Die Schwestern des Lichts - 3
herausgefunden hast, daß dein Name Rahl ist? Und du nennst dich der Sucher. Ich bin enttäuscht von dir, Richard. Ich dachte, du wärst selbst Manns genug. Und nicht die Spiegelung dessen, was andere über deinen Vorfahr denken.«
Richard ließ den Kopf hängen. Shota runzelte verärgert die Stirn und betrachtete ihn schweigend. Schließlich holte Richard tief Luft. »Es tut mir leid, Shota. Danke, weil du nicht zugelassen hast, daß ich mich noch dümmer aufführe, als ich es ohnehin schon getan habe.« Seine Augen waren feucht, als er zu Kahlan blickte. »Bitte, Shota, laß sie runter.«
Kahlan spürte, wie der Druck nachließ, und sie glitt die Wand hinab, bis ihre Stiefel dumpf auf den Boden schlugen. Shota sah sie so wütend an, daß sie an Ort und Stelle stehenblieb, obwohl sie eigentlich zu Richard hatte gehen wollen. Der starrte nur auf seine Stiefel.
Shota legte ihm einen Finger unters Kinn und hob seinen Kopf. »Du solltest froh sein, denn dein Vater war nicht häßlich. Von einer gewissen Ähnlichkeit abgesehen, hast du nichts von ihm geerbt. Außer seinem Zorn. Und die Gabe.«
Richard riß sein Kinn aus ihrer Hand. »Die Gabe. Ich will die Gabe nicht. Ich will nichts damit zu schaffen haben. Nichts, was ich von Darken Rahl bekomme, würde ich als Gabe bezeichnen. Ich hasse sie! Ich hasse Magie!«
»Sie stammt gleichermaßen von Zedd«, meinte Shota mit überraschendem Mitgefühl. »Von beiden Seiten. Genau so bekommt man die Gabe: sie wird vererbt. Manchmal wird eine, manchmal werden sogar viele Generationen übersprungen. Manchmal auch nicht. Du hast sie von beiden Seiten geerbt. In dir hat sie mehr als eine Dimension. Das ist ein gefährliches Gemisch.«
»Vererbt. Wie jede andere Entstellung auch.«
Mit einem spöttischen Grinsen packte Shota sein Gesicht mit ihren langen Fingern. »Denk daran, bevor du dich zu ihr legst. Von Kahlans Seite wäre der Junge ein Konfessor. Von deiner Seite – hätte er die Gabe. Kannst du überhaupt ermessen, wie gefährlich das wäre? Kannst du dir einen Konfessor mit der Gabe vorstellen? Einen männlichen Konfessor? Ich bezweifle es. Du hättest sie töten sollen, als ich es dir gesagt habe, du unwissendes Kind – bevor du eine Möglichkeit gefunden hattest, bei ihr zu bleiben. Du hättest sie töten sollen.«
Richard sah sie wutentbrannt an. »Genug von dem Gerede! Ich habe nicht die Absicht, mir das länger anzuhören. Durch Kahlan habe ich Darken Rahl besiegt. Hätte ich sie getötet, hätte er gewonnen. Hoffentlich hast du die Reise hierher nicht nur gemacht, um diesen Unsinn zu wiederholen.«
»Nein«, erwiderte Shota ruhig. »Diese Dinge spielen jetzt keine Rolle. Deswegen bin ich nicht gekommen. Der Grund meines Kommens ist das, was du bereits getan hast, nicht das, was du eines Tages vielleicht tun wirst. Was du bereits getan hast, Richard, ist schlimmer als alles, was du mit dieser Frau anrichten könntest. Kein Monster, das du mit ihr zeugen könntest, kommt dem Monster gleich, das du bereits erschaffen hast.«
Richard legte die Stirn in Falten. »Ich habe Darken Rahl daran gehindert, die Welt zu beherrschen. Ich habe ihn getötet. Ich habe kein Monster geschaffen.«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Die Magie der Ordnung war es, die ihn getötet hat. Wie ich dir gesagt habe: er darf kein Kästchen öffnen. Du hast ihn nicht umgebracht, du hast ihn eines der Kästchen der Ordnung öffnen lassen. Die Magie der Ordnung war es, die ihn getötet hat. Du hättest ihn töten sollen, bevor er eines der Kästchen geöffnet hat.«
»Das konnte ich nicht! Es war die einzige Möglichkeit! Es gab keinen anderen Weg, ihn umzubringen! Und was macht das auch für einen Unterschied? Er ist tot!«
»Es wäre besser gewesen, ihn gewinnen zu lassen, statt zuzulassen, daß er das falsche Kästchen öffnet.«
»Du bist verrückt! Was könnte schlimmer sein, als daß Darken Rahl die Magie der Ordnung an sich reißt und ungehindert die Welt beherrscht?«
Sie runzelte die Stirn. »Der Hüter«, sagte sie leise. »Es wäre besser gewesen, uns von Darken Rahl beherrschen, uns köpfen oder zu Tode foltern zu lassen, als das, was du zugelassen hast.«
»Wovon redest du?«
»Der Hüter der Unterwelt wird durch den Schleier an seinem Platz festgehalten, daran gehindert, in die Welt der Lebenden vorzudringen. Der Schleier hält ihn und seine Günstlinge zurück. Hält die gesamte Unterwelt zurück. Er trennt die Lebenden von den Toten. Durch dein Zutun ist der Schleier
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