Die Schwestern des Lichts - 3
Sie haben auch erwähnt, daß es noch zwei weitere Gründe für den Halsring gibt. Ich kenne diese anderen Gründe nicht. Ich weiß, Kahlan, du denkst, ich sei töricht. Das glaube ich sogar langsam selbst. Mein Kopf sagt mir dieselben Dinge, die du mir sagst. Doch mein Innerstes meint etwas völlig anderes.«
Kahlan griff nach dem Strafer und rollte ihn zwischen den Fingern hin und her. »Deswegen? Weil Denna dir das angetan hat?« Er nickte, den Blick immer noch ins Feuer gerichtet. »Richard, was bewirkt dieses Ding?«
Endlich sah Richard sie an. Er packte den Strafer mit der Faust. »Berühre meine Hand. Nicht den Strafer, nur meine Hand.«
Kahlan streckte die Hand aus und berührte seine Faust mit den Fingern.
Sie zuckte mit einem schmerzhaften Aufschrei zurück. Sie schüttelte die Hand, um die Schmerzen zu vertreiben. »Warum hat es nicht schon vorher weh getan, wenn ich ihn berührt habe?«
»Weil er nie dazu benutzt wurde, dich auszubilden.«
»Und warum tut es dir nicht weh, wenn du ihn festhältst?«
Richard hielt den Lederstab noch immer umklammert. »Aber das tut es doch. Es tut immer weh, wenn ich ihn festhalte.«
Kahlan riß die Augen auf. »Heißt das, es tut dir jetzt in diesem Augenblick genauso weh wie mir, als ich deine Hand berührt habe?«
Man sah ihm die Kopfschmerzen an den Augen an. »Nein. Meine Hand hat dich davor abgeschirmt, wie es sich wirklich anfühlt.«
Sie streckte die Hand aus. »Ich will es wissen.«
Er senkte den Strafer. »Nein. Ich will nicht, daß er dir so weh tut. Ich möchte nicht, daß irgend etwas dir jemals solche Schmerzen zufügt.«
»Bitte, Richard. Ich will es wissen. Ich will es verstehen.«
Richard blickte ihr in die Augen und stieß einen Seufzer aus. »Gibt es irgendeinen Wunsch, den ich dir nicht erfüllen würde?« Er umfaßte den Strafer wieder mit der Faust. »Nicht zu fest, sonst kannst du ihn vielleicht nicht schnell genug loslassen. Berühre ihn nur. Halt den Atem an und beiß die Zähne aufeinander, damit du dir nicht die Zunge abbeißt. Spann die Bauchmuskeln an.«
Kahlans Herz klopfte, als sie die Hand nach dem Strafer ausstreckte. Eigentlich wollte sie die Schmerzen nicht spüren – es hatte weh genug getan, nur seine Hand zu berühren –, trotzdem wollte sie es wissen, denn es war Teil dessen, was er jetzt war. Sie wollte alles über ihn wissen. Auch das, was schmerzhaft war.
Es war, als hätte sie einen Blitz berührt.
Der Schmerz schoß ihren Arm hinauf, explodierte in ihrer Schulter. Sie schrie auf, als der Schock sie auf den Rücken warf. Sie wälzte sich aufs Gesicht und packte ihre Schulter mit der anderen Hand. Ihren Arm konnte sie nicht bewegen. Ihre Hand kribbelte und zitterte. Die nackte Wucht des Schmerzes hatte ihr einen Schock versetzt, ihr angst gemacht. Sie weinte in den Staub, während Richard ihr mitfühlend die Hand auf den Rücken legte. Sie weinte auch deswegen, weil sie jetzt begriff, ein wenig zumindest, was man ihm angetan hatte.
Als sie schließlich wieder in der Lage war, sich aufzusetzen, sah er sie noch immer an, den Strafer noch immer in der Hand. »So tut es dir weh, wenn du ihn hältst?«
»Ja.«
Sie schlug ihm mit der Faust gegen die Schulter. »Laß ihn los!« schrie sie. »Hör auf!«
Er ließ den Strafer los und ließ ihn wieder baumeln. »Manchmal, wenn ich ihn berühre, hilft es mir, mich von meinen Kopfschmerzen abzulenken. Ob du es glaubst oder nicht, es hilft.«
»Soll das heißen, die Kopfschmerzen sind noch schlimmer als das?«
Er nickte. »Ohne das, was Denna mir über Schmerzen beigebracht hat, wäre ich jetzt bewußtlos. Denna hat mir beigebracht, wie man die Schmerzen beherrscht, wie man sie erduldet – nur, damit sie mir noch größere bereiten konnte.«
Sie versuchte, die Tränen zu unterdrücken. »Richard, ich…«
»Was du gerade gespürt hast, war der schwächste Schmerz.« Er nahm ihn wieder in die Hand und berührte die Innenseite seines anderen Unterarms. Unter dem Strafer quoll Blut hervor. Er setzte ihn ab. »Er kann dir glatt das Fleisch abziehen. Dir die Knochen brechen. Denna hat mir immer wieder die Rippen damit gebrochen. Sie hat ihn mir in den Leib gebohrt, und ich habe gehört, wie meine Knochen brechen. Sie sind immer noch nicht ganz verheilt. Es tut noch immer weh, wenn ich mich lege oder wenn du mich fest genug an dich drückst. Und das ist noch längst nicht alles. Man kann mit ihm durch bloße Berührung töten.«
Er starrte ins Feuer. »Denna hat mich an
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