Die Schwestern von Rose Cottage: Ashley (German Edition)
Zögern zu. Er hätte das Gleiche getan. „Ich bin nur überrascht, dass du nicht gewartet hast, bis du einen neuen Job hast.“
Sie zuckte die Schultern. „So bin ich eben. Meine Entscheidung erschien mir in diesem Moment richtig, also habe ich gekündigt.“
Er sah sie prüfend an. „Weißt du denn schon, was du jetzt machen willst?“
„Nein, ich bin im Urlaub.“
„Eigentlich bist du arbeitslos. Das ist nicht das Gleiche“, stellte er richtig, obwohl er sie wegen ihrer Einstellung bewunderte. Sie betrachtete ihre Situation scheinbar mit erstaunlicher Gelassenheit, aber irgendwie nahm er ihr das nicht ganz ab.
Ashley machte eine wegwerfende Handbewegung. „Heute werde ich mir darum keine Sorgen machen. Lass uns angeln gehen.“
Er nickte. „Gehen wir.“
„Ich habe uns ein Lunchpaket vorbereitet. Dann können wir lange draußen bleiben.“
„In Ordnung“, meinte er und runzelte die Stirn. „Aber warum?“
„Wenn meine Familie Wind davon bekommt, werden sie alle glauben, ich hätte den Verstand verloren. Ich bin normalerweise nicht so impulsiv. Arbeit war bisher mein ganzes Leben. Wahrscheinlich bringen Sie gleich einen Seelenklempner mit, wenn sie hier auftauchen. Deswegen ist es wohl besser, wenn ich erst mal das Weite suche.“
Er lachte. „Du magst sie mit deinem Entschluss überraschen, aber ich bezweifle, dass sie so weit gehen.“
Ashley hielt ihm einen schweren Korb entgegen und nahm selbst die Kühlbox. „Ich werde kein Risiko eingehen.“
Ashley wusste Joshs Schweigen zu schätzen. Entweder war er von der Überraschung noch wie gelähmt, oder aber er hatte sich gut im Griff. Was immer es war, zumindest quälte er sie nicht mit Fragen, auf die sie keine Antwort wusste.
Sie waren bereits seit Stunden auf dem Wasser. Er hatte einige Fische gefangen, hatte sie aber jedes Mal mit der Begründung, sie wären zu klein für die Pfanne, wieder ins Wasser geworfen. Ashley hatte noch nicht mal den Ehrgeiz gespürt, ihn zu übertrumpfen. Was der eindeutige Beweis dafür war, dass die Ereignisse des Morgens sie stärker mitgenommen hatten, als ihr bewusst war.
„Josh?“
„Hm?“
Sie berührte sein Bein mit ihrem Fuß. „Wach auf.“
„Ich bin wach.“
„Dann guck mich an.“
Er schob seine Sonnenbrille tiefer und schaute sie über den Rand der Brille hinweg an. „Ja?“
„Glaubst du, ich habe einen Fehler gemacht? Sei ehrlich.“
„Spielt es eine Rolle, was ich denke?“
„Nein.“
„Dann hast du ja deine Antwort.“
„Glaubst du, dass mich nach diesem Eklat noch irgendeine Kanzlei in Boston einstellen wird?“
Er schien ernsthaft nachzudenken. „Das ist schwer zu sagen“, antwortete er schließlich. „Du bist eine exzellente Anwältin, die eine steile Karriere gemacht hat. Ich denke, dass du gute Chancen hast, wenn die Medien sich wieder beruhigt haben.“ Er schaute sie an. „Oder du machst dich selbstständig.“
„Wobei ich den gleichen Problemen begegnen könnte. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Klienten mir dann noch vertrauen würden.“
„Du könntest hier deine eigene Kanzlei eröffnen.“
Dieser Vorschlag war nicht nur so dahingesagt, denn etwas gab ihr das Gefühl, dass ihm diese Option nicht gerade eben erst in den Sinn gekommen war. „Hier? Wie viele Anwälte gibt es denn hier schon?“
„Einen oder zwei“, erklärte er. „Die Gegend um Irvington befindet sich im Wachstum. Du würdest vielleicht nicht reich werden, aber ein gutes Einkommen hättest du auf jeden Fall.“
Der Gedanke, hier in der Provinz zu bleiben, konnte Ashley mittlerweile nicht mehr schockieren. Irgendwie fühlte sie sich hier richtig zu Hause. Aber es war ein Unterschied, ob man in der Gegend Urlaub machte oder ob man für immer hier leben wollte. Würde sie sich nicht nach ein paar Monaten bereits langweilen? Wie aufregend konnten die Fälle hier schon sein? Sie würde Boston sicherlich vermissen.
„Vielleicht könnte ich in eine andere Stadt gehen“, überlegte sie laut. „Vielleicht sogar nach Richmond.“
„Das könntest du“, stimmte er ihr zu. Seltsamerweise schien er über ihre Antwort enttäuscht zu sein.
Sie betrachtete ihn nachdenklich. „Josh, gibt es einen Grund, warum du möchtest, dass ich hierbleibe? Ich weiß, es ist reine Spekulation, aber denkst du, dass wir eine Beziehung eingehen könnten, wenn ich mich entschließen würde, hier zu arbeiten?“
Er lächelte. „Dieser Gedanke ist mir tatsächlich in den Sinn gekommen. Das würde uns
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