Die Schwestern des Lichts - 3
persönlich hat sie zu einer der Ihren gemacht. Die ganze Zeit über hatte sie Schmerzen, wenn sie mich mit dem Strafer bearbeitete. Die gleichen Schmerzen, die ich spüre, wenn ich ihn jetzt in der Hand halte. Auch das ist Magie. Eines Tages schlug Darken Rahl sie stundenlang, weil er der Ansicht war, sie quäle mich nicht genügend. Er hat ihr die Haut vom Rücken gepeitscht.«
Richard ließ den Kopf hängen und weinte. »Und dann, als all das vorüber war, nach einem Leben voller Qualen und Irrsinn, kam ich, brachte das Schwert der Wahrheit zur Weißglut und bohrte es durch ihren Körper. Sie hatte nur noch einen Wunsch, bevor ich sie tötete: ich sollte ihren Strafer tragen und immer an sie denken. Ich war der einzige, der begriff, was sie erlitten hatte. Das war ihr einziger Wunsch: daß jemand sie verstand und an sie dachte.
Ich versprach es ihr, und sie hängte ihn mir um den Hals. Und dann saß sie einfach da, während ich ihr mein Schwert ins Herz stieß. Sie hatte gehofft, daß ich die Kraft hätte, sie zu töten. Stünde es in meiner Macht, ich würde Darken Rahl wieder zum Leben erwecken, um ihn ein zweites Mal töten zu können.«
Kahlan saß da wie betäubt, reglos, gefangen in einem Strudel widersprechender Gefühle. Sie haßte diese Denna dafür, daß sie Richard weh getan hatte, sie war seltsam eifersüchtig auf sie, und gleichzeitig tat sie ihr auf unerwartet quälende Weise leid. Schließlich wandte sie sich ab und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
»Richard, wieso haben sie nicht gesiegt? Warum hat Denna dich nicht brechen können? Wie bist du bei Verstand geblieben?«
»Weil ich, wie die Schwestern sagten, meinen Verstand abgeteilt habe. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll. Ich weiß nicht einmal genau, was ich getan habe, aber dadurch habe ich mich gerettet. Ich habe den Kern meines Selbst weggeschlossen und alles übrige geopfert. Ich habe sie einfach tun lassen, was sie wollte. Darken Rahl meinte, deswegen besäße ich die Gabe. Damals habe ich den Ausdruck zum ersten Mal gehört – abteilen.«
Richard sank zurück und legte den Arm vor die Augen. Kahlan holte eine Decke und stopfte sie ihm zusammengerollt unter den Kopf. »Es tut mir leid, Richard«, hauchte sie.
»Es ist vorbei. Das allein zählt.« Er nahm den Arm von den Augen und lächelte sie endlich an. »Es ist vorbei, und wir sind zusammen. In mancherlei Hinsicht war es gut so. Hätte sie es mir nicht beigebracht, ich wäre nicht imstande, die Kopfschmerzen zu ertragen. Vielleicht hat Denna mir geholfen. Vielleicht kann ich das, was ich weiß, dazu benutzen, um aus dieser Sache rauszukommen.«
Sie fuhr vor Mitgefühl zusammen. »Sind sie im Augenblick sehr schlimm?«
Er nickte langsam. »Aber eher sterbe ich, als daß ich mir noch einmal einen Ring um meinen Hals lege.«
Jetzt verstand sie, auch wenn sie lieber nicht verstanden hätte. Sie legte sich hin und schmiegte sich an ihn. Das Feuer verschwamm zu einem undeutlichen Flackern.
11. Kapitel
Als die beiden am nächsten Tag allein hinaus auf die Ebene wanderten, hatte der Himmel eine kalte, graue Farbe angenommen, und der Wind war eisig. Richard wollte fort von den Menschen, fort von den Häusern. Er wolle den Himmel und die Erde sehen, hatte er gesagt. Die steifen Böen neigten das Gras, zerrten an ihren Gewändern und ließen sie flattern, während sie schweigend weitergingen. Richard wollte mit seinem Bogen schießen, damit seine Kopfschmerzen eine Weile aufhörten. Kahlan wollte einfach nur bei ihm sein.
Es kam ihr vor, als wollte ihnen die Ewigkeit, die ihnen noch vor ein paar Tagen zu gehören schien, zwischen den Fingern zerrinnen. Sie wollte sich dagegen wehren, wußte aber nicht, wie. Alles, was richtig schien, lief plötzlich verkehrt.
Sie glaubte nicht, daß Richard den Rada’Han, den Halsring, anlegen würde, was immer die Schwestern auch sagen mochten. Vielleicht wäre er bereit zu lernen, wie man die Gabe nutzte, aber daß er einen Ring anlegen würde, glaubte sie nicht. Und wenn nicht, dann würde er sterben. Nach dem, was er ihr erzählt hatte – und schlimmer, nach dem, was er ihr, wie sie wußte, verschwiegen hatte –, wie konnte sie da erwarten, daß er ihn trug? Oder ihn gar darum bitten?
Doch es tat gut, aus dem Dorf herauszukommen, fort von den Menschen, und nicht Chandalens Blicken ausgesetzt zu sein, die ihnen überallhin folgten. Wie konnte sie ihm einen Vorwurf machen? Es sah tatsächlich ganz so aus, als würden die beiden
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