Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
diktieren.“
„Ich kann nicht mit Leuten zusammenarbeiten, von denen die Tatsache, dass ich ein Gewissen habe, vollkommen ignoriert wird. Wir waren am Anfang unserer Zusammenarbeit darin übereingekommen, dass ich nicht jeden Fall annehmen werde. Dass ich niemals eine Person verteidigen würde, die in meinen Augen schuldig ist und noch nicht mal Reue zeigt.“
„Und das haben wir auch eingehalten.“
„Ja, aber in der Pressekonferenz haben sie meinen Ruf als gewissenhafte Anwältin ruiniert.“
„Das war nicht ich, sondern dieser Slocum“, erwiderte Wyatt hart. „Ich habe nur versucht, das Beste daraus zu machen.“
Ashley konnte ihn zwar verstehen, aber mit seiner Art zu denken war sie nicht einverstanden.
„Offensichtlich haben Sie mich jedoch nie respektiert, Sir. Sie haben mich bewusst für etwas zu einer Heldin gemacht, wofür ich mich zutiefst schäme“, erinnerte sie ihn. „Ich habe einen schlimmen Fehler gemacht, als ich meinem Klienten glaubte, aber Sie haben einen noch größeren Fehler begangen. Sie halten mich für so gewissenlos, dass Sie glauben, Sie könnten mein Gewissen und meine Moralvorstellungen mit Geld ändern. Es wird jemand vorbeikommen, der meinen Schreibtisch ausräumen wird.“
Ashley legte auf, noch bevor er ein Wort sagen konnte. Seltsamerweise empfand sie angesichts ihrer bevorstehenden Arbeitslosigkeit keine Panik, sondern nur Erleichterung. Es war das erste Mal seit Tagen, dass sie die Gewissheit hatte, wirklich das Richtige getan zu haben.
Sie hatte Geld auf der Bank, ein Dach über dem Kopf und Menschen, die sie liebten. Vielleicht war es an der Zeit, das zu schätzen, was wirklich zählte.
Josh schlief noch tief und fest, als das Telefon klingelte. Er rollte sich auf die Seite, tastete nach dem Hörer und murmelte dann verschlafen seinen Namen.
„Wach auf, Madison. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Fische heute wieder anbeißen werden“, erklärte Ashley, fast übertrieben fröhlich.
Josh setzte sich auf und rieb sich die Augen. Seltsam, dass allein der Klang ihrer Stimme ihn sofort hellwach werden ließ. Aber irgendetwas stimmte nicht. Das spürte er. „Was ist passiert?“, fragte er.
„Das werde ich dir erzählen, wenn du hier bist. Beeil dich. Der Kaffee wird fertig sein, wenn du kommst.“
Das Lockmittel Kaffee trieb ihn sofort aus dem Bett. Nun ja, vielleicht war es nicht der Gedanke an den Kaffee, sondern Ashleys seltsame Stimmung. Er fragte sich, was wohl passiert sein mochte. Irgendetwas war nicht in Ordnung, das spürte er.
Als Josh ins Freie trat, war es merklich kühler als in den vergangenen Tagen. Der Spätsommer neigte sich endgültig seinem Ende zu. Er ging noch mal ins Haus, um sich ein Sweatshirt sowie Jeans über sein T-Shirt und die Badehose anzuziehen, und ruderte dann los.
Ashley wartete bereits an der Hintertür auf ihn, eine Tasse Kaffee für ihn in der Hand. „Ich dachte, du brauchst ihn gleich. Du hast dich am Telefon nicht gerade munter angehört.“
„Ich hatte vor, endlich mal richtig auszuschlafen“, erwiderte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Wange.
Sie lachte. „Und ich muss dich bereits in der Morgendämmerung aus dem Bett werfen, was?“, meinte sie ohne eine Spur von Reue.
„Kein Problem. Aber was ist los? Du bist heute Morgen schon so aufgedreht.“
Sie hob ihre Tasse zum Toast. „Kein Wunder, ich habe heute früh gekündigt.“
Josh blinzelte und glaubte zuerst, sich verhört zu haben. Ihr Gesichtsausdruck verriet ihm jedoch, dass es ihr voller Ernst war. Das erklärte den Ton übertriebener Fröhlichkeit, der heute Morgen in ihrer Stimme gelegen hatte.
„Wann hast du gekündigt?“
„Vor ungefähr einer Stunde.“
„Ich dachte, du wolltest dir Zeit lassen und noch darüber nachdenken?“
Sie zuckte die Schulter. „Die Dinge ändern sich eben.“
„Weshalb?“
„Ich war gezwungen, so zu handeln“, erklärte sie. „Ich musste tun, was ich tun musste.“
„Und kommst du damit zurecht?“
„Ich bin sicher, dass ich irgendwann in totale Panik gerate, aber im Moment fühle ich mich nur befreit und sehr stark.“
„Ich verstehe. Macht es dir etwas aus, wenn ich dich frage, wie du dazu kommst, bei Tagesanbruch aufzustehen und zu kündigen?“
Sie schilderte ihm kurz, was ihre Schwester ihr erzählt hatte, und danach das Gespräch mit ihrem Chef. „Wie hätte ich für solche Leute weiterarbeiten können?“, fragte sie abschließend.
„Das geht wirklich nicht“, gab Josh ohne
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