Die Schwestern von Rose Cottage: Melanie (German Edition)
sein Gefühl.
Nein, er hatte ohnehin mehr Arbeit, als er schaffen konnte. Er brauchte keine weiteren Aufgaben, besonders keine, die nicht bezahlt wurden. Außerdem hatte sie bisher nicht angerufen, also benötigte sie seine Hilfe für den verwilderten Garten wohl nicht. Das Beste wäre, wenn er Melanie D’Angelo und das Lindsey-Haus so schnell wie möglich vergessen würde. Jemand anders sollte sich um dieses Problem kümmern.
Doch dann erinnerte er sich an das Foto, das sie ihm gezeigt hatte. Sicher, er hatte sich die hübschen Teenager, die attraktive Mutter und die lächelnde Großmutter angesehen, aber sein Herz hatte vornehmlich schneller geschlagen wegen der wunderbaren Rosen, der Lilien und all der anderen Blumen, die diesen Garten in ein kleines Paradies verwandelt hatten. Jemand – offensichtlich Cornelia Lindsey – hatte den Garten mit viel Liebe gehegt und gepflegt. Ihre Nachkommen sollten sich schämen, ihr Vermächtnis so verkommen zu lassen.
Jeden Tag, wenn er am Lindsey-Haus vorbeifuhr, guckte er, ob Melanie D’Angelo vielleicht einen Rosenbusch beschnitten oder auch nur in einem einzigen Beet das Unkraut gejätet hatte, aber bisher hatte sich nichts getan. Obwohl er wusste, dass er sich zurückhalten sollte, ärgerte es ihn, dass sie mit der Arbeit noch nicht mal angefangen hatte. Es war fast so, als würde sie ihn absichtlich provozieren wollen. Dabei war das natürlich absurd. Warum sollte die Meinung eines Wildfremden überhaupt wichtig für sie sein? Wahrscheinlich lag ihr der Garten überhaupt nicht am Herzen, und sie würde in ein paar Tagen bereits wieder abgereist sein.
Als er irgendwann, ohne lange nachzudenken, in die Einfahrt des Hauses einbog, entschuldigte er sich damit, dass er als guter Nachbar verpflichtet war, sich nach Melanies Befinden zu erkundigen. Schließlich hatte er sie eine Weile nicht gesehen, und so ein Hausputz stellte eine nicht unbeachtliche Gefahrenquelle dar. Jeder wusste doch, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren.
Als sie auf sein Klopfen nicht reagierte, machte er sich auf die Suche nach ihr. Er war so mit dem Blick auf die wundervolle Bucht und auf den vernachlässigten Garten beschäftigt, dass er sie fast übersehen hätte. Sie saß auf einer Gartenschaukel am Ende des Rasens, der allerdings diese Bezeichnung nicht mehr verdiente, da er seit Jahren weder gemäht noch gepflegt worden war. Und sie sah so einsam, verlassen und unglücklich aus, dass er am liebsten wieder kehrtgemacht hätte. Doch etwas Unbestimmtes hielt ihn zurück.
„Melanie?“, rief er behutsam, um sie nicht zu erschrecken, aber sie zuckte trotzdem zusammen und goss dabei Tee aus der Tasse auf ihre langen, nackten Beine.
„Oh, das tut mir leid“, entschuldigte er sich, als er zu ihr trat, und reichte ihr ein Taschentuch.
„Wollen Sie es sich zur Gewohnheit machen, mich zu Tode zu erschrecken?“, fragte sie ärgerlich.
„Offensichtlich.“ Er zuckte die Schultern. „Entschuldigen Sie. Soll ich wieder gehen?“
Sie nahm sich Zeit mit ihrer Antwort und schien seine Frage ernsthaft zu überdenken. „Nein, ich denke nicht“, entschied sie schließlich. „Und da Sie schon mal da sind, können Sie sich auch setzen.“ Sie rutschte zur Seite, um ihm Platz zu machen.
Mike zögerte, da die Schaukel nicht sehr breit war.
„Wenn Sie sich nicht setzen, muss ich aufstehen“, erklärte sie. „Ich bekomme noch Nackenschmerzen, wenn ich die ganze Zeit zu Ihnen hochsehen muss.“
Da es außer dem wuchernden Gras keine andere Alternative gab, setzte Mike sich neben sie und gab sich dabei Mühe, sie nicht zu berühren. „Wie ich sehe, haben Sie noch nicht sehr viel Arbeit in den Garten investiert“, bemerkte er spöttisch, da er dachte, Angriff sei das beste Mittel zur Verteidigung.
„Ich weiß noch nicht mal, wo ich anfangen soll“, gestand sie nun. „Außerdem habe ich immer noch mit dem Haus zu tun.“
Er betrachtete sie skeptisch.
Sie ging unwillkürlich in die Verteidigung. „He, gucken Sie mich nicht so an. Ich habe gearbeitet. Und wie! Ich habe sogar das Wohnzimmer frisch gestrichen und neue Vorhänge genäht. Das Problem ist nur, dass danach alle anderen Räume furchtbar aussahen und das Projekt ausgeufert ist. Ich habe seit Tagen nichts anderes getan als gestrichen.“
Er hielt seine Überraschung nicht zurück. „Sie haben die ganzen Räume frisch gestrichen, seit ich Sie das letzte Mal gesehen habe?“
„Die meisten“, erklärte sie. „Die
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