Die Schwestern des Lichts - 3
den Handgelenken gefesselt, mir dann später die Arme auf den Rücken gebunden und mich mit einem Seil unter die Decke gehängt. Sie hat mich stundenlang mit dem Strafer bearbeitet. Ich habe sie angefleht aufzuhören, bis ich die Stimme verloren hatte. Sie hat es nie getan. Nicht ein einziges Mal. Ich hatte keine Möglichkeit, mich zu wehren, war ihr hilflos ausgeliefert. Sie hat mich ausgebildet, mir Dinge beigebracht, bis ich manchmal glaubte, weder Blut noch Atem zu haben. Ich habe sie gebeten, mich zu töten, um den Schmerzen ein Ende zu machen. Ich hätte es selbst getan, aber sie hat mich mit Magie daran gehindert. Ich mußte vor ihr niederknien und sie anflehen, mich mit dem Strafer zu bearbeiten. Ich hätte alles getan, was sie wollte. Sie hatte eine Freundin, die manchmal kam, damit sie den … Spaß … teilen konnte.«
Kahlan saß erstarrt da, ihr stockte der Atem. »Richard, ich…«
»Jeden Tag führte sie mich am Halsring zu einem Ort, wo sie mich an einem Seil aufhängen konnte. Es war ein Raum, wo sie mich mit dem Strafer bearbeiten konnte, ohne abgelenkt zu werden, wo es nicht so sehr störte, wenn mein Blut überall hinspritzte. Manchmal tat sie es von früh morgens bis spät in die Nacht. Und dann, des Nachts…
Das ist es, was das Tragen eines Halsrings für mich bedeutet. Du kannst mir noch so lange erklären, wieviel Sinn es macht, daß es mir helfen wird und ich keine Wahl habe – das ist es, was das Tragen eines Halsrings für mich bedeutet. Ich weiß ganz genau, wie sich deine Schulter jetzt anfühlt. Sie fühlt sich an, als wäre die Haut verbrannt, der Muskel zerrissen, der Knochen gesplittert. So fühlt es sich an, den Halsring einer Mord-Sith zu tragen. Nur gleichzeitig überall an deinem Körper, den ganzen Tag lang. Und dann stell dir noch vor, du bist dem hilflos ausgeliefert, du wirst niemals entkommen können, und du kannst den einzigen Menschen, den du jemals lieben wirst, nie wiedersehen. Lieber sterbe ich, als jemals wieder einen Ring um meinen Hals zu legen.«
Kahlan rieb sich die Schulter. Das Gefühl war genau so, wie er es beschrieben hatte. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte. Sie hatte zu große Schmerzen, um etwas zu erwidern. Also saß sie einfach da und beobachtete ihn, wie er ins Feuer blickte, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Sie sehnte sich nach ihm.
Und dann hörte sie sich eine Frage stellen, die sie sich geschworen hatte, niemals zu stellen. »Denna hat dich zu ihrem Gefährten gemacht, hab’ ich recht?« Am liebsten hätte sie die Worte zurückgenommen und gleichzeitig auch wieder nicht.
Richard zeigte keine Regung. »Ja«, sagte er leise, während er ins Feuer starrte. Eine weitere Träne lief ihm über die Wange. »Woher hast du das gewußt?«
»Demmin Nass hatte zwei Quadrone mitgebracht, um mich zu überwältigen. Er hatte ein magisches Netz von Darken Rahl, das ihn vor Zedds Magie beschützen sollte. Vor meiner auch. Zedd konnte nichts tun, er war unter einem Netz erstarrt. Demmin Nass hat mir erzählt, was mit dir geschehen war. Er sagte, du wärst tot. Dann habe ich den Con Dar ausgelöst und ihn getötet.«
Richard schloß die Augen, als die nächste Träne herunterrann. »Ich hatte keine Möglichkeit, sie daran zu hindern. Ich schwöre es, Kahlan … ich habe es versucht. Du kannst dir nicht vorstellen, was Denna mir für den Versuch, sie daran zu hindern, angetan hat. Ich hatte keine Möglichkeit, mich zu wehren. Sie konnte tun, was immer sie wollte. Es genügte ihr nicht, mir nur tagsüber Schmerzen zuzufügen. Sie wollte mir auch nachts weh tun.«
»Wie kann jemand nur so böse sein?«
Richard starrte den Strafer an, während er ihn langsam wieder mit der Faust umklammerte. »Als sie zwölf war, wurde sie gefangengenommen. Man hat sie mit diesem Strafer ausgebildet. Genau mit diesem hier. Alles, was sie mir antat, hatte man ihr bereits angetan. Immer und immer wieder. Über Jahre hinweg. Man hat ihre Eltern vor ihren Augen zu Tode gefoltert. Es gab niemanden, der ihr half. Sie wuchs mit diesem Strafer zu einer Frau heran, umgeben ausschließlich von Menschen, die sie quälen wollten. Es gab nicht einen, der auch nur ein einziges hoffnungsvolles, tröstliches, liebevolles Wort für sie übrig gehabt hätte.
Kannst du dir ihr Entsetzen vorstellen? Man hat ihr ein Leben aus niemals endenden Qualen bereitet. Man hat sie an Körper und Geist vergewaltigt. Man hat sie gebrochen. Sie zu einer der Ihren gemacht. Darken Rahl
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