Die Schwesternschaft des Schwertes - 8
von der alten Matrixschirmkraft wurde freigesetzt.
Varzils Schreie wurden zu einem Wehklagen. Die stummen Schirme in Tramontana erwachten vibrierend wieder zum Leben. Lucie nähte weiter. Die anderen konzentrierten all ihre Energie auf sie.
Ihre Konstruktion weitete sich spiralförmig aus. Sekunden später war sie riesengroß und legte sich gänzlich um den Umhang, bis Lucie ein gigantisches Netz aus reiner Energie in den Händen hielt.
Cavan wankte erneut, entglitt der Verbindung und kehrte in seinen sterbenden Körper zurück. Ein leises Ploppen ertönte, dann war er tot. Doch im nächsten Moment stand er neben seiner Schwester und Angus MacAran. Lucie reichte allen eine Seite des gewobenen Netzes, und sie wandten sich gemeinsam um, damit sie das entweichende Böse darin einfangen konnten.
Dann verteilten sie sich und zogen das Netz nach vorn. Als es das Blau berührte, stoben Funken, und sie wankten vor Schreck. Aislinn spürte, dass ihr echter Körper vor Schmerzen zuckte. Sie knirschte mit den Zähnen, griff mit ihrem Laran zu und tat alles, damit jedermann in Thendara, der auch nur mit der geringsten Spur dieser Kraft gesegnet war, mit der Überwelt und ihrem Kampf Verbindung aufnehmen konnte. Die Zeit in der Stadt stand still, als jung und alt, Comyn oder Gemeiner, dem Netz Energie zuführten.
Es wurde immer größer, bis es das Böse ganz einhüllte. Sie rissen es wie eine Decke hoch und warfen es über den pulsierenden Stein.
Als das hässliche Leuchten unter der Funken sprühenden Decke verborgen war, nahm Lucie erneut ihre Nadel und nähte das Netz so dicht, bis es eng um den Ring lag. Beim letzten Stich leuchtete es in einem hellen Silbergrün. In seiner jetzigen Form passte es in zwei zu Schalen geformte Hände. Es pulsierte im Rhythmus mit Varzils wankendem Herzschlag. Dann erlosch sowohl das eine wie das andere.
Aislinns Kontrolle über die Stadt brach im gleichen Moment zusammen, und sie wurden in ihre echten Körper in den Raum neben dem Turm zurückgeschleudert.
»Verdammter Mist!«, fluchte Aislinn. Sie ächzte und rappelte sich von ihrem Lager auf. Ihr ganzer Körper war von Schmerz erfüllt, und ihr Bein fühlte sich an, als sei es in einen Schraubstock geklemmt. Cavan Hastur lag gefasst da, als schliefe er. Auf seinem leblosen Gesicht war der Anflug eines Lächelns zu erkennen. Lucie richtete sich langsam auf. Fergus kam mit einem Schnauben zu sich.
Sie brauchten nicht hinzusehen. Sie wussten auch so, dass der Tramontana-Turm nur noch ein Schutthaufen war. In Hali und Corandolis hatte es mehrere Tote gegeben. Die junge Bewahrerin Neskayas litt an einem Schock. Aislinn wollte gar nicht wissen, wie viele Menschen während ihrer verzweifelten Aktion ums Leben gekommen waren.
Der Nordturm war sauber vom Rest der Burg abgetrennt. Mit seiner letzten Handlung hatte Varzil versucht, seine Freunde zu schützen. Als man seine Leiche aus den Trümmern barg, war der Stein seines massiven Rings stumpf und zerbrochen. Man brachte seine und Cavan Hasturs sterbliche Überreste in vollem Staat nach Hali. Der König geleitete sie persönlich hinter den Schleier und in den Tempel. Dort würden sie bis in alle Ewigkeit ruhen.
Die drei überlebenden Rächer verließen schweigend die Stadt.
Aislinn wünschte sich, sie wäre so mutig, noch einmal in die Überwelt zurückzukehren, um zu sehen, wie es Varzil dort erging.
Doch sie wusste, dass die Verlockung, dort zu bleiben, zu groß war.
Da war es schon besser, ins Gildenhaus am Meer zurückzukehren und darauf zu warten, bis die Götter sie abberiefen.
Mehrere junge Entsagende boten den alten Menschen an, sie nach Hause zu begleiten, was dazu führte, dass Fergus sich laut lachend in den Sattel schwang. Aislinn fluchte nur und schüttelte die helfenden Hände ab, als sie steif ihr Pferd bestieg.
»Avarra!«, knurrte sie, »alt zu werden ist schrecklich.«
Über Andrew Rey und ›Comyn berührt man nicht‹
Einmal im Jahr erhalten wir auch eine brauchbare Erzählung von einem Mann. Ich sehe sie allmählich als Quotenmänner. Die Autoren dieser Anthologienreihe sind in stark überwiegendem Maße weiblichen Geschlechts, obwohl ich in dieser Hinsicht keinerlei Vorurteile hege. Es ist nun mal so, dass ich die meisten lesbaren Texte von Frauen bekomme. In der folgenden Geschichte tritt Peter Haldane auf, den die Leser von Die zerbrochene Kette, Gildenhaus Thendara und Die schwarze Schwesternschaft schon kennen.
Wenn ich’s mir recht überlege, war auch
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