Die Schwestern
schon zu spät, ihre Visionen deutlich da …
Du bist verrückt, schalt sie sich und liebkoste ihre Oberschenkel durch den Stoff, während sie an Jake dachte. Der coole,
dunkle Jake und ihre Schwester Delia. Sie vögelten wie die Tiere in einem riesigen Bett und schrien vor Lust …
Na prima, Deana, man könnte dich wirklich für eine Masochistin halten!
Es war kaum zu glauben, wie heftig sie auf diesen Gedanken reagierte. Delia hatte in dieser Lage viel mehr Vernunft an den
Tag gelegt. An ihrem «freien Abend» hatte sie die Gesellschaft eines anderen Mannes gesucht.
Für einen kurzen Moment erwog Deana, dies ebenfalls zu tun. Sie könnte nach oben schleichen und sich als Delia ausgeben. Es
könnte funktionieren, doch würde sie ziemlich auf Draht sein müssen, denn Peter könnte man nicht so leicht täuschen wie Jake.
Er war schon jahrelang mit Delia und ihr befreundet, und ihm würden die Unterschiede vielleicht auffallen. Diese waren zwar
fast nicht zu erkennen, doch sie existierten.
Ihr Plan hatte allerdings einen großen Makel, und insgeheim war Deana froh darüber. Peter wusste, dass Delia heute Abend ausgegangen
war, weil sie es ihm selbst erzählt hatte. Verdammt!
Unzufrieden erwog sie ihre Alternativen. Vielleicht sollte sie sich einen starken Drink einschenken und die ganze Nacht fernsehen?
Oder vielleicht zeichnen oder ein gutes Buch lesen …
Moment mal!
Bei dem Wort Buch kam ihr ein anderer Gedanke. Der sich erheblich von den anderen unterschied. Vor ihrem geistigen Auge erschien
die gedämpfte und dekadente Atmosphäre des
Siebzehn
. Und dann eine gewisse, wunderschöne Autorin mit einem langen, feuerroten Zopf und einem außergewöhnlichen Modegeschmack.
Vida Mistry.
Sie schrieb Bücher.
Deana ignorierte ihren bauschenden Morgenmantel und den fehlenden Gürtel und lief ins Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin schlug
sie sich einen Zeh an und stieß einen Fluch aus, dann tat sie den Schmerz mit einem Schulterzucken ab. Das gehörte wohl zu
einem Abend wie diesem dazu.
Neben dem Fenster stand ein mit Büchern vollgestopftesRegal, das jeden Augenblick umzustürzen drohte. Deana schaltete eine Leselampe an und ließ den Blick über die Buchrücken schweifen.
Wonach sie suchte, befand sich verborgen im untersten Regal. Zweifellos war es von Delia versteckt worden, die noch bis vor
ein paar Tagen stets darum besorgt war, «die gesellschaftliche Haltung zu wahren». Das Werk von Vida Mistry würde zwar nie
einen bedeutenden Literaturpreis erhalten, doch das machte ihre Bücher nicht weniger bemerkenswert. Die Bücher, die Deana
nun hervorzog, gehörten zu den schlüpfrigsten Werken moderner erotischer Literatur. Sie blätterte mehrere Bücher durch, unbewusst
auf der Suche nach etwas Bestimmtem. Eine Verbindung. Ein Name, der ihr seit dem Tag nach der Ausstellung im Kopf herumspukte.
Doch es überraschte sie nicht, dass sie noch nicht darauf gekommen war, schließlich war sie letzthin ein wenig durcheinander
gewesen.
Während sie Seite um Seite umblätterte, lächelte sie, als sich einige wie von selbst aufzuschlagen schienen. Diese Bücher
waren so sexy. Und einige waren sogar noch aufregender als andere.
Palast der Freuden. Rückkehr zum Palast der Freuden. Ein Typ zum Verlieben.
Das waren alles «heiße» Titel, doch wonach sie suchte, fand sich nicht in einem Roman.
Am Boden des Stapels wurde sie schließlich fündig.
Sieben Märchen von V. Mistry
. Eine Kollektion erotischer Kurzgeschichten, die ursprünglich im Erotikmagazin
Encounters
erschienen waren.
Der Buchdeckel der Mistry-Märchen war an den Ecken ausgefranst, und mehrere Seiten waren gewellt. Sie waren mehrere Stunden
der feuchten Luft eines Badezimmers ausgesetzt gewesen, als Deana versucht hatte, darin zu lesen, und sich gleichzeitig befriedigte.
Manchmal hatte wohl die Berührung mit einer Fingerspitze gereicht, ein anderes Mal hatten die mitreißenden Schilderungen sie
veranlasst, die Dusche oder den Wasserhahn aufzudrehen,um das laute Summen des Vibrators zu übertönen. Eigentlich, denn es gab nichts, weswegen sie sich schämen müsste. Außerdem
wusste sie, dass Delia Bescheid wusste.
Doch jetzt stand sie nicht im Badezimmer, und duschen musste sie auch nicht. Noch nicht einmal der Vibrator war vonnöten.
Sie wurde bereits innerlich von Flammen verzehrt, und das aus bloßem Neid. Weil ihre Schwester das bekam, was sie selbst haben
wollte.
Doch Eifersucht war
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