Die Schwestern des Lichts - 3
Schlange, wurde man eben gebissen. Absichten waren ohne Belang.
»Ich bin an meinem Kummer selbst schuld«, sagte Richard leise. »Ich muß die Konsequenzen meines Tuns tragen. Ich kann niemand anderen zwingen, für das zu zahlen, was ich bewirkt habe, ob es nun Absicht war oder nicht.«
Richard hängte sich den Stein der Tränen wieder um den Hals. Darken Rahl erhob sich erschrocken.
»Richard … du weißt nicht, was du sagst. Bestrafe mich. Häng mir den Stein der Tränen um den Hals. Nimm Rache!«
Richard drehte sich ein Stück weit zur Mitte des Gartens des Lebens um und streckte die Hand aus. Der runde Skrinknochen schoß aus der Lache blauen Feuers in seine Hand. Seine Magie beschützte ihn.
Richard hielt den Skrinknochen in die Höhe. In den Klauen seines Zorns, in der Gewalt seiner Ruhe, rief er die Kraft herbei. In einer Explosion brach sie aus seiner Hand hervor.
Blitze, gelb und heiß, schossen hervor und bohrten sich in Darken Rahl.
Blitze, schwarz und kalt, schossen hervor und bohrten sich in Darken Rahl.
Sie verbanden sich im entfesselten Zorn des Skrin.
Ein Kräuseln schwärzester Finsternis fegte durch den Raum, und als es nachließ, waren die Blitze und Darken Rahl verschwunden. Der Skrinknochen war in seiner Hand erkaltet.
Das grüne Licht aus dem Kästchen wurde heller und ließ den Raum vibrieren. Richard nahm den Stein der Tränen von seinem Hals. Das Lederband löste sich, als der Stein sich in seiner Hand schwarz färbte.
Richard streckte die Hand aus. Der Stein der Tränen flog ins grüne Licht, schwebte einen Augenblick lang darin, rotierte im Lichtbalken. Das grüne Licht erlosch, als der Stein der Tränen sich in das Kästchen senkte, durchsichtig wurde und seine materielle Existenz verlor. Das Leuchtfeuer aus grünem Licht erlosch. Im Garten des Lebens wurde es still.
Richard hielt den Skrinknochen in der ausgestreckten Hand, und ein weiteres Mal brach der Zwillingsblitz explosionsartig hervor, überbrückte donnernd die Entfernung. Weißglühendes Gleißen zuckte über ihn hinweg, eine eiskalte Schwärze hüllte ihn ein. Als es vorbei war, und ihm die Stille wieder in den Ohren klang, standen die drei Kästchen auf dem Altar.
Ein jedes war geschlossen.
Richard wußte, daß sie ohne das Buch der Gezählten Schatten nicht wieder geöffnet werden konnten, und das Buch existierte nur in seinem Kopf. Die Kästchen der Ordnung und das Tor, für das sie standen, würden für alle Zeiten geschlossen bleiben.
Richard hörte ein metallisches Klicken. Er fühlte, wie etwas seinen Hals streifte, fühlte, wie ihm etwas vor die Füße fiel.
Er blickte nach unten und sah auf der Erde den Halsring. Der Rada’Han hatte sich von seinem Hals gelöst. Richard hatte sich von ihm befreit.
Auch die Schmerzen waren verschwunden. Er betastete seine Brust. Die Narbe war verschwunden.
Richard stand benommen in der Stille. Er wußte nicht genau, was gerade geschehen war. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie er das gemacht hatte.
Es war vorbei.
Für ihn war alles vorbei.
An diesem Tag würde Kahlan sterben.
Und dann rannte er. Noch war der Tag nicht vorüber.
Als er durch die Tür des Gartens des Lebens schoß, umringten ihn die fünf Mord-Sith auf der anderen Seite. Er beachtete sie nicht und lief weiter. Im Korridor dahinter wartete verschwitzt und schmutzig General Trimack mit Hunderten von Männern, die ebenso verdreckt aussahen. Viele waren blutverschmiert.
Unter dem Getöse scheppernder Rüstungen und Waffen sanken die Soldaten, so weit er dies in dem verrauchten Korridor erkennen konnte, auf die Knie und schlugen sich die Faust vors Herz. General Trimack erhob sich wieder. Als er sich mit drei großen Schritten Richard näherte, stellte sich Cara schützend vor ihn.
»Geh mir aus dem Weg, Frau!«
Cara rührte sich nicht von der Stelle. »Niemand krümmt Lord Rahl auch nur ein Haar.«
»Ich bin ebenso sein Wächter wie…«
»Hört auf, alle beide.«
Cara entspannte sich und trat zur Seite. General Trimack packte Richard an den Schultern. »Lord Rahl, Ihr habt es geschafft. Es hat lange gedauert, aber Ihr habt es geschafft.«
»Was geschafft? Was meint Ihr damit, es hätte lange gedauert?«
Er zog erstaunt die Augenbrauen hoch. »Ihr wart fast den ganzen Tag dort drinnen.«
Richards Atem setzte aus. »Was?«
»Wir haben sie mit aller Heftigkeit stundenlang verteidigt, und trotzdem wurden wir zurückgedrängt. Sie waren uns zehn- oder fünfzehnfach überlegen. Dann habt Ihr
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