Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
auf der Schaukel saß und die leichte Brise genoss, die von der Bucht herüberwehte. „Ich könnte dich dafür hassen.“
„Das ist nett“, murmelte er. Ihre Worte schienen ihn nicht sonderlich zu beeindrucken. Dann warf er ihr einen Seitenblick zu. „Der Vorgarten sieht schon ganz gut aus, nicht wahr?“
Melanie konnte sich kaum in seine Blickrichtung drehen. Fast jeder Muskel ihres Körpers schmerzte. Obwohl sie sich Mühe gab, den Garten mit seinen Augen zu sehen, konnte sie nur ein paar zurückgeschnittene Rosenbüsche sehen und noch viele, bei denen die Arbeit erst noch erledigt werden musste.
„Bist du sicher, dass die wieder wachsen?“, fragte sie. „Sie sehen so nackt aus.“
Er lachte. „Und wie die wachsen werden! Du wirst in diesem Sommer so viele Rosen haben, dass ihr Duft dich überwältigen wird.“
Ihr Blick wurde melancholisch. „Wirklich schade, dass ich dann nicht mehr hier sein werde.“
„Bleib hier“, schlug er vor und konnte gleichzeitig nicht verstehen, warum er ihr diesen Vorschlag machte. War er denn von allen guten Geistern verlassen? Hatte er vergessen, wie gefährlich sie für seinen Seelenfrieden war?
„Ich sagte dir doch schon, dass das nicht geht.“
„Nein“, erwiderte er geduldig. „Du hast mir nur gesagt, dass du nicht willst, nicht, dass es nicht geht.“
„Das ist doch das Gleiche.“
„Nicht wirklich. Das ist eine Entscheidung, die du für dich getroffen hast.“
Melanie seufzte. Er hatte recht. Sie hatte die Entscheidung getroffen, wieder nach Boston zurückzugehen. Da war nun mal ihr Zuhause. Der Aufenthalt hier war nur eine Zwischenetappe, nichts weiter.
Als ob man ihr ein Zeichen geben wollte, dass friedliche Momente wie diese in ihrem Leben nicht andauern konnten, hörte man das laute Dröhnen eines starken Motors, dann das Schlagen von Wagentüren und kurz darauf unbeschwertes Gelächter.
„Ach, du meine Güte“, murmelte Melanie und erkannte zuerst Ashleys Stimme, dann Maggies und schließlich Jos.
Mike sah sie besorgt an. „Was ist los?“
„Meine Schwestern“, stöhnte sie und war sich bewusst, dass sich das anhören musste, als würde sich eine mittlere Katastrophe anbahnen. „Sie haben mir nicht gesagt, dass sie mich besuchen wollen.“
Mike sah sie amüsiert an. „Und wo liegt das Problem? Sind die Betten nicht frisch bezogen?“
„Du weißt genau, dass es nicht darum geht“, erwiderte sie und sprang wie von der Tarantel gestochen von der Schaukel. „Ich muss gehen, bevor sie …“
„… bevor sie mich sehen“, beendete er den Satz.
„Ja, wenn du es genau wissen willst.“
„Schämst du dich meinetwegen?“, fragte er, und sein Gesichtsausdruck verriet, dass seine Frage nicht nur spaßig gemeint war.
„Red doch keinen Unsinn. Es ist nur so, dass sie sofort viel zu viel in deine Anwesenheit hineininterpretieren werden.“
Er lachte. „Wirklich?“
„Du kennst meine Schwestern nicht“, antwortete sie grimmig. „Bleib hier, und du wirst dich wundern. In wenigen Minuten wirst du dich in einem strengen Kreuzverhör befinden. Die Inquisition war nichts dagegen. Habe ich dir gesagt, dass Ashley Anwältin ist? Und zwar eine hoch angesehene Strafverteidigerin. Sie verliert nie.“
„Ah, jetzt verstehe ich, worauf du hinauswolltest. Du befürchtest, dass sie denken könnten, wir hätten noch etwas anderes als Gartenarbeit gemacht.“ Er lächelte so verführerisch, dass ihre Handflächen feucht wurden. „Na ja, so verschwitzt, wie wir aussehen …“
„Genau“, murmelte sie, und ihr Mund war plötzlich wie ausgetrocknet.
Er erhob sich ebenfalls und küsste Melanie so heftig, dass ihr der Atem stockte. Als er sie wieder losließ, brauchte sie einen Moment, um sich zu fangen.
„Warum hast du das getan? Hast du denn nicht verstanden, was ich dir gerade gesagt habe?“
„Jedes Wort“, erklärte er und lief los, gerade als Ashley, Maggie und Jo aus dem Haus kamen. „Ich dachte, da sie bereits neugierig durch das Fenster in den Garten sahen, könnten sie auch gleich etwas gezeigt bekommen.“
Melanie ballte die Hände zu Fäusten. „Du bist gemein“, schimpfte sie ihm hinterher.
Er winkte nur und lief weiter.
Melanie blieb zurück. Sie seufzte. Er war wirklich gemein, aber so ungeheuer sexy, dass man ihm einfach nicht böse sein konnte.
Schließlich holte sie noch mal tief Luft und bereitete sich darauf vor, sich dem unausweichlichen Verhör ihrer Schwestern zu stellen.
6. KAPITEL
D u bist erst drei
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