Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
Schlimmste ist?“, empörte sich Jo. „Er tat so, als ob deine Gefühle in dieser Sache völlig naiv wären. Und das in diesem herablassenden Ton, den ich so an diesem Typ verabscheue. Ich habe mich sowieso immer schon gefragt, wie du es aushältst, mit diesem Mann zu arbeiten.“
Ashley hatte erwartet, dass Wyatt Blake sich irgendwann in der Öffentlichkeit zu dem Vorfall äußern würde, allerdings wäre sie niemals auf die Idee gekommen, dass er es in dieser Weise tun könnte. Ihre Achtung für den Mann, der einst ihr Mentor gewesen war, sank auf null.
„Ich muss nach Hause kommen“, überlegte Ashley laut. „Es ist an der Zeit, dass ich mich den Medien stelle. Und ich muss Wyatt gegenübertreten und ihn wissen lassen, was ich davon halte, wie er mit der Situation umgeht.“
Wenn sie gleich an diesem Morgen fahren würde, wäre sie am Nachmittag in Boston und könnte Wyatt noch in seinem Büro zur Rede stellen.
„Nein“, widersprach Jo. „Du kannst nicht nach Hause kommen. Du würdest die Dinge nur noch schlimmer machen.“
„Entschuldige, aber ich sehe nicht, wie ich sie noch schlimmer machen könnte.“
„Du bist wütend. Du bist in der Lage, so zurückzuschlagen, dass du noch selbst hinter Gittern landest.“
„Ich werde nur mit Worten zurückschlagen. Und selbst der mächtige Wyatt Blake kann mich dafür nicht einsperren.“
„Trotzdem könnte er dir das Leben zur Hölle machen“, versuchte Jo, ihre Schwester zur Vernunft zu bringen. „Ich habe dich nicht angerufen, damit du überstürzt nach Hause kommst, sondern damit du Zeit hast, darüber nachzudenken, ob du weiterhin für eine Kanzlei arbeiten willst, die dich und diesen Skandal benutzt, um Eigenwerbung zu machen.“
Ashley wusste schon jetzt, dass sie nie mehr an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren könnte. Am liebsten hätte sie auf der Stelle angerufen und gekündigt, aber sie musste sich noch zurückhalten. Übereilte Aktionen wurden oft bereut. Ihre Schwester hatte recht.
Sie würde auch nicht nach Boston zurückfahren. Sie würde im Rose Cottage bleiben, in aller Ruhe nachdenken, und wenn sie sich ganz sicher war, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben, würde sie nach Hause fahren.
„Danke, dass du angerufen hast, Jo. Ich verspreche dir, dass ich nichts Überstürztes tun werde.“
„Du weißt, dass alles, was hier passiert, nichts an unserer Einstellung zu dir ändert. Wir sind sehr stolz auf dich“, erklärte Jo. „Und wir lieben dich über alles.“
Ashleys Augen füllten sich mit Tränen. „Das habe ich nicht verdient.“
„Natürlich hast du das“, erwiderte Jo ungeduldig. „Du warst immer die Erste, die geholfen hat, wenn eine von uns Probleme hatte. Jetzt sind wir mal für dich da. Aber nun vergiss dieses Ekelpaket Blake, und genieß den Tag. Er ist es nicht wert, dass du auch nur einen Gedanken an ihn verschwendest.“
„Ich werde es versuchen“, versprach Ashley, obwohl sie wusste, dass das unmöglich war. Wie konnte sie vergessen, dass schon wieder ein Mann, dem sie vertraut hatte und den sie respektierte, sie so enttäuschte! Und obwohl sie Jo hoch und heilig versprochen hatte, erst mal abzuwarten, tippte sie noch im gleichen Moment die Privatnummer von Blake ein.
„Blake“, meldete er sich träge. Es war erst sechs Uhr, und offensichtlich hatte er noch geschlafen.
„Sie konnten es wohl nicht erwarten, den Slocum-Fall für sich auszuschlachten, was?“
„Ashley, wo um alles in der Welt sind Sie?“, fragte er, augenblicklich hellwach. „Ich habe versucht, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, damit Sie wieder zurückkommen. Wir mussten vor der Presse eine Erklärung abgeben, da wir von Anrufen bombardiert wurden. Wir mussten Stellung beziehen. Dieser Fall entwickelt sich in Sachen Werbung zu einer Goldmine. Sie könnten jeden Abend im Fernsehen zu sehen sein.“
Ashley konnte kaum fassen, was sie da hörte. War dieser Mann tatsächlich so oberflächlich? Augenblicklich wusste sie, was zu tun war. Selbst wenn sie wollte, hätte sie jetzt keine andere Wahl mehr. „Da Sie Ihre Kanzlei so gern in den Schlagzeilen sehen, gebe ich Ihnen jetzt eine Information, die erneut für Furore sorgen wird. Ich erkläre Ihnen hiermit meine Kündigung, das wird die Medien eine Weile beschäftigen, denke ich.“
„Kündigen? Das können Sie nicht machen!“, entrüstete er sich. „Kommen Sie schon, Ashley, denken Sie darüber nach. Sie können in diesen Tagen Ihren Preis selbst
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