehe, meine Freundin. Du hast mich hergebracht. Du hast die Welt alles Lebendigen gerettet. Du bist die edelste Heldin, die die Geschichte je gesehen hat. Wirst du wieder gesund werden? Wirst du wieder fliegen können?«
Sie stieß einen lauten, knurrigen, halbherzigen Lacher aus. »Ich werde wieder fliegen. Aber frühestens in einem Monat – vielleicht. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.«
Richard wandte sich an die hinter ihm stehenden Offiziere. »Scarlet ist eine Freundin von mir. Sie hat uns alle gerettet. Ich möchte, daß Ihr sie versorgt. Bringt ihr, was immer sie braucht, bis sie sich wieder erholt hat. Beschützt sie, wie Ihr mich beschützen würdet.«
Fäuste wurden auf Herzen geschlagen.
Richard packte den General am Arm. »Ich brauche ein Pferd, ein kräftiges Pferd. Und zwar sofort. Und ich muß wissen, wie man nach Aydindril gelangt.«
Der General drehte sich um. »Besorgt ein kräftiges Pferd, sofort! Du, geh und hole Lord Rahl Karten für den Weg nach Aydindril!«
Soldaten setzten sich in Bewegung. Richard wandte sich wieder dem Drachen zu.
»Es tut mir leid, daß du so leiden mußt, Scarlet.«
Scarlets Lachen schnarrte tief in ihrer Kehle. »Die Verletzung ist nicht so schmerzhaft. Komm her und sieh – hier auf diese Seite.«
Ihr Kopf am Ende ihres langen Halses folgte ihm. Zu Richards Verblüffung
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