Die Schwestern des Lichts - 3
Glasdach und in den Himmel. Was immer Darken Rahl getan hatte, das Tor öffnete sich. Funkelndes Licht in Blau, Gelb und Rot durchzog spiralförmig den Balken.
Die weiße, leuchtende Gestalt Darken Rahls beobachtete Richard, wie er über den Rasen geschritten kam. Richard blieb ihm gegenüber vor dem Kreis aus Zauberersand stehen. Ein verhaltenes Lächeln huschte über Darken Rahls Lippen.
»Willkommen, mein Sohn«, war seine zischelnde Stimme zu vernehmen.
Richard spürte die Narbe des Handabdrucks auf seiner Brust. Er ignorierte den Schmerz. Darken Rahls leuchtend blaue Augen entdeckten den Stein der Tränen, der an Richards Hals baumelte.
Darken Rahl blickte Richard in die Augen. »Ich habe einen großen Zauberer gezeugt. Wir möchten, daß du dich uns anschließt, Richard.«
Richard schwieg. Er schäumte vor Wut, als er sah, wie Darken Rahls Lächeln breiter wurde. Er betrachtete ihn durch den rasenden Zorn, den magischen Zorn hindurch, und versuchte gleichzeitig, die Ruhe seiner Mitte zu finden.
»Wir können dir etwas bieten, was dir niemand sonst bieten kann, Richard. Was dir nicht einmal der Schöpfer selbst bieten kann. Wir sind größer als der Schöpfer. Wir möchten, daß du dich uns anschließt.«
»Was könntest du mir wohl bieten?«
Darken Rahl breitete seine leuchtenden Arme aus. »Unsterblichkeit.«
Richard war zu erzürnt, um lauthals loszulachen. »Wann hast du dich der Selbsttäuschung hingegeben, ich könnte irgend etwas glauben, was du sagst?«
»Aber es stimmt, Richard«, sagte er leise. »Wir haben die Macht, dir Unsterblichkeit zu gewähren.«
»Bloß weil du einige der Schwestern mit deinen Lügen betören konntest, bedeutet das noch lange nicht, daß ich sie dir ebenfalls abnehme.«
»Wir sind der Hüter der Unterwelt. Wir herrschen über Leben und Tod. Es steht in unserer Macht, sowohl das eine wie das andere zu gewähren, besonders jemandem mit deiner Magie. Du könntest der Herrscher über die Welt des Lebendigen sein. Der ich geworden wäre, hättest du … dich nicht eingemischt.«
»Kein Interesse. Hast du nichts Besseres zu bieten?«
Darken Rahls grausames Grinsen wurde breiter. Er zog die Brauen hoch. »Aber ja, mein Junge«, zischte er. »Aber ja.«
Er machte eine ausladende Handbewegung über den Kreis aus Sand hinweg. Glitzerndes Licht formte sich zu einer knienden Gestalt, die sich vornüberbeugte. Ihr Haar war kurzgeschnitten, genau wie in der Vision, die er im Turm gesehen hatte. Eine Träne drang aus ihrem geschlossenen Auge hervor, als sie ihr Gesicht mit der Seite auf den Richtblock preßte. Sie formte mit den Lippen seinen Namen und flüsterte, daß sie ihn liebte. Richards Herz schlug wild.
»Der Drache ist verletzt, Richard. Scarlet kann dich nicht nach Aydindril bringen. Deine Zeit ist abgelaufen. Du hast keine andere Wahl, als dir von uns helfen zu lassen.«
»›Helfen lassen‹, was soll das heißen?«
Rahls Lächeln kehrte zurück. »Wie gesagt, wir herrschen über Leben und Tod. Ohne unsere Hilfe wird heute nachmittag Folgendes geschehen – vor den Augen ihres Volkes.«
Seine leuchtende Hand wiederholte die Bewegung. Die breite Kante einer Klinge blitzte in der Luft über Kahlan auf. Die Axt fiel herab, grub sich mit dumpfem Schlag in den Block aus Holz. Blut spritzte. Richard zuckte zusammen.
Kahlans Kopf rollte davon. Unter ihr breitete sich hellrotes Blut aus, versickerte im Sand, durchtränkte ihr weißes Kleid, während ihr Körper seitlich herunterglitt.
»Neeiiiin!« schrie Richard. »Neeiiiin!«
Darken Rahl wischte mit der Hand über die Leiche, sie verschwand in funkelndem Licht und verblaßte.
»Genau, wie ich die Vision dessen, was sich heute zutragen wird, habe verschwinden lassen, genau so können wir der Wirklichkeit Einhalt gebieten. Wir können nicht nur dir Unsterblichkeit bieten, sondern auch Kahlan, vorausgesetzt, du schließt dich uns an.«
Richard stand da wie betäubt. Jetzt dämmerte es ihm, zum ersten Mal drang es in sein Bewußtsein vor. Scarlet war verletzt. Sie konnte ihn nicht nach Aydindril fliegen. Heute war der Tag der Wintersonnenwende. Kahlan würde an diesem Tag sterben, und er hatte keine Möglichkeit, zu ihr zu gelangen. Sein Atem ging keuchend, abgehackt.
Das war das Ende.
Das war es, was die Prophezeiung bedeutete. Nahm er das Angebot an, entschied er sich, ihren Tod zu verhindern, dann würde die Welt für alle enden.
Er mußte an Chase denken, der Rachel mit nach Hause nahm, wo sie ihre neue Mutter
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