Die Schwestern des Lichts - 3
bemerkenswert genaue Schilderung ohne phantasievolle Ausschmückungen lieferte.
Siddin wollte wissen, ob er einen Drachen als Spielkameraden haben konnte. Savidlin erklärte ihm, der rote Drache sei kein Spielzeug, sondern ein Freund ihres Volkes. Er sagte ihm, er solle sich ein rotes Huhn suchen, das könne er behalten.
Weselan war damit beschäftigt, eine Art Haferbrei mit Eiern zuzubereiten. Sie lud Richard und Kahlan zum Frühstück ein und reichte jedem der beiden eine Schale, während sie auf einem auf dem Boden liegenden Fell Platz nahmen. Sie reichte ihnen flaches Tavabrot, das man zusammenfalten und mit dem man den Brei löffeln konnte.
Richard bat Kahlan, Savidlin zu fragen, ob er irgendeine Art Bohrer besäße. Savidlin lehnte sich weit zurück und zog mit Daumen und Zeigefinger einen dünnen Stab aus einer Tasche unter einer Bank. Er gab ihn Richard, der seinen Drachenzahn hervorgeholt hatte. Richard drehte den Stab mit fragendem Blick in der Hand, setzte ihn auf den unteren Rand des Zahns und drehte ihn probeweise.
Savidlin lachte. »Du willst ein Loch dort hinein machen?« Richard nickte. »Gib ihn mir. Ich zeige dir, wie man das macht.«
Savidlin bohrte mit der Spitze seines Messers eine kleine Vertiefung, dann packte er den Zahn mit den Zehen und setzte sich auf den Boden. In das Loch streute er ein paar Sandkörner, dann drückte er den Stab hinein. Er spuckte in die Hände und zwirbelte den Stab rasch zwischen seinen Händen hin und her, wobei er gelegentlich eine kleine Pause einlegte, um ein paar Sandkörner nachzulegen und ein wenig Speichel in die Vertiefung zu schmieren. Es dauerte nicht lange, und er hatte den Zahn vollständig durchbohrt. Mit dem Messer säuberte er die rauhe Öffnung, wo der Bohrer auf der anderen Seite des Zahns durchgedrungen war, dann hielt er ihn grinsend in die Höhe, so daß alle das Loch sehen konnten. Richard lachte und bedankte sich bei ihm. Dann zog er ein Lederband durch den Zahn und hängte ihn sich um den Hals – neben die Pfeife des Vogelmannes und den Strafer der Mord-Sith.
Er hatte schon einiges beisammen. Wenn ihm auch nicht alles gefiel.
Savidlin wischte seine Schale mit einem Stück Tavabrot aus und fragte: »Geht es deinem Kopf schon besser?«
»Ein wenig, aber es tut noch immer höllisch weh. Nissels Blätter helfen. Es ist mir peinlich, daß man mich gestern abend zurücktragen mußte.«
Savidlin lachte. »Ich wurde auch einmal böse verwundet, hier.« Er zeigte auf eine bogenförmige Narbe an seiner Seite. »Ich wurde von Frauen nach Hause getragen.« Er beugte sich vor und hob eine Braue. »Frauen!« Weselan warf ihm einen tadelnden Blick zu. Er tat, als würde er es nicht bemerken. »Meine Männer haben herzlich darüber gelacht, als sie herausfanden, daß Frauen mich nach Hause getragen hatten.« Er stopfte sich den letzten Bissen Tavabrot in den Mund und kaute einige Minuten. »Dann habe ich ihnen erzählt, welche Frauen mich nach Hause getragen haben, und sie hörten auf zu lachen und wollten wissen, wie sie sich auch so eine Wunde holen konnten, um von denselben Frauen nach Hause getragen zu werden.«
»Savidlin!« wies sie ihn empört zurecht. An die anderen gewandt, meinte sie: »Wenn er nicht schon eine Wunde gehabt hätte, ich hätte ihm eine verpaßt. Und zwar eine ordentliche.«
»Und woher hattest du diese Verwundung?« erkundigte sich Richard.
Savidlin zuckte mit den Achseln. »Wie ich meinen Männern gesagt habe: es war ganz einfach. Man braucht nur wie ein erschrockenes Kaninchen dazustehen, während ein Eindringling einen mit einem Speer durchbohrt.«
»Und wieso hat er dich nicht getötet?«
»Weil ich ihm ein paar Zehnschrittpfeile verpaßt habe.« Er deutete auf seine Kehle. »Und zwar hier.«
»Was ist ein Zehnschrittpfeil?«
Savidlin griff neben sich und zog einen spitzen, mit Federn versehenen Pfeil aus seinem Köcher. »Das ist einer. Siehst du den dunklen Fleck? Das ist Gift. Zehnschrittgift. Wirst du davon getroffen, hast du nur noch zehn Schritte, dann bist du tot.« Er lachte. »Daraufhin beschlossen meine Männer, sich etwas anderes zu überlegen, damit die Frauen sie auf Händen tragen.«
Weselan beugte sich vor und stopfte ihrem Gatten den Rest des Tavabrotes in den Mund. An Kahlan gewandt, meinte sie: »Männer erzählen sich gern die schrecklichsten Geschichten.« Sie setzte ein verlegenes Lächeln auf. »Aber ich habe mich um ihn gekümmert, bis er wieder gesund war. Ich wußte, daß es soweit war,
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