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Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Die Schwestern vom Roten Haus: Ein historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Namen des Schiffes, auf dem Matthes und David Valentin angeheuert hatten, oder gar den des Eigners oder welche Route es gefahren war. Das musste in den Listen des Wasserschouts stehen, Wagner wollte daran denken.
    Dann gab es noch Anna, die einzige Tochter. Sie war in Stellung in Neumühlen, allerdings hatte Janne erzählt, sie sei in diesen Wochen mit ihrer Herrschaft nach Glückstadt gereist, von dort gehe es weiter nach Kopenhagen. Darauf sei Janne sehr stolz gewesen, denn die Herrschaft ihrer Tochter nehme natürlich nur die besten ihrer Dienstboten mit auf Reisen.
    Schon die Frage, ob es einen Grund für jemanden gegeben hatte, Janne Böses zu, nun ja, zu wünschen, empörte Martha. Wiebeke sagte dazu nichts, und Elise murmelte, in den letzten Wochen habe Janne viel geborgt, die verspätete Rückkehr von Mann und Sohn, und zwar mit der Heuer für eine lange Fahrt, hatte sie in Not gebracht. Doch, sie hatte gearbeitet, wenn sie Arbeit fand, im Winter war das nun mal noch schwerer als sonst. Zuletzt bei dem Tabakfabrikanten Hartung im Kattrepel über der Weißbäckerei im zweiten Stock. Der geizige Kerl habe mit Vorliebe einen Teil des Lohns in Naturalien bezahlt, und weil Janne so gerne ihre Pfeife geraucht hatte, war davon wenig zum Tausch gegen Feuerung und Kerzen übrig geblieben, da hat sie eben borgen müssen. Das sei aber kein Grund, ihr nach dem Leben zu trachten, hatte Elise streng ergänzt, und es genau so gewählt ausgedrückt.
    «Die drei haben nicht ihr ganzes Leben in diesem Viertel zugebracht», überlegte Wagner jetzt, «da lernt man eine andere Rede.»
    Rosina nickte. «Ihr habt sicher auch die Wohnung der Toten gesehen. Gab es dort etwas Interessantes? Einen Hinweis?»
    «Was für einen Hinweis? Briefe, Notizen, Tagebücher, Kontrakte, Schatullen – dergleichen?»
    «Spottet nur, Wagner. Ich verstehe schon, da war also nichts.»
    «Nur das Nötigste zum Leben. Das Allernötigste, ja. Falls da mehr gewesen war, auch nur ein bisschen mehr an Küchengerät, an Geschirr oder Kissen, dann hatte sie es schon verkauft. Wenn man bedenkt, dass sie die Rückkehr von Mann und Sohn erwartet hat, nahezu täglich – es gab nicht einmal für jeden eine Decke. In den Gängen leben viele, die haben kein Hemd, geschweige denn Schuhe oder eine warme Decke, aber zu den so völlig Elenden kann sie nicht gehört haben. Ihre Kleider waren ausgebessert, natürlich, auch schon dünn gewaschen, aber – nein, so verloren war sie nicht. Wenn doch, dann erst seit kurzem.»
    «Weil ihr Mann mit der Heuer überfällig war?»
    «Wahrscheinlich.»
    Rosina spürte die Kälte schärfer. Wie würde es ihr ergehen, wenn Magnus nicht zurückkam, wenn er Monate und Monate länger ausblieb als verabredet? Er hatte bei der Bank Geld für sie hinterlegt und Anweisung gegeben, ihr jederzeit auszuzahlen, was sie brauchte. Aber sie hatte keine Ahnung, wie lange es reichen würde. Sie wusste nur, ihr eigenes Geld, der magere Rest ihres väterlichen Erbes, erlaubte allerhöchstens ein halbes Jahr, die Miete und Paulines Lohn zu bezahlen und sich und Tobi zu ernähren, und dann …
    «Ja», sagte Wagner, «schon lange überfällig.» Er hüstelte wieder, und sie kehrte umgehend zu den wirklichen Problemen zurück. Zwei Frauen waren ermordet worden, und sie grübelte, was in einem halben Jahr und im ganz und gar unwahrscheinlichen Fall werde, wenn Magnus sie verriete. Das würde er niemals tun. Und wenn er verunglückte? Ausgeraubt, erschla …
    Schluss!
    Magnus kehrte in wenigen Wochen zurück, heil, unversehrt, voller abenteuerlicher, lustiger oder auch trauriger Geschichten, glücklich, wieder bei ihr zu sein. Sonst nichts! Wenigstens hatte dieser unnütze Anfall von Grübelei sie bis in die letzte Faser ihres zweifelnden Herzens wieder wissen lassen, wie sehr sie ihn liebte – und wie sehr er sie liebte. Obwohl er die Reise zu ihrem großen Grimm ohne sie machte.
    «Entschuldigt, Wagner, meine Gedanken waren gerade sehr langsam. Was haben die drei Schwestern noch erzählt?»
    Wagner schnaufte in tiefem Behagen. Alle Tage so auskunftsfreudige Menschen, und seine Arbeit gliche einer Sommerpromenade, erklärte er.
    Martha Schuldt hatte gehört, wie eine Jungenstimme Janne im Treppenhaus in eine Schänke bestellte. Den Jungen hatte sie nicht gesehen, konnte also nicht sagen, wer er war oder wie er aussah, und den Namen der Schänke hatte sie nicht verstanden, dafür den der Auftraggeberin des Jungen. Madam Kohrs, hatte der Junge gesagt,

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