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Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Die Schwesternschaft des Schwertes - 8

Titel: Die Schwesternschaft des Schwertes - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Matrixwaffenschirme zusammen vernichtet und den streitenden Sippen einen Frieden aufgezwungen, der vom Kilghard-Gebirge bis nach Nevarsin reichte.
    Irgendein Überbleibsel dieses Schreckens war nun zurückgekehrt, um ihn zu quälen. Denn Varzil lag in dem blau eingehüllten Turm und war in seinem Körper gefangen - eingeschlossen in seinem Geist. Die Schlacht, die er allein führte, drohte die ganze Stadt zu vernichten.
    »In den letzten vierzig Tagen sind über zweihundert Menschen ums Leben gekommen«, erläuterte Cavan, als Falan mit einem Holztablett voller ordentlich ausgelegtem Fleisch und Käse zurückkehrte. Es gab auch eine Flasche besten cathonischen Weins und vier mit aufwendigen Ornamenten verzierte Steintassen.
    »Wie kannst du den nur ertragen, Cavan?«, fragte Aislinn, als Falan wieder gegangen war. Sie schüttelte sich. »Bei all dem Metall?«
    »Ich bin daran gewöhnt, dass andere sich wieder mit Metall behängen, Cara. Ich kann es zwar selbst nicht tragen, aber ich habe Verständnis dafür, warum die jungen Leute meine Abneigung nicht nachvollziehen können.«
    Auf seinem rechten Handrücken verlief eine tiefe, sich krümmende Narbe, die bis unter den Hemdsärmel reichte. Im ganzen Raum gab es kein Metall. Sogar der Kaminrost bestand aus Ornamentgestein. Kein Metall, das einen matrixgenerierten Blitz anziehen konnte. Kein Metall, das die spritzenden Haftfeuerstichflammen anziehen konnte, die der Feind versprühte.
    Aislinns Gesicht war von Haftfeuernarben entstellt. Lucie hatte es das Augenlicht gekostet. Knochenwasserstaub hatte Fergus’ Bruder Angus getötet, und Cavans ältere Schwester war in seinen Armen gestorben, weil sie Lungenschleim eingeatmet hatte. Nach zwanzig Jahren waren ihre Kleider noch immer geschnürt, mit Leder gebunden oder mit Holzknöpfen verschlossen.
    Lucie hatte sich erst in den letzten Jahren überwinden können, wieder eine Nadel anzufassen. Ihre laran verstärkte Sicht hatte zu einigen interessanten Variationen bei der Kreation neuer Stickmuster geführt.
    Unter ihren Füßen zitterte es leicht. Alle erstarrten. Dann wurden sie von einem zweiten Beben durchgeschüttelt, das noch heftiger war. Cavan stand auf und bedeutete den anderen, ihm zu folgen.
    Fergus leerte zuvor seinen Becher.
    »Falls ihr nicht zu müde seid, Freunde, glaube ich, ist jetzt die Zeit, dass wir anfangen. Seit Varzil sich im Turm verbarrikadiert hat, ist es niemandem gelungen, zu ihm durchzudringen. Als mir nichts anderes mehr einfiel, habe ich nach euch schicken lassen.«
    Sie gingen schnell durch den Korridor und stiegen mehr Treppenstufen hinauf, als Aislinn zu zählen wagte. Cavan führte Lucie, Fergus stützte Aislinn. Trotzdem pulsierte ihr Bein bald wieder vor Schmerz. Sie blieben dreimal stehen, um abzuwarten, dass sich ihr Zittern wieder legte. Von den Steinwänden wehte Staub wie weißer Regen herunter. Je näher sie Varzil kamen, desto heftiger wurde das Beben.
    Die Turmtür war von dichtem, wirbelndem blauen Dunst blockiert. Die gleiche Farbe nahm die Luft im Freien an, kurz bevor ein Haftfeuertropfen explodierte. Aislinn schüttelte sich, als Cavan sie in einen kleinen Raum führte, der einige Türen von ihnen entfernt lag.
    Nun übernahm ihr Instinkt. Sie war Varzils Unterbewahrerin gewesen, also geleitete sie die anderen zu den dick gepolsterten Sofas und auf ihre Plätze. Als alle bereit waren, nahm sie ihren Matrixstein heraus und konzentrierte sich auf ihn. Bei einem Angehörigen der Gruppe nach dem anderen verlangsamte sich die Atmung. Ihre Herzen begannen im selben Rhythmus zu schlagen.
    Sie fassten sich in einem mentalen Kreis an den Händen, und Aislinn führte sie mit einem kaum hörbaren Klicken in die Überwelt.
    Es war viele Jahre her, seit sie zum letzten Mal hier gewesen war.
    Nach den schmerzhaften Jahren empfand sie ihren Überweltkörper als wahre Freude. Sie ragte gerade und groß auf und berührte ihr Gesicht verwundert mit den Händen. Ihre Haut war glatt und weich und hatte keine Ähnlichkeit mit der Grimasse, vor der die kleinen Kinder schreiend fortliefen.
    Sie drehte sich leicht, und Lucie stand neben ihr. Das bestickte Band war weg, ihre Augen strahlten in weichem Grün. Ein glückliches Lächeln legte sich auf ihre Züge, als sie ihre Augen berührte. Auch Fergus war größer und schlanker. Auf seinem Kopf wuchs rotbraunes Haar. Nicht eine Narbe verunstaltete sein Gesicht.
    Cavan streckte erfreut seine narbenlosen Hände aus. Aislinn musterte die ihren.

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