Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
Chor.
„Dann bist du blind und taub“, fügte Ashley hinzu.
Melanie warf ihren Schwestern einen finsteren Blick zu. „Pizza oder Krebse?“, fragte sie kühl. „Ich habe Hunger.“
Einen Moment lang sah es so aus, als ob niemand auf ihre Frage eingehen wollte, aber dann schaute Ashley sie an. „Krebse natürlich. Wir sind schließlich am Meer. Pizza können wir auch in Boston bestellen.“ Gerade als Melanie erleichtert aufatmen wollte, fügte sie lächelnd hinzu: „Und zum Dessert kannst du uns ja noch ein paar Fragen über Mr Mikelewski beantworten.“
Mike war immer noch etwas verwirrt, als er Jessie von der Schule abholte. Er wurde das Gefühl einfach nicht los, dass es ein Fehler war, Maggie geküsst und sie dann allein den Fragen ihrer Schwestern ausgeliefert zu haben.
„Daddy, du hörst mir überhaupt nicht zu“, beschwerte sich Jessie.
„Was? Oh, entschuldige, Kleines.“
„Ich sagte, ich habe eine Eins fürs Vorlesen bekommen. Die Lehrerin meint, ich wäre die Beste der ganzen Klasse. Das kommt, weil du und ich jeden Abend lesen.“
Jetzt schenkte er ihr seine ganze Aufmerksamkeit. „Das kommt, weil du so fleißig bist“, erklärte er. „Ich bin sehr stolz auf dich. Du hast eine Belohnung verdient. Was sollen wir heute Abend machen?“
„Zu Melanie fahren“, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen. „Ich möchte ihr von dem Vorlesen erzählen.“
„Das müssen wir auf ein anderes Mal verschieben“, bedauerte er. „Sie hat Besuch.“
Jessies Gesicht verdunkelte sich. „Was denn für einen Besuch?“
„Ihre Schwestern sind heute Nachmittag überraschend gekommen. Sie sind den weiten Weg von Boston hierher gefahren.“
„Wir könnten sie trotzdem besuchen“, beharrte Jessie.
„Nicht heute Abend. Wir können ihr auch am Montag noch von der Zensur im Vorlesen erzählen, wenn ihre Schwestern wieder abgefahren sind.“
„Aber ich will es ihr jetzt sagen.“
Mike verlor langsam die Geduld. „Jessica Marie, hör sofort auf, oder mit der Belohnung ist es vorbei.“
Sie hielt tatsächlich ihren Mund, aber eine dicke Träne kullerte ihr über die Wange, und Mike fühlte sich sofort schuldig. „Es tut mir leid, wenn du enttäuscht bist“, sagte er ruhig. „Aber wie wäre es, wenn wir beide heute Abend essen gehen? Wir könnten in das Crab Shanty gehen und ein Dutzend Krebse essen.“
„Ich mag keine Krebse“, murrte Jessie.
Mike musste erneut kämpfen, um seine Geduld zu bewahren. „Natürlich magst du Krebse. Sie sind doch sonst dein Lieblingsessen. Du liebst es doch, sie mit dem Hammer zu zerschlagen, damit du an das leckere Krebsfleisch kommst.“
„Vielleicht, aber nicht heute Abend“, erwiderte sie trotzig.
Mike konnte sehen, dass sie gern Ja gesagt hätte, aber er spürte auch, dass sie lieber den Abend verderben würde, als nachzugeben. Diese Sturheit war ihm nicht fremd, es war ein Charakterzug, den er selbst besaß.
„Also gut“, gab er schließlich nach, um es ihr leichter zu machen. „Dann sieh mir einfach zu, während ich esse. Du musst nichts essen, wenn du keinen Hunger hast.“
„Aber es ist doch meine Belohnung“, protestierte sie.
Er zuckte mit den Schultern. „Du kannst es dir ja noch überlegen“, antwortete er und fuhr auf den Parkplatz des Restaurants, das eine große Auswahl an Meeresfrüchten bot. Normalerweise war es Jessies Lieblingsrestaurant, weil hier niemand darauf achtete, wenn sich jemand bekleckerte. Niemand brachte es nämlich fertig, Krebse zu essen, ohne sich zu bekleckern.
Sobald sie das Restaurant betraten, kam Lena Jensen auf sie zu und begrüßte sie mit einem strahlenden Lächeln. Lena führte das Restaurant mit ihrem Bruder bereits seit dreißig Jahren. Es gab niemanden in der Region, den sie nicht kannte, und keinen Klatsch, der nicht zu ihr vordrang.
„Es wird aber auch Zeit, dass du kommst, junge Dame“, schalt sie Jessie. „Ich habe dich vermisst. Außerdem habe ich gehört, dass du heute beim Vorlesen die Allerbeste warst.“
Jessie Augen weiteten sich vor Staunen. „Woher weißt du das denn?“
Lena winkte ab. „Ganz einfach. Mein Enkel ist in deiner Klasse“, erinnerte sie Jessie und schaute dann Mike an. „Ich habe gehört, Sie helfen im Garten von Cornelia Lindseys Haus. Ihre Enkelin ist sehr hübsch, nicht wahr? Nun, ich habe sie noch nicht zu Gesicht bekommen, aber man hat es mir erzählt. Ich erinnere mich daran, dass Cornelia die Mädchen oft in den Sommerferien bei sich hatte. Ich kann
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