Die Schwestern von Rose Cottage: Jo (German Edition)
fragte er gut gelaunt und öffnete eine Schranktür, hinter der sich von Nudel- bis Tomatensuppen alle Vorräte befanden. „Ich finde, das wäre bei der Kälte draußen gerade das Richtige für dich.“
Auf seinen Vorschlag hin schlug ihm nur trotziges Schweigen entgegen, doch er nahm das als gutes Zeichen.
„Tomatensuppe und getoastete Käsesandwichs“, entschied er, nachdem er den Inhalt des Kühlschranks durchgesehen hatte. „Deine Großmutter hat dieses Essen für uns oft gemacht. Isst du es immer noch so gern?“
„Ich habe keinen Hunger, und du musst jetzt gehen“, beharrte Jo und schloss die Schranktür.
„Ich habe Zeit“, erklärte er, obwohl er genau wusste, dass sie sich keine Sorgen um seinen Terminkalender machte. „Setz dich doch. Die Suppe steht gleich auf dem Tisch.“
Unbeirrt begann Pete, die kleine Mahlzeit zuzubereiten. Pfannen, Töpfe und Schüsseln fand er dort, wo sie immer gestanden hatten.
„Ah, du hast ja schon Teewasser aufgesetzt“, stellte er erfreut fest und nahm den Teekessel vom Herd. „Sind die Teebeutel noch dort, wo sie immer waren?“
Er wartete ihre Antwort nicht ab, sondern fuhr mit seinen Vorbereitungen fort, wendete die Toastscheiben, bis sie goldbraun waren, und rührte gelegentlich die Suppe um.
Jo seufzte resigniert und setzte sich schließlich. Pete wusste, dass seine Gegenwart immer noch nicht willkommen war, dass aber Jo im Moment einfach nicht die Kraft hatte, ihn fortzuschicken.
„So, und was führt dich ins Rose Cottage?“, erkundigte er sich, als er die Suppe und den Toast schließlich auf den Tisch stellte.
Sie schaute auf das Essen und warf ihm dann einen kühlen Blick zu. „Ich will weder die Suppe noch den Toast, noch habe ich Lust, mich zu unterhalten. Und schon gar nicht mit dir.“
„Das habe ich verstanden“, erwiderte er. „Aber das Essen wird dir guttun, und ich bin nun mal hier. Wir sollten also das Beste aus der Situation machen.“
Jo runzelte die Stirn. „Bist du mir eigentlich schon immer so auf die Nerven gegangen?“
„Wahrscheinlich“, erwiderte er. „Du neigst dazu, immer das Gute in den Menschen zu sehen. Wahrscheinlich hast du diese Seite an mir damals übersehen.“
„So muss es gewesen sein“, murmelte sie, nahm aber ihren Löffel und begann zu essen.
Pete spürte so etwas wie Triumph, als er sah, wie sie die Suppe löffelte und dann auch noch von dem Sandwich abbiss. Das Essen – oder ihre Wut auf ihn – brachte ein wenig Farbe auf ihre Wangen. Sie sah nicht mehr annähernd so traurig und niedergeschlagen aus wie bei seiner Ankunft.
„Wer hat dich eigentlich gebeten, ins Rose Cottage zu kommen?“, wollte sie schließlich wissen. „Bist du sicher, dass das nicht auf deinem eigenen Mist gewachsen ist?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich kann dir nicht genau sagen, wer angerufen hat. Du meintest, Ashley wollte anrufen. Also muss sie es gewesen sein.“
„Warum ausgerechnet dich?“
„Meine Nummer steht im Telefonbuch. Warum sollte sie nicht mich ausgesucht haben? Ich habe für sie und Josh bereits diverse Aufträge ausgeführt. Sie schienen mit meiner Arbeit zufrieden gewesen zu sein. Oder hast du ihnen etwa erzählt, was für ein Versager ich bin?“
„Ich habe ihnen gegenüber nicht mal deinen Namen erwähnt.“
„Warum hast du denn Probleme damit?“
„Ich glaube, du kennst die Antwort.“
„Ich bin wirklich zufällig hier, es ist keine teuflische Verschwörung, die ich mit deiner Schwester ausgeheckt habe. Ich bin angerufen worden und vorbeigekommen, um einen Kostenvoranschlag zu machen. Das ist alles. Bis ich das Licht im Haus und den Rauch aus dem Kamin steigen sah, wusste ich nicht mal, dass sich hier jemand aufhält.“
„Okay, du bist also nur wegen eines Anrufes hier“, lenkte sie schließlich ein. „Aber jetzt hast du deine Pflicht getan. Lass deinen Kostenvoranschlag hier. Ich werde mir noch von jemand anderem einen einholen, und du wirst diesen Auftrag wahrscheinlich nicht erhalten.“
„Das glaube ich kaum“, erwiderte er, und er sagte die Wahrheit. Dieser Auftrag war nur ein kleiner, unbedeutender Job für ihn, aber er war fest entschlossen, ihn auszuführen. Und zwar nicht durch einen seiner vielen Angestellten, sondern er selbst würde Hand an die Bretter dieser Veranda legen. Er würde in der Nähe von Jo bleiben, bis er herausgefunden hatte, warum sie so elend aussah. „Wer immer auch angerufen haben mag, er hat recht gehabt. Die Veranda ist in einem schlimmen
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